Mit dem ersten BWIHK-Tag hebt der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) ein neues, landesweites Format aus der Taufe. Es öffnet den Blick hinter die Kulissen der Arbeit im Dachverband, um die interne Vernetzung zu stärken – und markiert zugleich unseren öffentlichkeitswirksamen Auftakt zur Landtagswahl 2026. In der BWIHK-Wahlarena, dem abendlichen Höhepunkt, erörtern die Spitzenkandidaten zur BW-Wahl dazu unter dem Leitmotiv ‚Kurs Wirtschaftswende‘ gemeinsam mit der Wirtschaft die dringend notwendigen Weichenstellungen der kommenden Legislaturperiode.
„Baden-Württemberg ist wirtschaftlich noch stark, doch der Druck ungelöster struktureller Probleme in einem seit 2022 anhaltenden ökonomischen Abschwung zehrt sichtbar an dieser Substanz. Wir brauchen deshalb einen klaren politischen Fahrplan zum ‚Kurs Wirtschaftswende‘, der an zentralen Eckpunkten ansetzt: Dazu gehören Regulatorik/Verwaltung, Industrie/Innovation, Bildung/Fachkräfte und genauso Infrastruktur/Energie. So kann nach der Wahl mit den richtigen Schwerpunkten an notwendigen Lösungen gearbeitet werden. Wie die Vorstellungen der Kandidaten in drei dieser Themenfelder aussehen, prüfen wir heute intensiv in unserer Wahlarena“, betont BWIHK-Präsident Dr. Jan Stefan Roell.
BWIHK-Tag: Start mit Einblicken in den Maschinenraum der Landesarbeit
Zu Beginn gibt es tiefere Einblicke in die BWIHK-Arbeit mit einem neuen Vernetzungs- und Dialogformat. Dieses richtet sich speziell an Vertreterinnen und Vertreter des Ehren- und Hauptamts aus IHK-Präsidien, Geschäftsführungen, Ausschüssen und Vollversammlungen aller zwölf IHKs. Im Mittelpunkt stehen das WAS, WER und vor allem WIE der Interessenvertretung auf BWIHK-Ebene – mit den besonderen Herausforderungen im Spannungsfeld von Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Verbänden.
Präsident Dr. Roell zum Auftakt: „Wir öffnen ganz bewusst den Blick in unseren Maschinenraum – bei den Themen und den Gesichtern dahinter. Wir zeigen, was landesweite IHK-Arbeit leisten kann, wer sie trägt und wie sie in ausgewählten Themenkreisen wirkt. Denn die großen Herausforderungen für unsere Unternehmen und den Standort lassen sich nur im Schulterschluss lösen. Wir nehmen dazu heute gerne den Input aus der regionalen IHK-Interessenvertretung vor Ort auf. So wird das Netzwerk noch enger, und wir können den ‚Kurs Wirtschaftswende‘ mit noch mehr praktischen Beispielen und Impulsen unterfüttern.“
Der BWIHK-Präsident ergänzt: „Wir konnten dafür auch hochkarätige externe Gäste einbinden – mein Dank für die Mitwirkung geht u.a. an: Dr. Werner Götz | CEO TransnetBW, Johannes Schwörer | Geschäftsführer SchwörerHaus KG, Stefan Siebert | Vorstandsvorsitzender Landesbausparkasse Süd, Marcel Gölz | Manger bei Deloitte GmbH, Ulrich Betzold | Geschäftsführer Arnulf Betzold GmbH, Volker Hasbargen | Geschäftsführer Hans-H. Hasbargen GmbH & Co. KG, Martin Dätwyler | Direktor Handelskammer beider Basel, François Mazière | Hauptgeschäftsführer CCI Grand Est.“ Alle Programmteile und die Mitwirkenden finden sich auf der Landingpage zur Veranstaltung.
Wahlarena: Die Spitzenkandidaten im Wirtschafts-Check
Am Abend Punkt 19:00 Uhr richtet sich der Blick ganz auf die Landespolitik. In der BWIHK-Wahlarena stellen sich Cem Özdemir (Grüne), Manuel Hagel (CDU), Andreas Stoch (SPD), Dr. Hans-Ulrich Rülke (FDP), Markus Frohnmaier (AfD) und Kim Sophie Bohnen (Die Linke) den wirtschaftspolitischen Fragestellungen und Erwartungen der Südwestwirtschaft. Moderiert wird die zweistündige Diskussion von Anja Lange und BWIHK-Präsident Dr. Roell.
