In Stuttgart fand unter dem Motto „Waldboden: überfordertes Multitalent?“ ein Bodensymposium statt. Im Fokus der Veranstaltung stand der Bodenschutz im Wald.
„Unsere Waldböden sind komplexe und äußerst wertvolle Ökosysteme, die sich über Jahrtausende durch das Zusammenspiel von Klima, Relief, Lebewesen und Ausgangsgestein entwickelt haben und eine Vielzahl wichtiger Funktionen erfüllen. Sie sind die Basis für das gesunde Wachstum unserer Wälder, sie speichern Kohlenstoffdioxid (CO₂), sorgen für sauberes Trinkwasser, regulieren den Wasserhaushalt und bieten Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Die sind wahre Multitalente. Unsere Waldböden gehören zu den naturnächsten Böden, die wir im Land haben. Eine intakte Waldvegetation trägt entscheidend dazu bei, den Boden und seine Funktionen zu erhalten. Waldbesitzer und Forstleute sind sich dessen und ihrer Verantwortung um den Bodenerhalt bewusst. Der Waldbodenschutz ist essenzieller Teil der nachhaltigen und naturnahen Waldwirtschaft. Daher benötigen unsere Waldbewirtschafter klare und verlässliche Rahmenbedingungen, die ihnen Gestaltungsfreiheit lässt und Angebote macht, um noch mehr für den Bodenschutz im Wald zu tun“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, anlässlich des Bodensymposiums in Stuttgart.
Zum Bodensymposium unter dem Motto: „Waldboden: überfordertes Multitalent?“ im Haus der Wirtschaft haben das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) gemeinsam mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) eingeladen.
FVA-Direktor Prof. Dr. Ulrich Schraml sagte: „Die heutige Veranstaltung ist der Höhepunkt eines Jahres, in dem die Waldböden die Forschungsagenda und Beratungsaktivität der FVA geprägt haben. Die Expertise unserer Fachleute wird intensiv nachgefragt. Daran merken wir, dass die Themen Bodenschutz und Bodenwasser in der Praxis angekommen sind.“ Mit ihren Monitoringprogrammen und ihrer anwendungsorientierten Wissenschaft stelle die FVA wichtige Informationen für Entscheidungsträger in Politik und Betrieben bereit. „Vor allem unsere Praxishilfen zum Wassermanagement im Wald, der Nährstoffnachhaltigkeit und der konzeptionellen Vorbereitung von Bodenschutzkalkungen übersäuerter Waldböden liefern den Waldbesitzern Rüstzeug für die tägliche Arbeit“, erklärte Schraml.
Waldschäden beeinflussen den Zustand der Waldböden
„Die Waldschäden durch Sturm, Dürre und Borkenkäfer der letzten Jahre beeinflussen den Zustand unserer Waldböden. Sobald Wald verschwindet, sind die Böden den Wetterextremen schutzlos ausgeliefert. Auf einem Großteil der entstandenen Kahlflächen haben sich durch natürliche Verjüngung der Waldbäume und durch Pflanzmaßnahmen mittlerweile wieder Waldbäume etabliert. Mehr als zweidrittel der Wälder in Baden-Württemberg sind zwei- und mehrschichtig, wie aktuelle Zahlen der Bundeswaldinventur (BWI 4) belegen. Daher blieben flächige Waldschäden nur auf einem Prozent der Waldfläche beschränkt und haben das Land vor schlimmerem bewahrt. Das ist ein Verdienst verantwortungsvoller, nachhaltiger Forstwirtschaft unserer Waldbesitzer und Forstleute, wie sie seit Generationen praktiziert wird“, betonte Minister Hauk.
Der Wald und die Akteure im Wald benötigen eine mittel- bis langfristige Perspektive. Daher wurde im Jahr 2020 der Prozess der Waldstrategie 2050 für Baden-Württemberg gestartet. Aktuell werden rund 40 Maßnahmen unter dem Dach der Waldstrategie umgesetzt. Die Waldböden sind Teil des Handlungsfelds „natürliche Ressourcen“. „Ich bin der festen Überzeugung, dass wir für den Wald keine weiteren gesetzlichen Regeln und überbordende Bürokratie von der Europäischen Union (EU) und Bund für den Waldbodenschutz brauchen.
Denn die Waldbesitzer selbst haben ein großes Interesse daran, ihre Grundlage für das Waldwachstum bestmöglich zu erhalten – das eine bedingt das andere! Stattdessen müssen wir die Anreize für die Waldbewirtschafter stärken und ausbauen“, betonte Minister Hauk.
Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg: Waldboden
Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg: Projekt „Wasserspeicher Wald“