50 Jahre Landschaftspflege um Bartholomä zahlen sich aus

Vor 50 Jahren hat die damalige Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege mit den ersten Landschaftspflegemaßnahmen begonnen. Vor 20 Jahren wurde das Flora-Fauna-Habitat Albuchwiesen mit einer Gesamtfläche von gut 50 Hektar ausgewiesen. Nur durch Unterschutzstellung konnten letzte Reste der „Moorheiden“ erhalten werden.

Das Gebiet um Bartholomä zeichnet sich durch selten gewordene Kulturlandschaftselemente wie Streuwiesen, Borstgrasrasen und Moorheiden aus, die zahlreiche spezialisierte Tier- und Pflanzenarten beherbergen. Um diese Lebensräume zu fördern und zu erhalten, wurden von der damaligen Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege bereits vor 50 Jahren erste Landschaftspflegemaßnahmen beauftragt und durchgeführt. Darüber hinaus konnten die hochwertigsten Flächen durch die Ausweisung mehrerer Naturschutzgebiete gesichert werden. Drei Jahrzehnte später, also vor 20 Jahren, wurde das Flora-Fauna-Habitat (FFH-Gebiet) Albuchwiesen mit einer Gesamtfläche von gut 50 Hektar ausgewiesen. Durch dieses europäische Schutzgebiet wurden die bedrohten und sehr seltenen Lebensräume mit ihren charakteristischen Arten unter einen zusätzlichen Schutz gestellt.

Dank langjähriger kontinuierlicher Landschaftspflege ist es gelungen, die dortigen Kleinode zu bewahren und im Falle der Moorheide, einem auf der Schwäbischen Alb seltenen Lebensraum, in den vergangenen Jahren sogar naturschutzfachlich aufzuwerten.

„Die Bemühungen um die Landschaftspflege zum Erhalt der gefährdeten Arten und Lebensräume sind sehr umfangreich“, sagt Regierungspräsidentin Susanne Bay. Die Arbeiten müssen organisiert, abgestimmt, umgesetzt und finanziert werden. Dazu sind viele Akteure eingebunden, beispielsweise das Regierungspräsidium Stuttgart (RPS) mit seinem Landschaftspflegetrupp, die Landschaftserhaltungsverbände und die Gemeinden. „Im Ergebnis profitieren Mensch und Natur von der Landschaftspflege. Die Moorheiden mit ihren dicken Polstern von Torfmoosen, dunklen Moortümpeln und silbrig schimmerndem Wollgras strahlen eine einmalige Stimmung aus und sind auf der Schwäbischen Alb etwas ganz Besonderes“, schwärmt Bay.

Das FFH-Gebiet Albuchwiesen besteht aus neun kleineren Teilgebieten, die sich von den Weiherwiesen nordöstlich von Bartholomä über die gesamte Raue Wiese bis zur Hülbe am Märtelesberg im Süden und damit über drei Landkreise erstrecken (Ostalbkreis, Landkreis Göppingen, Landkreis Heidenheim). Das Besondere an dieser Landschaft sind die feuchten Wiesen, Flachmoore und Tümpel. Sie werden im Volksmund auch Moorheiden genannt, im Gegensatz zu den bekannteren trockenen Wacholderheiden der Schwäbischen Alb. Die Moorheiden sind aber nicht nur in der waldreichen Landschaft des Albuchs eine Rarität, sondern in ganz Europa selten geworden. Daher wurden sie als FFH-Gebiete in das europaweite Schutzgebietsnetz Natura 2000 aufgenommen.

