Am 27. Oktober endet die Sommerzeit. Weil die Tage kürzer und kälter werden, sinkt das Futterangebot für viele Wildtiere. „Während wir die fallenden Temperaturen mit dicker Kleidung, heißem Tee und warmen Heizungen ausgleichen können, haben viele Tiere eigene Strategien entwickelt, um Frost, Kältend die nahrungsarme Zeit gut zu überstehen. Einige ziehen in den Süden, andere harren, meist gut versteckt, bei uns aus“, sagt NABU-Artenschutzexpertin Alexandra Ickes. Sie erklärt, welche Tiere mit Winterstarre, -schlaf oder -ruhe die nächsten Monate bei uns verbringen und wie Gartenbesitzerinnen und -besitzer sie dabei unterstützen können.
Winterschlaf: Fettreserven anfuttern
Zu den echten Winterschläfern gehören Siebenschläfer, Murmeltiere und Igel. Im Winterschlaf kann ihre Temperatur bei fünf bis zehn Grad Celsius liegen. Sie können sie, im Gegensatz zu den Amphibien, aber weiterhin regulieren. „Wenn die Umgebung zu kalt wird, springt das innere Thermostat der Tiere an und gibt das Signal zum Nachheizen. Das schützt sie vor dem Erfrieren, allerdings auf Kosten der begrenzten Fettreserven. Werden die Tiere im Schlummerland gestört, fährt der Kreislauf hoch, was Energie verbraucht. Daher sollte man Winterschläfer nie stören“, rät Ickes. Im Herbst sind die Tiere noch mit der Futtersuche beschäftigt. Ein naturnaher Garten bietet sowohl genügend Nahrung für viele Winterschläfer als auch geeignete Überwinterungsquartiere: Igel ziehen sich gerne unter niedrigen Büschen, Laub- und Reisighaufen, Holzstapel oder Komposthaufen zurück, wo sie ein kuschelig-warmes Winternest anlegen.
Auch Fledermäuse halten Winterschlaf. Sie hüllen sich dabei in ihre Flughaut, um die Oberfläche und damit Wärmeverluste zu verringern. In Höhlen herrscht im Winter meist eine günstige, konstante Temperatur zwischen drei und neun Grad Celsius. Leben Fledermäuse in Stollen, Bunkern, Kellern oder Höhlen, sind diese in den Wintermonaten für Besuchende gesperrt, damit die Tiere ungestört überwintern können.
Winterruhe: Viel schlafen und wenig fressen
Eichhörnchen, Dachs oder Waschbär halten Winterruhe, ohne dass sie ihre Körpertemperatur absenken. „Im Winter stecken sie für die Futtersuche ein bis zwei Stunden am Tag ihren Kopf aus dem Versteck. Eichhörnchen verlassen dann ihren Kobel, um Nahrungsvorräte aus den vielen kleinen, verstreut liegenden Depots zu verspeisen. Meist verstecken die Nager ihr Futter in Baumstümpfen oder Wurzeln. Zusätzlich bekommen sie im Herbst ein isolierendes Winterfell“, so Ickes. Auch den Tieren in Winterruhe ist geholfen, wenn ihre Verstecke nicht durch Gartenarbeit gestört werden. Am besten erledigt man die Arbeiten im Oktober bei warmen Temperaturen und nimmt dabei Rücksicht auf die Tiere. Damit sie weiter genug Nahrung finden, sollte nicht zu ordentlich aufgeräumt werden. So können sie liegengebliebene Nüsse, Früchte und Samen weiter sammeln.
Winterstarre: Geschützt im Versteck
Werden die Tage kürzer und kühler, wandern Frösche, Kröten und andere Amphibien in ihre Winterquartiere. Sie verharren dort bei niedrigen Temperaturen in einer Winterstarre. Einige, wie der Wasserfrosch, vereinzelt auch Spring- und Grasfrosch, bleiben dabei sogar im Wasser. „In der Winterstarre gleicht sich der Körper der Tiere der Umgebungstemperatur an und ihr Stoffwechsel verlangsamt sich. Bei milden Temperaturen können die Tiere ihre Verstecke wechseln und Nahrung aufnehmen“, sagt Ickes. Naturnahe Gärten bieten mit Laub- und Totholzhaufen, Erdlöchern oder Trockenmauern geschützte Verstecke.
Auch manche Schmetterlinge, wie Zitronenfalter, Kleiner Fuchs und Tagpfauenauge, überwintern, gut getarnt und erstarrt, an Halmen oder Bäumen, in Höhlen, Holzschuppen, Scheunen oder frostfreien Kellern. Zuvor brauchen die Insekten allerdings genügend Nährstoffe: „Letzte wichtige Pollen- und Nektarspender für Insekten im naturnahen Herbstgarten sind Efeu, Wegwarte, Moschusmalve oder verschiedene Kleearten“, empfiehlt Ickes. Diese sollten im Herbst daher nicht mehr gemäht oder geschnitten werden, um den Insekten eine Nahrungsquelle zu sichern.
Ab in den Süden! Oder doch nicht?
Manche Tiere halten nichts von Winterstarre, -schlaf oder -ruhe. Greifvögel wie Wespenbussard, Schwarzmilan und Fischadler fliegen in den Süden. Standvögel, wie die Kohlmeise, bleiben auch im Winter bei uns. Sie schützen sich durch das Aufplustern ihres Gefieders gegen die Kälte. „Die geselligen Haus- und Feldsperlinge haben eine spezielle Strategie entwickelt, um sich warmzuhalten“, verrät Ickes. „Sie kuscheln bei Kälte gern mit mehreren Artgenossen. Dafür nutzen sie oft einen Nistkasten oder eine Baumhöhle.“
Wer den Vögeln, die bei uns bleiben, etwas Gutes tun möchte, hängt Nistkästen auf und bietet ihnen ökologisches Futter an. „Bitte Futterspender auch im Winter regelmäßig säubern. Gerne fressen Vögel auch die Samen aus verblühten Pflanzen, wie Sonnenblume oder Distel – also bitte nicht abschneiden.“
Weitere Infos zum Thema:
- So wird Ihr Garten zum Überwinterungsquartier
- Immer mehr Vögel bleiben da
- Herbstliche Tipps für den Naturgarten
NABU-Vogelexperte Stefan Bosch zeigt, wie Meisen überwintern:
https://www.youtube.com/watch?v=-mYWuGvsx_Y
PM NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V.