Das politische Wort zum Sonntag – mit aktuellen und historischen Beiträgen

Am 14. November 2005 wurde mein Onkel Dieter Kunz im Alter von 53 Jahren tot in seiner Wohnung gefunden. Nachdem sein Briefkasten länger nicht geleert wurde, er nicht aufgemacht hat, man ihn nicht erreichen konnte und er einen wichtigen Termin verpasst hat, wurde veranlasst, dass die Polizei nachschaut und hat ihn letztendlich leblos aufgefunden.

Da er leider sehr ungesund gelebt hat, musste es irgendwann einmal so kommen. Bereits mit 37 war ein Arzt so entsetzt von seinen körperlichen Werten, dass er ihm sagte, wenn er so weitermache, würde er keine 40 mehr. Er entgegnete ganz locker und selbstironisch, dass er dass auch gar nicht vor hat. Das war halt seine Grundhaltung. Aber trotzdem habe ich ihn sehr geschätzt und sein überraschender Tod hat mich sehr getroffen. Als Kind hat er regelmäßig auf mich aufgepasst, war oft mit ihm Urlaub und kam auch später regelmäßig zu Besuch und hat viel mit mir unternommen. Da er selbst keine Frau und Kinder hatte, hatte er natürlich auch mehr Zeit. Obwohl er phlegmatisch war, ging er gern auf Reisen, wurde aber in seinen letzten Jahren leider immer bequemer und auch seiner eigenen Gesundheit gegenüber gleichgültiger, was seinen Tod mit herbeiführte.

