Glücksspielgesetzgebung in Deutschland: Das Jahr 2026 als möglicher Wendepunkt?

Der Glücksspielstaatsvertrag in Deutschland gilt in seiner jetzigen Fassung seit 2021, wobei es zwischenzeitlich einzelne Änderungen gab. Bis Ende 2026 findet erstmal eine umfassende Evaluierung statt, die bereits 2021 festgelegt wurde. Ziel ist es, die Erfolge bei Marktregulierung, Spielerschutz und Bekämpfung des Schwarzmarktes zu prüfen. Die Bewertung wird durch die Glücksspielaufsichtsbehörden der Länder erfolgen und in einem umfassenden Bericht bis spätestens 31. Dezember 2026 vorliegen.

Eines der Hauptziele wird sein zu erkennen, wie gut die Kanalisierung in den legalen Bereich funktioniert hat. Hier waren zwischenzeitlich Bedenken angemeldet worden, Studieren sprachen von einem hohen Schwarzmarktanteil, stellenweise wurde die Regulierung als „zu hart“ deklariert. Ob das wirklich so ist und welche neuen Maßnahmen bei einer Neufassung des Glücksspielstaatsvertrags ab 2028 erwartbar sind, wird sich 2026 zeigen.

Status Quo im deutschen Glücksspiel seit 2021

Die deutsche Regulierung ähnelt den Maßnahmen vieler anderer EU-Länder, insbesondere in Dänemark findet eine ähnlich strenge Umsetzung statt. Andere Länder, wie beispielsweise Österreich, gehen einen gänzlich anderen Weg und setzen auf ein Monopol. Hier wird seit Jahren über eine Regulierung ähnlich wie in Deutschland gesprochen, die Forderungen hierzu werden lauter.

Österreich ist ein prominentes Beispiel, denn die Monopolisierung im Land führt dazu, dass sich viele seriöse EU-Anbieter niederlassen konnten, weil das Interesse der Spieler von Österreichs bisherigem Angebot nicht gedeckt wird. Die seriösen EU-Anbieter findet man in diesem Vergleich gegenübergestellt und mit allen Stärken und Schwächen. Ob Deutschland für Österreich als Beispiel dienen wird, ist Stand 2025 allerdings unklar.

Die Maßnahmen Deutschlands zielen primär auf den Spielerschutz ab, schränken dabei aber die Vielfalt des Angebots stellenweise ein. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören die OASIS-Spielersperrdatei, strenge Identitätsprüfungen, Werbeverbote und ein eingeschränktes Spieleangebot. So sind Tischspiele laut Glücksspielstaatsvertrag von 2021 im Onlinebereich verboten und dürfen nur lokal in Spielbanken angeboten werden.

Spielersperrsystem OASIS dürfte wichtiges Thema der Evaluierung sein

Ein Hauptmerkmal der Evaluierung dürfte das Spielersperrsystem OASIS sein, denn es hat sich in den letzten Jahren als eine der erfolgreichsten Maßnahmen des Spielerschutzes etabliert. Die Zahlen aus dem Jahr 2025 zeigen, dass die Anzahl der Sperren seit 2022 stetig nach oben gehen. Mit mehr als 350.000 Sperren im Dezember 2025 wird klar, dass der Bedarf an einem Ausschluss gefährdeter Spieler da ist und dass OASIS in seiner jetzigen Form eine wichtige Rolle beim Thema Spielerschutz spielt.

Die Zahlen zeigen auch, dass sich seit 2021 die Anzahl der angeschlossenen Anbieter deutlich erhöht hat. Aus einst 460 Betreibern in 2021 sind mittlerweile 8.700 Betreiber mit über 40.000 Spielstätten geworden. Im Rahmen der Evaluierung wird zu prüfen sein, ob die Spielersperrdatei wirksam gegen Sucht funktioniert und ob neben Selbstausschlüssen auch der Zugang zu Therapiemöglichkeiten vorhanden ist.

Attraktivität vs. Regulierung als Thema im Rahmen der Evaluierung

Eine weitere Frage dürfte sein, ob das bisherige Spielangebot mit seinen Rahmenbedingungen attraktiv genug ist, um Spieler zur Abwendung von Graumarktangeboten zu bewegen. Laut einer Studie von 2023 verfehlt der Glücksspielstaatsvertrag seine Ziele mit einem immer noch sehr hohen Graumarktanteil. Branchenvertreter sehen darin verschiedene Ursachen, unter anderem scheint die Besteuerung ein Problem zu sein.