Konsequenter Schutz des Bestands und angepasste Landschaftspflege haben eine große Bedeutung für viele Natura 2000-Gebiete, so auch für die Albuchwiesen. Vor allem Wiesen und Moore sind auf extensive Nutzung und regelmäßige Landschaftspflege angewiesen, da sie sonst zuwachsen und ihren besonderen Wert verlieren. Insbesondere die Moorheiden im FFH-Gebiet Albuchwiesen reagieren sensibel auf Umweltveränderungen. So entziehen die umgebenden Fichtenwälder den kleinen Mooren das Wasser, herabfallende Nadeln und Zapfen ersticken die Feuchtwiesen vom Rand her, und durch Samenflug kommen auch in der Mitte der Moore junge Fichten auf. Auch die früher stellenweise angelegten Entwässerungsgräben setzten den Feuchtgebieten zu. Eine durchgreifende Besserung wurde zunächst durch fortwährendes Entfernen der Fichten und eine Wiedervernässung erreicht. Der Landschaftspflegetrupp des Regierungspräsidiums Stuttgart fällte auch unlängst wieder Fichten, entfernte die obersten Bodenschichten mit der Fichtenstreu und schloss alte Entwässerungsgräben, um das Wasser wieder anzustauen. Neu aufkommende Birken wurden mit der Motorsense entfernt, verlandete Tümpel wiederhergestellt.

So gewannen die Moorheiden mit ihren Feuchtwiesen, Flachmooren und Tümpeln wieder ihren ursprünglichen Charakter. Neuere Untersuchungen der Fauna und Flora belegen, dass die Pflegemaßnahmen erfolgreich sind. Zum Beispiel wurden wieder vermehrt seltene Libellen der Moorgewässer beobachtet, darunter die Große Moosjungfer. Auch die seltene Arnika (Berg-Wohlverleih) hat sich in ihrem Bestand erholt. Um einen erneuten Gehölzaufwuchs zu verhindern, werden die Feuchtwiesen einmal jährlich gemäht. Dazu wird eine spezielle, für Feuchtflächen geeignete Mähraupe verwendet und das Mähgut abgeräumt.

Hinweise für Besuchende:

Über das FFH-Gebiet informieren vor Ort verschiedene Schautafeln. Diese befinden sich in den Naturschutzgebieten „Weiherwiesen“, „Streuwiese bei Rötenbach“, „Raue Wiese“ und bei den Hülben nahe der Heidhöfe. Hingewiesen wird auf Sehens- und Wissenswertes zu Pflanzen, Tieren, Lebensräumen und Landschaftspflege sowie auf die Verhaltensregeln in der Natur. Besucherinnen und Besucher werden gebeten, sich an die Bestimmungen der jeweiligen Schutzgebiete zu halten. Insbesondere, auf den Wegen zu bleiben und Hunde an der Leine zu führen.

Hintergrundinformationen:

Wie sind die Moorheiden auf dem Albuch entstanden? Im Gebiet der Weiherwiesen und der Rauen Wiese bedeckt eine wasserstauende Schicht aus Feuersteinlehm das verkarstete Kalkgestein. Die weitgehend entkalkten Böden, die daraus hervorgingen, neigen zur Staunässe und tragen von Natur aus bodensaure, feuchte Heiden („Moorheiden“). Das offene, vermoorte Land diente in früheren Jahrhunderten hauptsächlich als Streuwiese (zur Gewinnung von Einstreu für den Stall) und als Schafweide. Diese Art der Nutzung auf den feuchten Heiden war der Grund, dass sich viele seltene Pflanzen und Tiere ansiedelten. In den 1930er-Jahren wurde der größte Teil der Rauen Wiese entwässert und in intensiv genutztes Acker- und Grünland umgewandelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten umfangreiche Aufforstungen mit Fichten. Nur durch Unterschutzstellung – zunächst als Naturschutzgebiete – konnten letzte Reste der Moorheiden erhalten werden. Diese Naturschutzgebiete und mehrere als Naturdenkmale geschützte Hülben wurden später in das FFH-Gebiet Albuchwiesen aufgenommen.

Mehr Informationen zu Naturschutzgebieten finden Sie auf dem gemeinsamen Themenportal der Regierungspräsidien Baden-Württemberg unter https://rp.baden-wuerttemberg.de/themen/ > Umwelt > Natur- und Artenschutz > Naturschutzgebiete.

Foto (Ulrike Kreh): Flachmoor und Tümpel im FFH-Gebiet Albuchwiesen.

 

PM Regierungspräsidium Stuttgart

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