An dieser Stelle möchte ich noch auszugsweise meine Cousine Tamara zitieren: „Selbstverständlich war das schlimm … Aber so spielt das Leben. Wir sollten nicht traurig zurückdenken, sondern mit einem Lächeln an unsere Liebsten – und jeden Tag nutzen und genießen so gut es geht!“
Eine Sache hat mich damals aber sehr gerührt: Dieter war bei einer Leihfirma beschäftigt, seinerzeit aber ohne Beschäftigung. Da er auch dort einen Termin verpasst hat und auch telefonisch nicht erreichbar war, ging sein Ansprechpartner bei ihm vorbei und erfuhr durch einen Nachbarn von seinem Ableben. Es war ihm sehr wichtig, seine Angehörigen ausfindig zu machen, rief bei meinen Eltern an und erreichte mich. Er fragte nach der Anschrift, damit die Firma eine Karte schreiben konnte und bat um meine E-Mailadresse, damit ich die Karte an möglichst viele Menschen weiterleiten kann. In seiner Kondolenz schrieb er ausführlich über seine Zusammenarbeit mit ihm. Es war offensichtlich, dass mein Onkel für ihn nicht nur eine Nummer war, sondern er und seine Kollegen sich intensiv um ihre Leute gekümmert haben. Als ich nach meiner Coronainfektion nicht zur Arbeit erschien, rief von der DB niemand bei mir an, sondern ich erhielt nach ein paar Wochen ein Schreiben, dass ich zum Rapport zu erscheinen habe. Dort wurde ich getadelt, dass ich mich nicht korrekt abgemeldet und vergessen habe, ein Formular einzureichen und ich erhielt dafür gleich zwei Abmahnungen. So geht also die DB mit ihren Mitarbeitern um…
Aber auch in dieser Woche muss ich mich um geschichtliche und aktuelle Themen kümmern. So z. B. die Bombardierung Coventrys vom 14. November 1940. Ich verneige mich in Demut und Ehrfurcht vor dem heroischen britischen Volk und seinem heldenhaften Premierminister Winston Churchill, für das, was sie im Zweiten Weltkrieg erleiden mussten. Allerdings wurden von Churchills Vorgänger Fehler gemacht. 1938 hat man die Tschechoslowakei verraten und 1939 ließ man Polen im Stich. Hätte man da Nazi-Deutschland bereits in die Schranken gewießen, wären die Bombardierungen Coventrys und vieler anderer Städte Großbritanniens zu verhindern gewesen. Aber unter Winston Churchill hielt Großbritannien dagegen und bereitete 1941 die Befreiung Europas mit US-amerikanischer Hilfe vor. Dafür bin ich als West-Deutscher den Briten bis heute dankbar. Aber heute schaue ich mit Sorgen auf die Insel. Das Königreich versinkt im Chaos und rechte Kräfte sind auf dem Vormarsch. Winston Churchill würde sich im Grabe rumdrehen, würde er sehen, wie sein geliebtes Heimatland zugrunde geht. Großbritannien muss sich dringend wieder auf den Geist des Krieges besinnen und aus der aktuellen Abwärtsspirale rauskommen.
Am 14. November 1990 wurden die deutsch-polnischen-Grenzverträge unterschrieben, was längst überfällig war, damit die beiden Länder endlich nach vorne schauen konnten. Es war von den CDU-Regierungen 1949-1969 einfach nur schäbig, der vertriebenen Bevölkerung Hoffnungen zu machen, dass sie eines Tages wieder in ihre Heimat zurückkehren könnte, um deren Stimmen bei Wahlen zu bekommen. Die Oder-Neiße-Linie wurde von den Alliierten festgesetzt und durch Deutschlands bedingungslose Kapitulation akzeptiert. Und die eigentlichen Opfer waren die dorthin vertriebenen Polen, die nichts für Deutschlands Angriffskrieg konnten und ebenfalls ihre Heimat verloren. Auch diese konnten nicht mehr in ihr Stammland zurück. Darüber hinaus wurden in den ehemaligen deutschen Ostgebieten im Laufe der Zeit viele neue Bewohner geboren, denen die Region Heimat wurde und die kein Interesse hatten, in das Land ihrer Vorfahren zurückzukehren. An diesem Tag wurde die Realität endlich auch offiziell anerkannt und man konnte eine europäische Zukunft mit starken deutschen und polnischen Akzenten planen. Und unsere europäischen Errungenschaften sind aktuell stark gefährdet und jeder muss seinen Teil dazu beitragen, dass diese bestehen bleiben.
Aber es gibt auch aktuelle Themen, die angegangen werden müssen. So wird derzeit viel über den Wehrdienst, aber nicht über den Ersatzdienst gesprochen. Wenn die Wehrpflicht wieder eingeführt werden soll, muss es auch die Möglichkeit eines angemessenen Ersatzdienstes geben. Dieser muss auch aufgewertet und finanziell attraktiver gemacht werden, denn wir haben in unserem Land in allen möglichen Bereichen Mängel, wofür es auch an Freiwilligen bedarf. Diese müssen fair vergütet werden und es muss für sie Wohnraum geben, da nicht alle bei den Eltern wohnen bleiben können. Und wohnen darf nicht zur Kostenfalle werden, da viele sonst von sozialen Diensten abgeschreckt werden könnten.
Dann hat mich noch dieser Vorfall um DB InfraGo fassungslos gemacht:
Da ich da selbst mal gearbeitet habe, bin ich nur bedingt überrascht über diese Missstände. Aber trotzdem ist es ein starkes Stück, dass die BRB kurz vor der Kapitulation vor den Zuständen bei der DB ist. Ich habe in meiner Zeit dort ebenfalls schlechte Kommunikation, aber auch viele Ausreden und eine extrem schlechte Fehlerkultur erlebt, so dass ich davon ausgehe, dass die Talsohle noch nicht erreicht ist. Ich kann leider selbst nicht mehr zur Verbesserung beitragen, da ich bereits vor 1 1/2 Jahren (nicht ganz freiwillig) den Dienst quittiert habe, weil ich es irgendwann einfach Leid war, die Steine aus dem wegzuräumen, die mir in den Weg gelegt worden (die oben erwähnten Abmahnungen sind nur die Spitze des Eisberges, von dem was ich da erlebt habe). Aber ich werde ab jetzt noch offener über Dinge reden, die ich bei DB InfaGo (damals noch Netz) erlebt habe, damit der Druck steigt und die Verantwortlichen gezwungen werden, die Probleme endlich anzugehen. Da dies auch viele aktuelle und ehemalige Kollegen lesen bitte ich, es mir gleich zu tun. Wer schweigt, macht sich mitschuldig und die Missstände bei der DB stärken extremistische Kräfte. Die Bombardierung Coventrys war kein plötzliches oder zufälliges Ereignis, sondern das Ereignis jahrelangen Staatsversagens und Erstarkens radikaler Kräfte. NIE WIEDER IST JETZT!
Marcel Kunz

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