Der Glasmacher – Ein Leben zwischen Feuer, Form und Fernweh

In den 1960er Jahren begann Alfred Brandners Weg im Glashandwerk – nicht ganz freiwillig, doch mit Hingabe. In Schwäbisch Gmünd, einst eine stolze Glasmacherstadt, lernte er in namhaften Hütten wie der Josephinenhütte und Wiesenthalhütte sein Handwerk. Dort wurde nicht nur Glas geformt, sondern Charakter geschmiedet – in Frühschichten, Gesang und heißen Glashäfen.

Der praktische Unterricht fand in der firmeneigenen WMF-Glashütte in Geislingen statt, während die Theorie in Göppingen vermittelt wurde.

Vom Einträger zum Kaier, vom Kaier zum Kölbelmacher, vom Kölbelmacher zum Einbläser: Jeder Schritt war eine Lektion in Präzision, Teamarbeit und Geduld. Gebrauchs- und Farbglas, Kirchenfenster, Bodenvasen und Lampenschirme verließen unter seiner Mitwirkung die Werkbänke – einige schlicht, andere kunstvoll, alle mit Herz gefertigt.

Doch das Leben von Alfred Brandner passte nie in eine einzige Form. Es führte ihn zur See, in den Rettungsdienst, in die Gewaltprävention, auf Motorräder und auf Lehrbühnen. 45 Jahre Berufserfahrung formen ein Kaleidoskop an Berufungen: Glasmacher, Seemann, Erfinder, Fachlehrer, Kampfsportler und Dozent.

Heute – viele Stationen später – erkennt er die wahre Kunst der Glasmacherei. Die Geräusche, der Geruch der Holzformen, das gemeinsame Lied der Frühschicht – all das lebt in seiner Erinnerung. Mit dem Verschwinden der letzten Glashütten bleibt seine Geschichte ein lebendiges Zeugnis dieser traditionsreichen Kunst.

Alfred Brandner

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