Die Innenstädte verändern sich kontinuierlich. Während früher Metzgereien, Buchhandlungen oder Modeboutiquen das Bild vieler Kleinstädte prägten, stehen heute diverse Schaufenster leer. Hiervon ist das Filstal ebenso wie andere Regionen in Deutschland betroffen. Eine schlechte Lage oder eine fehlende Nachfrage sind hierfür nicht allein verantwortlich. Vielmehr hat sich das Einkaufsverhalten zahlreicher Menschen durch den Onlinehandel stark verändert.
Der stationäre Handel ist überall unter Druck
2024 wurden bundesweit rund 88,8 Milliarden Euro im E-Commerce umgesetzt. Das entspricht einem leichten Rückgang gegenüber dem Boomjahr 2021, aber der Onlineanteil am Einzelhandelsumsatz liegt weiter bei rund 13,4 %. Besonders hart trifft es dabei inhabergeführte Geschäfte in ländlichen Regionen. Der HDE rechnet damit, dass bis 2030 bis zu 50.000 stationäre Einzelhandelsbetriebe in Deutschland schließen könnten, viele davon in kleineren Kommunen.
Mit dem Boom des Onlinehandels entstehen neue Bedürfnisse. Immer mehr Menschen bestellen sowohl innerhalb Deutschlands als auch grenzüberschreitend, beispielsweise in der Schweiz oder den Niederlanden. Auf diese Weise haben sie Zugriff auf eine besonders große Zahl an Produkten und Dienstleistungen und können gezielt vergleichen, um das beste Preis-Leistungs-Verhältnis zu bekommen.
Neue Wege für Kunden
Da viele internationale Anbieter keine Lieferung nach Deutschland anbieten, weichen Kunden auf alternative Zustelloptionen aus. Eine häufig genutzte Lösung ist eine deutsche Lieferadresse in Konstanz, über die sich Pakete aus der Schweiz weiterleiten lassen. Solche Services erweitern den Zugriff auf ausländische Märkte und verändern die Erwartungshaltung an die Versandgeschwindigkeit, Flexibilität und Transparenz.
Gleichzeitig sehen sich Paketdienste unter Druck, die sogenannte „letzte Meile“ effizienter zu gestalten, was zum Beispiel durch Paketstationen, Micro-Hubs oder automatisierte Abholsysteme in Supermärkten realisierbar ist. Für stationäre Unternehmen ist es wichtig, diesen Trend nicht zu verschlafen und professionelle Versandoptionen aufzubauen und anzubieten. So heben sie sich vom Wettbewerb ab und werden für regionale und internationale Zielgruppen interessant.
Was Konsumenten wirklich erwarten
Der Preis allein ist längst nicht mehr das Hauptkriterium beim Onlinekauf. Mittlerweile legen über 70 % der Onlinekäufer Wert auf eine zuverlässige Lieferung, transparente Rückgabeprozesse und einfache Zahlungsoptionen. Des Weiteren spielt das Thema Sicherheit beim Versand eine zunehmend wichtige Rolle. In ländlichen Regionen spielt zudem der Wunsch nach persönlichem Service und lokaler Unterstützung eine wichtige Rolle.
Einige praktische Tipps für Händler aus der Region, die online aktiver werden wollen:
- Klare Kommunikation: Öffnungszeiten, Rückgabeoptionen und Kontaktmöglichkeiten gehören prominent auf jede Seite.
- Mobilfreundlichkeit prüfen: Über 60 % aller Einkäufe erfolgen mittlerweile per Smartphone.
- Kombination nutzen: Offline-Beratung und Online-Verfügbarkeit ergänzen sich sinnvoll.
- Regionale Netzwerke stärken: Kooperation mit anderen lokalen Betrieben hilft, die eigene Sichtbarkeit zu erhöhen.
Regionale Händler reagieren mit begrenzten Mitteln
Viele lokale Geschäfte im Kreis Göppingen versuchen, digital mitzuhalten. Einige betreiben eigene Onlineshops, andere verkaufen über Plattformen wie Etsy, Amazon oder regionale Initiativen wie „Online City Göppingen“. Allerdings stoßen gerade kleinere Betriebe dabei schnell an ihre Grenzen. Fehlendes Know-how, hohe Plattformgebühren und eine geringe Sichtbarkeit im Netz machen den Wettbewerb mit großen Anbietern schwierig. Nur etwa 20 % der Einzelhändler mit weniger als fünf Mitarbeitern verfügen über eine eigene digitale Verkaufsstrategie. Dabei gäbe es Potenzial. Besonders gut funktionieren hybride Modelle, bei denen Kunden online stöbern und lokal abholen. Diese sogenannten Click & Collect-Angebote kombinieren Bequemlichkeit mit regionaler Verankerung.
PM