Ausbildungsmarktbilanz 2023 / 2024: Ausbildungsmarkt blieb Bewerbermarkt – 76 Bewerber*innen auf 100 Ausbildungsplätze

„Wie in den letzten Jahren war das Beratungsjahr 2023 / 2024 wieder ein Bewerberjahr, bei dem junge Menschen gute Chancen hatten, ihre berufliche Karriere mit einer Ausbildung zu starten. Betriebe mussten mit guten Ideen und attraktiven Angeboten um Nachwuchskräfte werben. Dadurch hatten auch Bewerberinnen und Bewerbern eine Chance, die auf den ersten Blick vermeintlich weniger leistungsstark erscheinen. Vor allem Praktika sind ein gutes Instrument, um Arbeitgeber von sich zu überzeugen. Die Herausforderungen, junge Menschen und Ausbildungsbetrieb zusammenzubringen, sind dabei allerdings eher größer geworden. Da wir gerade am Übergang von der Schule ins Berufsleben auf niemanden verzichten können, haben wir mit unseren Netzwerkpartnern am Ausbildungsmarkt große Anstrengungen unternommen und für die duale Ausbildung geworben. Kein junger Mensch darf verloren gehen, denn die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen, und die werden dringend gebraucht“, fasst Regina Paulitz, stellvertretende Leiterin der Agentur für Arbeit Göppingen mit den Landkreisen Esslingen und Göppingen, das vergangene Jahr am Ausbildungsmarkt zusammen.

Statistik für den Landkreis Göppingen:

Von Oktober 2023 bis September 2024 wurden dem gemeinsamen Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Göppingen und dem Jobcenter Landkreis Göppingen insgesamt 1 994 Berufsausbildungsstellen gemeldet. Das waren sieben oder 0,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Im gleichen Zeitraum nahmen 1 509 Bewerberinnen und Bewerber die Ausbildungsvermittlung in Anspruch. Das waren 15 oder 1,0 Prozent weniger als im vorherigen Berufsberatungsjahr.

Wie in den Vorjahren waren deutlich mehr betriebliche Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber gemeldet, die Schere ist sogar etwas weiter auseinander gegangen. Auf 100 gemeldete betriebliche Ausbildungsstellen kamen rechnerisch 76 gemeldete Bewerberinnen und Bewerber, das entspricht in etwa der Relation im Vorjahr.

Am Ende des Beratungsjahres waren am 30. September 2024 noch 266 unbesetzte Ausbildungsstellen zu vermitteln. Gegenüber dem Vorjahr waren das zwei mehr (plus 0,8 Prozent). Besonders schwer fiel die Besetzung von Ausbildungsstellen im Einzelhandel, als Elektroniker Energie- und Gebäudetechnik, in der Lagerlogistik und dem Büromanagement, aber auch als Maler und Lackierer oder im Bäckereihandwerk. In diesen Bereichen blieben am Ende die meisten Ausbildungsstellen unbesetzt.

Gleichzeitig waren 24 Bewerberinnen und Bewerber noch unversorgt, drei oder 14,3 Prozent mehr als im letzten Jahr am 30. September. Damit blieben knapp 2 Prozent der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber ohne Ausbildungsstelle oder alternatives Angebot. Für sie sucht die Berufsberatung weiter nach einem Ausbildungsplatz oder erarbeitet mit ihnen sinnvolle Alternativen für einen Berufseinstieg im nächsten Jahr.

Der Ausgleich am Ausbildungsmarkt wird seit Jahren dadurch erschwert, dass Angebot und Nachfrage oftmals regional, berufsfachlich oder qualifikatorisch nicht zusammenpassen, wenn beispielsweise schulische Qualifikationen fehlen, die Berufswünsche der jungen Menschen nicht zu den angebotenen Ausbildungsstellen passen oder der Ausbildungsplatz mit öffentlichen Verkehrsmitteln schwer zu erreichen ist. Auch der Trend zur weiterführenden Schule ist ungebrochen.

Bis Ende September 2024 haben 749 Bewerberinnen und Bewerber, also knapp die Hälfte, eine Berufsausbildung begonnen, 34 oder 4,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Etwa ein Viertel wählten einen weiteren Schulbesuch, ein Praktikum oder ein Studium und 1,5 Prozent nahmen an einer geförderten Qualifizierung wie einer Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme oder einer Einstiegsqualifizierung teil. Weitere 6 Prozent haben eine Arbeit aufgenommen, rund 3 Prozent engagieren sich in gemeinnützigen sozialen Diensten und fast 3 Prozent haben sich arbeitslos gemeldet. Von 9 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber liegt keine Rückmeldung zum Verbleib vor.

Um die noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerber mit den noch unbesetzten Ausbildungsstellen zusammenzubringen, werden die Vermittlungsaktivitäten bis mindestens Ende des Jahres fortgesetzt. Außerdem melden sich in den nächsten Wochen erfahrungsgemäß noch junge Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen (wieder) auf der Suche nach einer Ausbildung sind. Auch Betriebe melden Ausbildungsstellen, die (wieder) frei geworden sind.

Zusammen mit den Ende September gemeldeten unbesetzten Ausbildungsplätzen, freien Einstiegsqualifizierungen, außerbetrieblichen Ausbildungsstellen und Berufsvorbereitungsmaßnahmen stehen noch viele Angebote zur Verfügung, um ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen jungen Menschen einen Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Auch Betriebe haben noch Chancen, offene Ausbildungsstellen zu besetzen.

Weitergehende statistische Informationen finden Sie im Internet unter
https://statistik.arbeitsagentur.de > Themen im Fokus > Bildung

Die Statistik bildet aber nur einen kleinen Teil des Ausbildungsmarktes ab: nicht erfasst sind alle schulischen Ausbildungen, wie z. B. alle Erzieher*innen oder auch alle Pfleger*innen. Diese Ausbildungen werden nur landesweit erfasst und werden auch nicht der Agentur als freie Schulplätze gemeldet. Trotzdem umfasst die Ausbildungsberatung, für die 17 Berufsberater*innen zuständig sind, auch diesen Teil genauso wie mögliche Studiengänge.

Neun Auszubildende begannen übrigens ihre Ausbildung am 1. September bei der Agentur für Arbeit in Göppingen.

Als Fazit des Jahres kann man festhalten, dass auch bei schwerer werdender Wirtschaftslage das Angebot an Ausbildungsplätzen gleichbleibend hoch bleibt. Betriebe sorgen hier auch dem demografischem Wandel vor, nachdem in den nächsten Jahren viele Arbeitnehmer*innen der „Boomerjahre“ in Rente gehen.

Joachim Abel

 

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