Heute wäre mein guter Freund Rainer Pfeiffer 40 geworden, wenn er nicht vor über 11 Jahren auf tragische Weise aus dem Leben geschieden wäre. Im Laufe der Zeit lernt man, mit dem Verlust umzugehen, aber an Tagen wie heute vermisst man ihn natürlich sehr. Jedes Jahr an seinem Geburtstag und natürlich auch am Todestag denke ich an ihn. Möge er in Frieden ruhen.
Das politische Wort zum Sonntag: mit einem Nachruf und aktuellen Ereignissen
Dann möchte ich an dieser Stelle noch diesmal Lied erwähnen, dass ich mir auch für meine Beerdigung rausgesucht habe (ich hoffe, alle verstehen die niederbayerische Mundart):
Man muss sich immer bewusst sein, wie schnell das Leben vergeht und man weiß nie, wen man wie lange noch um sich hat. Ich hätte mir an Rainers 28. Geburtstag auch nicht träumen lassen, dass er nicht einmal mehr ein Jahr noch unter uns sein wird.
Aber es gibt auch aktuelle Anlässe, über die berichtet werden muss und ich bin es auch Rainer schuldig, weiterhin Missstände knallhart anzusprechen.
So war letzte Woche Energie Cottbus bei 1860 München zu Gast. Wenn diese Ostklubs mit ihren aggressiven Fans kommen, meide ich München großflächig, weil ich schlicht und einfach ein mulmiges Gefühl habe. Und um noch einmal die Debatte über deutsche Stadtbilder aufzugreifen: dieses oftmals asoziale und rechte Pack passt nicht in (west-) deutsche Städte. Leider gab es aber auch bei den 60-Fans einen rassistischen Vorfall, der mich zutiefst erschüttert hat:
Besonders tragisch finde ich, dass dieser Vorfall ausgerechnet gegen Energie Cottbus passiert ist, da man denen eigentlich zeigen sollte, dass wir im Westen besser sind. Auf der anderen Seite ging der Vorfall in München von einem einzelnen Vollpfosten aus, während die Mehrheit der Fans diesen Deppen aus dem Verkehr zogen und sich klar von ihm distanzierten. In Cottbus wäre das sicher anders gelaufen. Aber es wurde klar gezeigt, dass bei uns so etwas nicht toleriert wird und ich hoffe, dass der Täter ein langes Stadionverbot bekommt und strafrechtlich belangt wird.
Da ich hier bereits vom Tod berichtet habe, möchte ich noch auf das Wort „verrecken“ eingehen. Dieses Wort hat vor einigen Jahren den Einzug in meinen Sprachgebrauch gefunden, da ich mich mit jemanden unterhalten habe, die nicht gut auf ihren Ex-Mann zu sprechen war. Daraus entstand folgender Dialog:
„Hasch mal wieder was von deinem Ex-Mann g´hört?“
(Freudige Antwort): „Ja, der isch verreckt!“
Wenn das, was sie über ihren Ex-Mann gesagt hat, wirklich stimmt, hatte sie allen Grund, sauer auf ihn zu sein und ich kann es gut nachvollziehen, dass er aus ihrer Sicht „verreckt“ ist. Mich hat diese ehrliche Art so beeindruckt, dass auch ich das Wort „verrecken“ seitdem vermehrt verwende. Es gibt einfach Menschen, die nicht mehr unter uns sind, und bei denen sich meine Trauer darüber stark in Grenzen hält. Diese sind für mich auch nicht gestorben, sondern „verreckt“. So habe ich z. B. über einen DDR-Bürger, der viel Unheil über die Welt gebracht hat, gesagt: „Zum Glück ist der rechtzeitig verreckt, sonst hätten wir ihm noch Rente zahlen müssen.“ Das Fazit für mich ist, dass der Begriff „verrecken“ kein Unwort, sondern in manchen Fällen angebracht ist.
Final beschäftigt mich noch die Debatte um die Abschiebung von Syrern. In der Tagesschau wurde gesagt, dass ca. 10000 Syrer ausreisepflichtig sind. Wenn diese hier aber arbeiten, habe ich ein Problem, sie abzuschieben, da wir uns damit ins eigene Fleisch schneiden. Gegen die Ausweisung von schweren Straftätern und Integrationsverweigerern habe ich natürlich nichts einzuwenden. Aber wer jetzt der Meinung ist, alle Probleme wären gelöst, wenn 10000 Menschen abgeschoben werden, der irrt sich gewaltig. Und in den letzten Tagen habe ich häufig gehört, aus Deutschland wäre 1945 auch niemand gegangen und alle hätten geholfen, das Land wieder aufzubauen. Stimmt zwar, hat aber den einfachen Grund, dass uns damals niemand haben wollte. Und abgesehen davon waren große Teile Europas ebenfalls zerstört, so dass eine Auswanderung keinen Sinn gemacht hätte. Und um noch einen praktischen Vergleich zu ziehen: Die Regierung von Eduard Benes, die die deutschsprachige Bevölkerung aus der Tschechoslowakei vertrieben hat, wurde 1948 gestürzt. Warum ist die Bevölkerung also nicht zurückgekehrt? Stattdessen erhielten sie in den neu gegründeten deutschen Staaten die Staatsbürgerschaft, ohne irgendwas dafür getan zu haben. Denen, die sich in der BRD niederließen und das demokratische Deutschland mit aufgebaut haben, gehört auch Respekt gezollt. Aber denen, die ohne ersichtlichen Grund ihre Arbeitskraft dem Schurkenstaat DDR zur Verfügung stellten, statt sich in die BRD abzusetzen, hätte die Einbürgerung 1990 verweigert werden und in die Tschechoslowakei abgeschoben werden müssen (ich vermute mal, dass das rechtlich nicht gegangen wäre, aber das ist einfach meine persönliche Meinung). Wer hier nicht meiner Meinung ist, möge bitte einfach die Fresse halten, wenn es heute um Massenabschiebungen geht!
Marcel Kunz
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