Therapiehunde können viel bewirken. Auch die Freude am Lesen wecken oder verstärken. Eva-Maria Matheas besucht regelmäßig die Wangener Bücherei mit ihren beiden Hunden Anila und Ronja.
Die Bedingungen sind nicht optimal – aber Eva-Maria Matheas macht das Beste daraus. In einem kleinen Nebenraum der aktuell in der Hauptstraße provisorisch untergebrachten Bücherei der Gemeinde Wangen legt sie ein großes Tuch über einen Tisch und fordert ihre beiden Kromfohrländer-Hündinnen Anila und Ronja auf, auf den Tisch zu springen. „So sitzen sie auf Augenhöhe mit den Kindern.“ Denn die beiden ausgebildeten Therapiehunde von der Therapiehundegruppe des DRK-Kreisverbandes Göppingen „lesen“ gemeinsam mit den kleinen Büchereibesucher*innen ein Buch, das sie sich selbst ausgesucht haben, entweder zu Hause oder in der Bibliothek. „Die Kinder lesen den Hunden laut vor.“ Dabei ist es völlig egal, ob sie Fehler machen, langsam sind und ein Wort gar nicht kennen oder stottern. Denn: „Ich nehme mich völlig zurück. Es geht nur um das Kind und den Hund.“ Normalerweise seien die Kinder „immer mit Erwartungen belastet.“ Die jungen Leser*innen werden hier also eben nicht von mahnenden Eltern oder nervigen Geschwistern unterbrochen und verbessert.
Dieses tiergestützte Lesen bewirke Erstaunliches, wecke in der Eins-zu-Eins Begegnung die Motivation und Freude am Lesen. Und Eva-Maria Matheas erlebt immer wieder, dass die Kinder in der ruhigen Atmosphäre ganz schnell entspannt sind und zu sich kommen. Sind Kinder sehr unruhig, „überträgt sich dies auch auf den Hund. Dann lenkt sie die erfahrene Therapiehundeführerin behutsam und schnell hat sich die Stimmung im Raum wieder entspannt.“
Die Kinder, die Anila und Ronja vorlesen, besuchen meist mindestens die zweite Klasse und lesen den Hunden maximal eine Viertelstunde vor. Es sind drei Kinder am Nachmittag, die so in ihrer Lesekompetenz gefördert werden. „Dann sind die Hunde erschöpft.“ Denn auch wenn sie „nur“ scheinbar passiv zuschauen, ist es für sie Arbeit, den emotionalen Kontakt zu den Kindern aufzubauen. Und so geben sie auch deutlich zu verstehen, wenn es ihnen zu viel wird. Dabei hat jede Hündin ihr eigenes Mittel des Ausdrucks. „Anila wendet sich ab und Ronja sucht einen entfernten Platz.“
Monika Henninger freut sich über die regelmäßigen Besuche der Vierbeiner und ihrem Frauchen in der Bücherei, die sie seit 25 Jahren leitet. Sie erlebt, dass „die Kinder durch die Hunde emotional erreicht werden und den Kopf abschalten. Das führt zu beeindruckenden Erfolgserlebnissen.“ Und: „Leseförderung hat viele Gesichter. Das hier ist eine davon.“
Info:
Eva-Maria Matheas und ihre Hunde engagieren sich seit vielen Jahren in der Therapie-Hunde-Gruppe des DRK-Kreisverbandes Göppingen, besuchen regelmäßig Schulen oder Altenheime. Sie ist erreichbar unter www.drk-therapiehundeteam.de
PM DRK Kreisverband Göppingen