Umfrage: ÖPNV-Ausbau erfährt größten Zuspruch

36 Prozent der Befragten in einer vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa durchgeführten repräsentativen Telefonbefragung gaben an, in erster Linie Bus und Bahn ausbauen zu wollen, wenn sie selbst darüber entscheiden könnten. Im Vordergrund steht für immer mehr Befragte auch der Erhalt der bestehenden Infrastruktur.

Alle zwei Jahre lässt das Verkehrsministerium 1000 Menschen in Baden-Württemberg zu ihren verkehrspolitischen Einstellungen befragen. Die aktuellen Zahlen zeigen: besonders wichtig ist ein gutes und zuverlässiges ÖPNV-Angebot.

Mehr Geld für Ausbau notwendig

Verkehrsminister Winfried Hermann sieht die Ergebnisse als Bestärkung: „Offenbar ist ein großer Teil der Bevölkerung weiter als viele derer, die Verkehrspolitik machen. Die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger werden klar formuliert: Mehr Bus und Bahn und – damit das schneller geht – gerne auch einen Mobilitätspass zur besseren Finanzierung.“

Das Land habe das Angebot im Regionalverkehr in den vergangenen zehn Jahren um mehr als ein Drittel ausgebaut. „Dennoch bleibt weiter einiges zu tun. Was die Fahrgäste längst wissen, muss auch der Bund endlich erkennen: Für einen guten öffentlichen Verkehr braucht es mehr Geld. Die Regionalisierungsmittel müssen dringend entlang der tatsächlichen Kostensteigerungen aufgestockt werden“, so Hermann.

Auch einem Mobilitätspass, einer Abgabe für den ÖPNV-Ausbau, die auf ein Fahrkarten-Abo angerechnet wird, stehen weiterhin zwei Drittel der Befragten positiv gegenüber. Hermann ergänzt: „Trotz angespannterer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen bleibt die Zustimmung zum Mobilitätspass recht stabil. Die Menschen wünschen sich ein besseres Angebot und sind bereit, einen Beitrag dafür zu leisten. Das Land hat mit dem Landesmobilitätsgesetz die rechtliche Grundlage geschaffen. Es braucht jetzt mutige Kommunen, die den Schritt in die Umsetzung wagen.“

Erhalt von Straßen und Brücken gewinnt an Bedeutung

Der Erhalt (von 13 auf 19 Prozent) sowie Neu- und Ausbau von Straßen (von 9 auf 13 Prozent) verzeichnen gegenüber 2023 einen etwas höheren Stellenwert. Hermann betont insbesondere mit Blick auf die steigende Bedeutung der Erhaltung: „Der große Sanierungsbedarf der Brücken hat vielen Menschen noch einmal vor Augen geführt, wie wichtig die Instandhaltung unseres Straßennetzes ist. Das bestätigt erneut unseren Grundsatz ‚Erhalt vor Aus- und Neubau‘. Gerade bei den besonders gefährdeten Brücken haben wir im vergangenen Jahr noch einmal zusätzlich in die Sanierungen investiert. Mit der Sammelausschreibung von 30 Brücken haben wir einen wichtigen Schritt gemacht, um unsere Infrastruktur möglichst schnell wieder fit zu machen.“

Umfrage zu Verkehrsthemen

Bereits seit zehn Jahren lässt das Verkehrsministerium alle zwei Jahre die Bevölkerung Baden‑Württembergs zu ihren verkehrspolitischen Einstellungen befragen. Dazu gehören die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel oder Wünsche zur Verkehrsplanung. Schwerpunkte der diesjährigen Erhebung waren die gerechte Gestaltung unserer Mobilität und ihre Finanzierung. Dabei bleibt die Unterstützung für eine klimagerechte Verkehrspolitik hoch.

Die Kernpunkte im Überblick:

  • Weiterhin große Mehrheit bereit, ÖPNV mitzufinanzieren
    Zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger Baden-Württembergs wären bereit, das Bus- und Bahnangebot durch einen monatlichen Beitrag zu unterstützen, wenn dieser im Gegenzug für ein ÖPNV-Abonnement angerechnet werden kann. Das ermöglicht der Mobilitätspass den Kommunen, der im März 2025 mit dem Landesmobilitätsgesetz verankert wurde.

Insbesondere jüngere Personen zeigen mit 77 Prozent eine besonders starke Bereitschaft zur Mitfinanzierung.

  • Bessere Kontrolle von Parkräumen
    Acht von zehn Befragten wünschen sich ein konsequenteres Vorgehen der Ordnungsbehörden gegenüber Falschparkenden. Diese hohe Zustimmung spiegelt sich bereits seit 2017 in allen Befragtengruppen wider. Insbesondere Frauen und jüngere Befragte befürworten zudem die Verwendung von Einnahmen aus Parkkontrollen und -gebühren für die Radverkehrsinfrastruktur.

