Ein Kind wurde direkt vor der Schule von einem Einsatzfahrzeug erfasst, das mit Blaulicht und Sonderrechten im Notfalleinsatz unterwegs war – überfahren, ohne jede Chance.“
Manchmal beginnt Aufklärung nicht mit Statistiken – sondern mit Herzklopfen. Mit dem Moment, in dem Blaulicht die Dunkelheit durchbricht. Mit einem Atemzug zwischen Einsatz und Empathie. Ich bin kein Journalist – ich bin ein Erzähler. Ein Insider der Blaulichtwelt, der beobachtet, hinterfragt und mahnt.
„Ich war Zeitzeuge eines erschütternden Einsatzes: Ein Kind wurde direkt vor der Schule von einem Einsatzfahrzeug erfasst, das mit Blaulicht und Sonderrechten im Notfalleinsatz unterwegs war – überfahren, ohne jede Chance.“
„Es war Mittagszeit, die Schule stand kurz vor dem Aus – Kinder strömten aus dem Gebäude, als sich das Unfassbare ereignete: Während einer Einsatzfahrt mit dem Notarzteinsatzfahrzeug erfasste ein Kollege einen Schüler auf dem Fußgängerüberweg direkt vor der Schule. Der Junge wurde schwerst verletzt und blieb reglos auf der Fahrbahn liegen. Sekunden später kämpfte der im NEF mitfahrende Notarzt um sein Leben – mitten auf der Straße, vor den Augen entsetzter Passanten.“
Der Fahrer, durch den Vorfall schwer gezeichnet, erhielt eine vergleichsweise milde Strafe und verließ daraufhin den Rettungsdienst. Doch der Schüler, heute ein schwerstbehinderter Erwachsener, bleibt ein lebenslanges Opfer einer Einsatzfahrt unter Sonderrechten.“
Als erfahrener Angehöriger einer BOS-Organisation richte ich nun den Blick auf ein zentrales Thema, das Leben retten kann: den verantwortungsvollen Umgang mit Sondersignalen – Blaulicht und Martinshorn – bei Einsatzfahrten. Denn nicht Geschwindigkeit, sondern Aufmerksamkeit entscheidet über Sicherheit.
Einsatzfahrten – Risiko im Ausnahmezustand
Einsatzfahrzeuge operieren unter Zeitdruck und mit Sonderrechten. Doch diese Privilegien dürfen nicht zur Gefahr werden:
- Erhöhtes Unfallrisiko: Besonders in unübersichtlichen Bereichen wie Schulzonen, Kindergärten oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen steigt das Risiko für alle Beteiligten.
- Überhöhte Geschwindigkeit: Sie kann in sensiblen Zonen lebensgefährlich sein – auch für Einsatzkräfte selbst.
Sicherheit vor Tempo – Gesetz und Verantwortung
Die Straßenverkehrsordnung ist eindeutig: Die Erfordernisse der Verkehrssicherheit haben Vorrang vor dem schnellen Vorankommen.
- Fahrer von Einsatzfahrzeugen tragen eine besondere Verantwortung.
- Fußgängerüberwege, Schulbereiche und Klinikzufahrten erfordern höchste Aufmerksamkeit.
- Sondersignale entbinden nicht von der Pflicht zur Rücksichtnahme.
Kommunikation rettet Leben
Auch bei aktivem Blaulicht und Martinshorn gilt:
- Andere Verkehrsteilnehmer müssen die Absicht des Einsatzfahrzeugs erkennen und reagieren können.
- Die Rechtsprechung verlangt: Erst wenn die Reaktion erfolgt ist, darf die Fahrt fortgesetzt werden.
Schulung statt Routine – Sensibilisierung als Schlüssel
Ein einmaliges Fahrsicherheitstraining reicht nicht aus. Was es braucht:
- Regelmäßige Nachschulungen für alle Einsatzfahrer.
- Gezielte Sensibilisierung für besonders gefährdete Bereiche.
- Praxisnahe Trainings, die nicht nur Technik, sondern auch Empathie vermitteln.
Fazit: Verantwortung beginnt mit Aufmerksamkeit
Verkehrssicherheit bei Einsatzfahrten ist kein Randthema – sie ist zentral. Wer mit Blaulicht und Signalhorn fährt, trägt Verantwortung für sich und andere. Nur durch kontinuierliche Schulung, klare Kommunikation und gelebte Aufmerksamkeit können wir das Risiko minimieren und Leben schützen.
Alfred Brandner