Roell: „Unsere Konjunkturschwäche ist kein Zufall und kein Schicksal, sondern Ausdruck massiver struktureller Probleme und mangelnder Wettbewerbsfähigkeit am Standort. Diese sind die eigentliche Ursache – von überbordender Regulierung und Innovationshemmnissen über ungelöste Fragen bei Fachkräften bis zu hohen Standortkosten inmitten einer Infrastruktur mit erheblichem Sanierungsbedarf. Diese Strukturkrise muss die Politik endlich angehen. Entscheidend dafür ist die kommende Legislaturperiode.“
Der BWIHK-Präsident verweist auf zentrale Kennzahlen:
- Bürokratiekosten: Laut IHK-Unternehmensbarometer 2025 sehen rund 90 Prozent der Betriebe eine Verschlechterung ihrer Wettbewerbsbedingungen durch Bürokratie und Auflagen. Das ifo-Institut beziffert die daraus resultierenden Wertschöpfungsverluste auf 146 Mrd. Euro jährlich.
- Innovation: Trotz eines europaweiten Spitzenplatzes mit der FuE-Quote von 5,7 Prozent des BIP haben sich Innovationsbedingungen laut IHK-Innovationsreport von Note 2,4 auf 3,1 verschlechtert. Ein Viertel der Südwestunternehmen betreibt keine Forschung und Entwicklung – vor allem wegen bürokratischer Hürden.
- Fachkräfte: Licht und Schatten bei der Fachkräftebasis – trotz starker dualer Ausbildung fehlt es zunehmend an Ausbildungsreife und geeigneten Bewerbungen. Gleichzeitig sinkt im Hochschulbereich die Zahl der MINT-Absolventen, obwohl mehr junge Menschen studieren.
- Infrastruktur: Straßen, Schienen und Wasserwege stehen unter erheblichem Sanierungsbedarf. Trotz geplanter Landesmittel von rund 425 Mio. Euro im Sanierungsprogramm 2025 für Erhaltungsmaßnahmen von Straßen und Brücken bleibt der Investitionsrückstand mit Blick auf alle nötigen Maßnahmen groß. Auch die Verfügbarkeit von Industrie-, Logistik- und Gewerbeflächen wird zunehmend zum Standortrisiko.
- Energie: Laut BWIHK-Energiewendebarometer sehen Betriebe deutlich mehr Risiken als Chancen. Besonders energieintensive Unternehmen reagieren mit Produktionsverlagerungen, Hauptgrund sind hohe Energiepreise.
Präzise Fragen und Statement-Formate für klare Antworten politischer Spitzen
Die Wahlarena nutzt unterschiedliche Elemente für einen umfassenden Wirtschafts-Check. In den Themenfeldern Regulatorik/Verwaltung, Energie sowie Bildung/Fachkräfte stellen sich die Spitzenkandidaten präzisen Fragen, geben unter Countdown Statements ab und bekennen in kurzen Ja/Nein-Runden Farbe.
Roell betont: „Der Standort braucht klare Antworten, keine Schlagwort-Diskussionen. Wenn wir den Negativtrend nicht umkehren, verlieren wir, was Baden-Württemberg groß gemacht hat. Für unsere Unternehmen ist der Kurswechsel nicht verschiebbar. Dafür braucht es den wirtschaftspolitischen Realitätscheck. Wer in Baden-Württemberg regieren möchte, muss diesen bestehen – in den Themen, die unsere Betriebe täglich herausfordern.“
Er ergänzt abschließend: „Klar ist, die Landespolitik kann nicht alle Stellschrauben allein richtig justieren, aber vieles bewegen: mit ehrlicher Aufgabenkritik, effizienteren Ressortstrukturen und Vertrauen in unternehmerisches Handeln statt staatlicher Kontrolle sowie entschiedenem Einsatz für BW in Berlin und Brüssel. Wir brauchen darüber hinaus eine Politik der Umsetzung statt der Ankündigung mit einem Wechsel im Mindset: weg vom ‚Nein, weil‘ hin zum konstruktiven ‚Ja, wenn‘.“
Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) ist eine Vereinigung der zwölf baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern (IHKs). In Baden-Württemberg vertreten die zwölf IHKs die Interessen von mehr als 650.000 Mitgliedsunternehmen. Zweck des BWIHK ist es, in allen die baden-württembergische Wirtschaft und die Mitgliedskammern insgesamt betreffenden Belangen gemeinsame Auffassungen zu erzielen und diese gegenüber der Landes-, Bundes- und Europapolitik sowie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und anderen Institutionen zu vertreten.
PM Baden-Württembergischer Industrie- und Handelskammertag