Der Schwerpunkt der vierteiligen Vortragsreihe des Göppinger Technikforums im Wintersemester 2024/2025 lautet „Zukunft Textil“. Alle Referenten verfolgen die Vision, durch innovative und zukunftsorientierte Technologien aus umweltfreundlichen und schadstofffreien Rohstoffen ressourceneffiziente und nachhaltige Textilprodukte herzustellen.
Dipl.-Ing. (FH) Kai Nebel vom Texoversum, der Fakultät Textil der University Reutlingen, startet die Vortragsreihe. Er ermöglicht, in seinem Vortrag „Textilien und Nachhaltigkeit – Mythen und Fakten – der lange Weg zur Kreislaufwirtschaft“ die Zusammenhänge und die Herausforderungen an Produzenten aber auch der Konsumenten zu verstehen. Was bedeutet Nachhaltigkeit und wie soll Kreislaufwirtschaft eigentlich funktionieren? Eine kritische Betrachtung der Zusammenhänge.
Eine mögliche Antwort auf diese Fragen können beispielsweise Textilfasern aus Laubholz sein, die die Textilbranche revolutionieren könnten. Dr. Rolf Moors und Erna Nawrath vom Technikum Laubholz Göppingen geben in ihrem Vortrag „Die laubholzbasierte Textilfaser: Eine neue Äre der stofflichen Holznutzung” einen Einblick über innovative und zukunftsorientierte Textil- und Carbonfasern und deren Herstellung sowie Anwendung. Dank umweltfreundlichem und nachhaltigem Herstellungsprozess werden vielfältige heutige Anwendungen im technischen Textilbereich sowie im Bekleidungssegment dieser neuen Faser zugänglich gemacht. Einen Mehrwert können direkt in Kleidungsstücke eingewebte Sensoren und Aktoren für biomedizinische und technische Anwendungen bedeuten. Die Integration von Sensoren und Aktoren in Textilien erfolgt oft über die Adaption von Elektronikbauteilen an textile Flächen.
Dipl.-Ing. Bastian Baesch von Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung in Denkendorf wird in seinem Vortrag „Sensorische und aktorische Garne für Textilien“ den aktuellen Stand hierzu näherbringen und innovative Potenziale aufzeigen. Und wie Fasern schließlich wieder in Produkte geformt werden können, stellt Dietmar Dieterle, Geschäftsführer der M&A Dieterle GmbH aus Ottenbach, in seinem Vortrag „Open Fiber System – Von der Faser zum fertigen Bauteil“ vor. Die Firma Dieterle GmbH bietet eine offene Plattform für Innovation und Neuentwicklungen im Bereich Faserverbundwerkstoffe an. Anhand vieler Beispiele wird deutlich, wie und wo bereits heute schon verschiedenste Fasern in bekannten Produkten eingesetzt werden und was in der Zukunft noch möglich wird. Diese vier Vorträge zum Thema „Zukunft Textil“ sollen aufzeigen, wie auch der Bereich der textilen Fasern in Hinblick auf Klimaschutz, Green Deal, Lieferkettengesetz oder Kreislaufwirtschaft im Umbruch ist und wie technische Innovationen Lösungsangebote in diesem Kontext anbieten. Erschreckend transparent wird, wie bedeutend das Verhalten der Konsumenten ist und wie diese auch schon heute einen großen Beitrag zur nachhaltigen Verwendung von Textilien und damit zum Umweltschutz leisten können.
Alle Termine im Überblick:
Mittwoch, 6. November, 18 Uhr:
„Textilien und Nachhaltigkeit – Mythen und Fakten – der lange Weg zur Kreislaufwirtschaft“
Ob Klimaschutz, Green Deal, Lieferkettengesetz oder Kreislaufwirtschaft – die Akteure entlang der textilen Kette stehen vor erheblichen Herausforderungen. Alle sollen nachhaltiger werden. Unternehmen sollen nachhaltiger produzieren und handeln, damit alle nachhaltiger konsumieren können. Aber: Was bedeutet Nachhaltigkeit und wie soll Kreislaufwirtschaft eigentlich funktionieren? Eine kritische Betrachtung der Zusammenhänge. Vortragender: Dipl. Ing. (FH) Kai Nebel, Leiter Forschungsschwerpunkt Nachhaltigkeit & Recycling, Ansprechpartner für interne und externe Anfragen zum Thema Nachhaltigkeit in der Textilbranche, TEXOVERSUM Fakultät Textil, Hochschule Reutlingen.
