Wie können Vögel jetzt im Winter ihren Energiebedarf decken, wo die Nahrung in der Natur weniger leicht zu finden ist? Und wie helfen wir ihnen, gut durch die kalte und ungemütliche Zeit zu kommen? NABU-Vogelexpertin Alexandra Ickes hat fünf Fakten für alle zusammengestellt, die sich über mehr Vogelgezwitscher im Garten, auf dem Balkon und in der Natur freuen – und dafür mit anpacken wollen.
Aufplustern gegen die Kälte
Auch bei Minusgraden müssen Vögel ihre Körpertemperatur bei 38 bis 42 Grad Celsius halten. Das schaffen die kleinen Tiere durch Aufplustern ihrer Daunenfedern. Dadurch entsteht rund um den Vogelkörper eine isolierende Luftschicht, die vor Kälte schützt wie eine Daunenjacke. Auch die kugelige Form der aufgeplusterten Tiere, wie sie bei Rotkehlchen und Amseln oft zu sehen ist, hilft gegen die Kälte. Im Verhältnis zum Körpervolumen verringert sich die Oberfläche, über die Wärme verloren geht. „Damit die Daunenfedern nicht nass werden, liegen bei erwachsenen Vögeln wetterfeste Deckfedern darüber. Diese müssen sie gut pflegen. Damit sie wasserabweisend bleiben, werden sie von den meisten Vogelarten mit dem Schnabel eingefettet, mit einem öligen Sekret aus der Bürzeldrüse unterhalb der Schwanzfedern. Auch die Schuppen der Beine reiben sie damit ein“, erklärt die NABU-Expertin. Der Kormoran macht dies nicht, sondern trocknet sein Gefieder nach jedem Tauchgang mit weit gespreizten Flügeln.
Futtern bringt Wärmeenergie
Damit der Vogelkörper in kalten Nächten warm bleibt, muss er viel Energie verbrennen. Daher sind Vögel tagsüber unermüdlich im Garten, im Wald oder auf Feldern unterwegs, um ausreichend Futter zu finden. An kurzen Wintertagen bleibt dafür nur wenig Zeit. Beliebte Energielieferanten sind Samen von Bäumen und Wildstauden sowie Beeren von Sträuchern, wie Weißdorn, Schlehe oder Liguster. Ickes rät: „Ein vogelfreundlicher Garten bietet vielen Arten auch im Winter Nahrung. Lassen Sie abgeblühte Stauden lange stehen. In der Landwirtschaft helfen mehrjährige Blühflächen den Vögeln, auch im Winter Deckung und Nahrung zu finden. Ein vielfältiger Wald bietet Sämereien und Verstecke für sehr viele Waldvogelarten.“
Kohlmeisen, Blaumeisen und Amseln passen sich dem Wintermenü an: Während sie im Sommer Insekten fangen, fressen sie jetzt fetthaltige Körner, Nüsse und Früchte. Manche Vogelarten legen sogar Wintervorräte an: Eichelhäher sammeln und verstecken schon im Herbst Eicheln für die kalte Zeit. Stare und Wacholderdrosseln kommen im Winter oft in großer Zahl in Gärten und auf Streuobstwiesen, um Fallobst zu verspeisen. Aber längst nicht alle Vögel setzen auf pflanzliches Futter, wie die NABU-Fachfrau erklärt: „Buntspechte picken auch im Winter Insekten aus morschen Stämmen. Wintergoldhähnchen suchen Äste und Zweige nach Sechsbeinern und Spinnen ab.“
Vorteile des Stadtlebens nutzen
Im Winter müssen Vögel flexibel auf Wetterveränderungen reagieren: Wird es in einem Gebiet besonders kalt, weichen etwa Enten, Finken oder Stare auf angenehmere Regionen in der Nähe aus. „Weil Gebäude und Asphalt Wärme speichern und nach außen abgeben, ist es in unseren Siedlungen etwas wärmer als im Umland. Nahrungsquellen wie Futterstellen, Komposthaufen und Abfälle machen Städte und Dörfer zusätzlich interessant für unsere Standvögel“, so Ickes.
In Nistkästen nächtigen
Auch im Winter ergibt es Sinn, neue Nistkästen aufzuhängen. Denn Vogelnistkästen sind nicht nur zum Brüten gut. Kohlmeisen oder Kleiber nutzen diese gerne in kalten Winternächten als Schlafstube. Darin sind sie vor Wind, Kälte und in der Folge zu hohem Energieverlust geschützt. „Die winzigen Zaunkönige kuscheln sich zu mehreren im Kasten zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen“, verrät die NABU-Ornithologin. Die meisten Vögel schlafen nachts jedoch aufgeplustert in Bäumen und Büschen im Freien, etwa die Haussperlinge, die eng beieinander in dichten Büschen sitzen.
Wind- und Wetterschutz aufsuchen
Vögel nutzen das ganze Jahr über eine Vielfalt an Verstecken rund ums Haus – vom Astloch im alten Streuobstbaum über die begrünte Fassade, Hohlräume in Gebäuden, dichte Hecken oder große Reisighaufen. Einige bieten ihnen Schutz vor Wind und Wetter. Ickes dazu: „Besonders Hecken sind ein toller Platz für Vögel. Gemischte Hecken aus Hainbuche, Liguster, Weißdorn und Hartriegel bieten kleinen Vögeln, wie Meisen oder Hausperlinge tagsüber einen sicheren Unterschlupf.“
Hintergrund:
NABU-Tipps zum vogelfreundlichen Garten
PM NABU Baden-Württemberg