Um die Gefahren durch Falschparker im Straßenverkehr zu reduzieren, hat das Verkehrsministerium neue Möglichkeiten für die Parkraumkontrolle eröffnet. Seit dem Inkrafttreten des Landesmobilitätsgesetzes können Kommunen Scan-Fahrzeuge einsetzen, um Falschparker effizienter zu kontrollieren. Die Scan-Fahrzeuge werden in fünf Pilotprojekten in verschiedenen Städten getestet, um Kommunen die Einführung der digitalen Parkraumkontrolle zu erleichtern.

  • Einstellung zum Elektroauto nach wie vor geteilt
    Wenn der Preis stimmt, kann sich etwa die Hälfte der Befragten vorstellen, als nächstes Auto ein Elektrofahrzeug zu kaufen. Besonders Bürgerinnen und Bürger zwischen 16 und 34 Jahren sind mit 65 Prozent unter den passenden Bedingungen zur Anschaffung eines Elektroautos bereit. Nach wie vor vermutet jedoch etwa jede zweite Person, dass ein Elektroauto nicht umweltfreundlicher als ein Verbrenner ist.

Im Landesmobilitätsgesetz werden sowohl die Rahmenbedingungen als auch die Datengrundlagen für den Ausbau der Ladeinfrastruktur für den zukünftigen Bedarf verbessert. Das Verkehrsministerium nutzt zudem systematisch Informationskampagnen, um zielgruppenspezifisch und fachlich fundiert über die verschiedenen Facetten der Elektromobilität zu informieren. Vorhandene Auswertungen zeigen, dass damit die Kenntnisse und Einstellungen positiv beeinflusst werden können.

  • Zuspruch für Klima-Maßnahmen
    Nur vier von zehn Befragten fühlen sich gut über die CO2-Bepreisung informiert. Das Land verfolgt deshalb weiterhin die Aufklärung über die Effekte der Bepreisung.

80 Prozent der Interviewten finden einen CO2-Preis gerecht, wenn die Einnahmen zielgerichtet und fair in Maßnahmen investiert werden, die dem Klima zugutekommen. Darunter werden zum Beispiel die Finanzierung von besseren Verkehrsangeboten und Steuerermäßigungen für klimafreundliche Investitionen verstanden. Aber auch die Unterstützung von finanziell schwächer gestellten Mitmenschen stellt für 76 Prozent ein wichtiges Anliegen dar.

  • Unterstützungsbedarf wird für unterschiedliche Gruppen gesehen
    88 Prozent der Befragten erwarten eine gezielte staatliche Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigung, um ihnen geeignete Verkehrsmittel und sicheres Reisen zu ermöglichen. Mit einem Anteil von jeweils mindestens 70 Prozent zeigen die Befragten auch ein starkes Interesse für die Unterstützung von Seniorinnen und Senioren, jüngeren Zielgruppen und Menschen in ländlichen Gebieten. Diese Ansichten werden auch in der Einstellung zur Verkehrspolitik deutlich: Eine große Mehrheit der baden-württembergischen Bevölkerung (78 Prozent) wünscht sich eine stärkere Berücksichtigung von Kindern und ihren Bedürfnissen in der Straßenverkehrssicherheit. Diesem Wunsch stimmen gegenüber 2023 tendenziell mehr Befragte zu.

Mit dem Landesmobilitätsgesetz konnte hierzu im März 2025 ein Akzent gesetzt werden: Bei Planungen und Entscheidungen mit Verkehrsbezug soll die öffentliche Hand die besonderen Anforderungen von Kindern und Jugendlichen an eigenständige sichere Mobilität und barrierefreie Angebote zur gleichberechtigten Teilnahme am Straßenverkehr ermöglichen.

Dem Ergebnisbericht der Telefonbefragung können weitere Details sowie der Vergleich zu den Vorjahren und zwischen verschiedenen soziodemografischen Gruppen entnommen werden.

Hintergrundinformationen zur Befragung

Grundgesamtheit der Bevölkerungsbefragung sind deutschsprachige Personen ab 16 Jahren in Baden-Württemberg. Im Rahmen der Erhebung wurden insgesamt 1.000 Personen befragt. Die Befragten wurden über ein mehrstufiges Zufallsverfahren ausgewählt. Dieses mehrstufige Verfahren stellt sicher, dass die Stichprobe die Grundgesamtheit in ihrer Struktur widerspiegelt und die Ergebnisse damit repräsentativ sind. Die Erhebung fand zwischen dem 12. und 23. Mai 2025 mit Hilfe computergestützter Telefoninterviews statt. Die Ergebnisse wurden an relevanten Stellen nach den Raumkategorien des Landesentwicklungsplans 2002 aufgeschlüsselt.

 

PM Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg

 

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