Während die meisten Länder Europas eine Bruttospielumsatzsteuer erheben, setzt man in Deutschland auf eine Spieleinsatzsteuer. Jeder geleistete Einsatz muss mit 5,3 Prozent durch die Betreiber besteuert werden, unabhängig von Gewinn oder Verlust des Spielers. Das hat für die Betreiber wirtschaftliche Folgen und zwingt sie dazu, die Gewinnraten runterzusetzen. Infolgedessen sinkt die Attraktivität für Spieler und die Gefahr besteht, dass sie zu seriösen und besser zahlenden EU-Anbietern wechseln.

Auch die Einschränkung bezüglich Tischspielen könnte noch einmal ein Diskussionspunkt werden. Blackjack und Roulette waren in der Fassung des Glücksspielstaatsvertrags von 2021 im Onlinebereich gänzlich untersagt worden, weil sie als zu gefährlich und suchtfördernd gelten. Allerdings sind genau diese Spiele für Spieler attraktiv, was wiederum ein Trigger für den Graumarkt sein könnte. Poker ist erlaubt, allerdings gelten hier strenge Separierungsmaßnahmen zwischen Poker- und Automatenangebot.

Netzsperren-Änderungen bereits vor Evaluierung in Kraft

Über die Nutzung von Netzsperren wird man während der Evaluierung nicht mehr sprechen müssen, denn die geplanten Änderungen im zweiten Glücksspieländerungsvertrag erweitern die Mechanismen bereits ab 2026 grundlegend. Damit soll eine noch effektivere Bekämpfung von illegalen Spielangeboten möglich werden.

Das Kernziel besteht darin, Internetprovider mit in die Pflicht zu nehmen. Sie werden ab 2026 verantwortlich dafür sein, den Zugang zu nicht-lizenzierten Seiten zu blocken, um damit illegale Glücksspiele effektiver zu bekämpfen.

In der Praxis wird es so aussehen, dass Internetanbieter wie die Deutsche Telekom oder Vodafone auf Anordnung der gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder den Zugang zu illegalen Glücksspielseiten sperren müssen. Man wird hier auf eine technische Blockade mit DNS-Sperre oder IP-Sperre setzen, die innerhalb kurzer Zeit umzusetzen ist. Die Provider müssen die angeordnete Umsetzung nachweisen, bei Nichteinhaltung können sie haftbar gemacht werden.

Damit erweitern sich die Kompetenzen der GGL deutlich, denn die Behörde kann Provider jetzt direkt anweisen, anstatt nur gegen die Betreiber der illegalen Glücksspielseiten zu klagen. Voraussetzung wird sein, dass es sich um ein nachweislich illegales Angebot ohne deutsche Lizenz handelt. Betroffen sind also nicht nur dubiose Schwarzmarktseiten, sondern auch seriöse und legale Offshore-Anbieter, die eine Lizenz in der EU, aber nicht in Deutschland haben.

Auch selektive Sperren werden neu dazukommen und präzisere Ausschlüsse ermöglichen. Anstatt vollständige Domains zu sperren, sollen nur problematische Unterseiten blockiert werden, um die Verhältnismäßigkeit zu wahren und einer Internetzensur vorzubeugen. Legale Bereiche sollen weiter bestehen bleiben, hierfür werden vor allem URL-Filter und Content-Delivery-Networks zum Einsatz kommen.

Ausblick des Marktes für 2026 und darüber hinaus

Wie entscheidend sich die Änderungen und Evaluierungen 2026 auf den Glücksspielmarkt Deutschlands auswirken, ist bislang nicht absehbar. Es wird darauf ankommen, welche neuen Maßnahmen 2026 beschlossen werden und ob der Glücksspielstaatsvertrag 2028 tatsächlich erneuert wird. Von einzelnen Bundesländern waren bereits Stimmen laut geworden, die eine Weiterentwicklung des bisherigen Glücksspielgesetzes auf Bundeslandebene betonten.

Wird man sich nicht mit allen 16 Bundesländern auf eine Gesetzgebung einigen können, könnte es diesbezüglich verstärkte Maßnahmen geben. Dann käme man erneut zu einer Flickenteppichlösung, die durch die Installation der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder eigentlich zur Vergangenheit gehören sollte. Wichtig wird sein, die Interessen der Spieler einerseits und die Interessen der Betreiber andererseits gegeneinander abzuwägen und eine moderate Lösung für beide Seiten zu installieren.

Foto von Erik Mclean auf Unsplash

PM

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