Mittwoch, 13. November, 18 Uhr:
„Die laubholzbasierte Textilfaser: Eine neue Ära der stofflichen Holznutzung“
Das Potential zur Nutzung von Laubholz entlang der Wertschöpfungskette ist bei Weitem nicht ausgereizt. Bislang werden lediglich 30 Prozent des Laubholzes stofflich, zum Beispiel im Bausektor und der Möbelindustrie verwendet, jedoch 70 Prozent des Nadelholzes. Es ist also offensichtlich, dass neue Verfahren zur stofflichen Nutzung von Laubholz erschlossen und industriell verwertbar gemacht werden müssen. Ein weiteres Ziel des Technikums Laubholz ist es, durch eine Mehrfachnutzung den Rohstoff Holz möglichst lange im Wertschöpfungskreislauf zu halten. So werden sowohl ökologische wie auch ökonomische Vorteile erzielt. Im optimalen Fall wird der Rohstoff so lange im Kreislauf geführt, bis ein neuer Baum die Menge an CO2 gebunden hat, wie am Ende seiner stofflichen Nutzung freigesetzt wird.
Das Forschungsfeld faserbasierte Biopolymerwerkstoffe hat im Sommer 2023 die Skalierung für die Herstellung der Hochleistungsfaser WDBSD TX® auf Basis von Cellulose erfolgreich abgeschlossen. Das Herstellungsverfahren arbeitet mit dem regionalen Rohstoff Buche, ohne toxische Lösungsmittel, praktisch ohne Wasserverbrauch, sowie mit kleinem Energieeinsatz. Vortragende: Dr. Rolf Moors, Leiter Faserbasierte Bioploymerwerkstoffe, und Erna Nawrath, Spezialistin Faserbasierte Bioploymerwerkstoffe, beide vom Technikum Laubholz GmbH Göppingen.
Mittwoch, 20. November, 18 Uhr:
„Sensorische und aktorische Garne für Textilien“
Die Integration von Sensoren und Aktoren in Textilien erfolgt oft über die Adaption von Elektronikbauteilen an textile Flächen. Beispiele sind aufnähbare oder aufstickbare LEDs, Sensoren, Aktoren und Leitungen sowie andere elektronische Bauteile. Der Stickprozess und das Aufdrucken sensorischer/leitender Schichten auf textile Flächen haben sich dabei als flexible Möglichkeit zur Integration textilbasierter Leiter und Sensoren in Textilien erwiesen. Anwendungsabhängig gibt es unterschiedliche garnförmige Sensorik. Mit Lichtleitern kann dabei die Durchgängigkeit des Lichts abhängig von der Krümmung, oder die Dehnung mit Faser-Bragg-Gittern erfasst werden. Es kann auch eine Widerstandsänderung leitender Textilmaterialien abhängig von Belastungen wie Dehnungen gemessen werden. Carbonfasern, aber auch metallisierte Garne finden dabei ihre Anwendung. Auch piezoresistive Sensoren können in Textilien realisiert werden. Vortragender: Dipl.-Ing. Bastian Baesch, stellvertretender Leiter Technologiezentrum Smart Living Textiles Sensorik & Aktorik, Deutsche Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf.
Mittwoch, 4. Dezember, 18 Uhr:
„Open Fiber Systems – Von der Faser zum fertigen Bauteil“
Wie Fasern schließlich wieder in Produkte geformt werden können, stellt Dietmar Dieterle, Geschäftsführer der M&A Dieterle GmbH aus Ottenbach, in seinem Vortrag vor. Die Firma Dieterle GmbH bietet eine offene Plattform für Innovation und Neuentwicklungen im Bereich Faserverbundwerkstoffe. OPEN FIBER ist ein offenes System für modulare Anlagenkonzepte, flexible Prozesslösungen, vereinfachte Automatisierungsprozesse, Entwicklung neuer Technologien und Wissenstransparenz. Im eigenen Labor können die gewünschten vielfältigen Anforderungen in Bezug auf Materialien und Prozesse evaluiert und getestet werden. Anhand vieler Beispiele wird deutlich, wie und wo bereits heute schon verschiedenste Fasern in bekannten Produkten eingesetzt werden und was in der Zukunft noch möglich wird.
Die Veranstaltungen finden jeweils in der Aula der Hochschule Esslingen, Campus Göppingen, Robert-Bosch-Straße 1, statt. Aus organisatorischen Gründen wird gebeten, sich immer für die Teilnahme an einem Vortrag anzumelden, per Mail praesenzanmeldung@technikforum-gp.de mit Angabe des Vortragsnamens und des Vortragstermins.
PM Stadtverwaltung Göppingen