Bleibende Erinnerungen an die Zeit in der Göppinger Notfallrettung

Behördenfunk aus der Einkaufstasche – ein Frühlingstag mit Funkstörung.

Ein sonniger Frühlingstag, das Motorrad schnurrt, das Ziel ist Göppingen – vertrautes Terrain, einst mein berufliches Revier als Rettungsassistent. Ich parke, schlendere durch die belebte Fußgängerzone und lasse mich in einer kleinen Kneipe mit Außenbewirtschaftung nieder. Die Sonne wärmt, das Essen schmeckt, die Stimmung ist entspannt – fast schläfrig.

Doch plötzlich: ein Piepen, ein Rauschen, dann Stimmen. Funkmeldeempfänger? BOS-Funk? Ich zucke innerlich, denke: „Alfred, du träumst.“ Doch das akustische Déjà-vu kehrt zurück. Diesmal eindeutig: Einsatzkommunikation, Alarmierungsschleifen – und das alles aus der Einkaufstasche eines Herrn am Nebentisch.

Der Mann, sichtlich stolz auf sein technisches Spielzeug, kommentiert den laufenden Feuerwehreinsatz wie ein Sportreporter – für seine neugierigen Begleiterinnen. Auf meine direkte Frage, ob er tatsächlich den Behördenfunk abhört, folgt ein ebenso direktes „Ja“. Begründung: Er wolle wissen, was „die Kollegen“ gerade machen. Und ob mich die Lautstärke störe – immerhin höflich gefragt.

Ich melde den Vorfall umgehend der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle. Die Reaktion: verhalten. Kein Bedarf an dieser Information. Doch der Herr am Nebentisch hat das Gespräch mitgehört – und verlässt fluchtartig, samt Damenrunde, die Szene.

Was bleibt, ist die Frage: Helfersyndrom oder Sensationsgier?

Heute wäre solch ein Lauschangriff kaum mehr möglich. Die digitale Kommunikation der BOS – Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste, THW – läuft über das bundesweit einheitliche TETRA-Funksystem. Der große Vorteil gegenüber kommerziellen Netzen: Abhörsicherheit. Was früher aus Einkaufstaschen plärrte, bleibt heute verschlüsselt – und geschützt.

Alfred Brandner

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