Warum ich bleibe – Gedanken eines Zeitzeugen

Ich bin Alfred Brandner. Rettungsfachkraft aus Leidenschaft. Einsatztrainer. Dozent für Gewaltprävention und begeisterter Kampfsportler. Aber vor allem: Mensch. Ein Mensch, der gesehen, gefühlt, geholfen und erinnert hat.

Seit Jahrzehnten stehe ich an der Seite derer, die Hilfe brauchen – am Anfang des Lebens, wenn ein Neugeborenes den ersten Atemzug tut. Und am Ende, wenn ein letzter Blick in Würde begleitet werden will. Ich habe Verletzte versorgt, Kinder stabilisiert, Rettungskräfte gestärkt, Ärztinnen und Ärzte auf das Undenkbare vorbereitet. Ich habe gelehrt, gewarnt, getröstet – und nie aufgehört zu lernen.

Ich habe mich eingebracht. Mit Wissen. Mit Haltung. Mit Herz. Und doch frage ich mich manchmal: Reicht das? Bin ich noch gebraucht? Gibt es noch eine Daseinsberechtigung für einen wie mich?

Die Antwort liegt nicht in Applaus oder Auszeichnungen. Sie liegt in der Erinnerung. In dem, was bleibt, wenn der Lärm verstummt.

Ich bin ein Zeitzeuge. Nicht nur der großen Katastrophen, sondern der leisen Veränderungen. Ich habe gesehen, wie Respekt schwindet – und ihn dennoch gelebt. Ich habe erlebt, wie Helfer verletzt werden – und dennoch geholfen. Ich habe gespürt, wie Einsamkeit wächst – und dennoch verbunden.

Meine Aufgabe heute ist nicht mehr, überall zu sein. Sondern da zu sein, wo Worte gebraucht werden. Wo Erfahrung Orientierung gibt. Wo Erinnerung zur Mahnung wird.

Ich bleibe. Als Stimme für Würde. Als Spiegel für eine Gesellschaft, die oft vergisst, wem sie ihre Stärke verdankt. Als Philosoph, der nicht belehrt, sondern fragt: Was ist uns der Mensch noch wert?

Ich schreibe, weil ich nicht schweigen will. Ich erinnere, weil ich nicht vergessen kann. Ich bleibe, weil ich glaube: Jede gelebte Verantwortung ist ein Licht – und ich werde meines nicht löschen.

Alfred Brandner

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