„Endlich mit dem Rauchen aufhören“ – ein Vorsatz, den Millionen fassen und doch kaum einer durchhält. Auch ich gehörte einst zu den Rückfallkandidaten. Doch dann kam der Wendepunkt: Taekwondo. Was als sportlicher Versuch begann, wurde vermutlich zur Lebensrettung – und zur Quelle neuer Stärke.
Vom Kettenraucher zum Kämpfer
Vor 30 Jahren waren es bis zu 60 Zigaretten täglich. Der Gedanke, ohne Vorrat dazustehen, war für mich unerträglich. Drei Schachteln pro Tag waren Standard – selbst auf dem Weg zur Rettungswache. Ironie des Schicksals: Als Rettungsfachkraft kannte ich die fatalen Folgen des Rauchens aus nächster Nähe. „Ich habe schwarze Lungen im OP gesehen und kranke Herzen in der Pathologie – trotzdem war ich verzweifelt und abhängig“, so meine Erinnerungen.
Der Durchbruch: Kampfsport statt Kaugummi
Zahlreiche Entwöhnungsversuche scheiterten. Nikotinkaugummis linderten die Symptome, aber nicht die Sucht. Erst als ich mich entschloss, Körper und Geist durch Sport zu stärken, kam die Wende. Eine asiatische Kampfkunst sollte es sein – und so landete ich in einer Taekwondo-Schule in Schorndorf.
Die Trainer waren zunächst skeptisch. „Wir dachten, er kippt uns beim Aufwärmen um“, gestanden sie später. Doch ich hatte ein Ziel: den schwarzen Gürtel. Und ich kämpfte mich mühsam durch. Mit 52 Jahren bestand ich meine erste Dan-Prüfung – und legte nach. Bei Landesmeisterschaften stand ich auf dem Podest, die Stadt Schorndorf ehrte mich für besondere sportliche Leistungen.
Mit 73 Jahren: Noch lange nicht am Ende
Heute, mit 73 Jahren, bin ich nicht nur erfolgreicher Nichtraucher, sondern auch aktiver Taekwondoin. Zwei bis Drei Mal pro Woche stehe ich im Dojang in Plüderhausen, und kürzlich habe ich einen Dan-Vorbereitungslehrgang absolviert und bereite mich auf die nächste Prüfung vor. Mein Körper ist jetzt stärker, mein Geist klarer – und meine Botschaft eindeutig: „Wenn ich das geschafft habe, schafft ihr das auch!“
Fakten, die aufrütteln
- Die Raucherquote unter Jugendlichen ist gesunken: Nur 7 % der 12- bis 17-Jährigen rauchen regelmäßig, bei den 18- bis 25-Jährigen sind es 26,3 %.
- Dennoch sterben laut dem Tabakatlas 2025 täglich rund 360 Menschen in Deutschland an den Folgen des Rauchens – das sind 131.000 Todesfälle pro Jahr.
- Jeder siebte Todesfall ist tabakbedingt.
Mein Appell
„Rauchen ist kein Schicksal – es ist eine Entscheidung. Ich habe mich entschieden, zu kämpfen. Für meine Gesundheit, für meine Zukunft. Und ich wünsche mir, dass andere diesen Weg ebenfalls gehen. Taekwondo hat mir geholfen, mich selbst zu besiegen – und das war der größte Sieg meines Lebens.“
Alfred Brandner