Kulturell ist der Landkreis Göppingen zwischen Stuttgart und Ulm eher Provinz, selten verirren sich große Künstler in den Landkreis. Meist bezieht sich die überregionale Kultur, die im Landkreis Göppingen zu Gast ist auf Coverbands und Tourneetheater. Aber es gibt eine Ausnahme: Das Kulturamt Eislingen unter der Leitung von Anna Reukauf versucht immer wieder herausragende Kultur in die Stadt zu bekommen. Am Sonntag, den 13. Oktober ist es ihnen wieder in hervorragender Weise gelungen: Die Opernwerkstatt an Rhein war zu Gast.
Die Opernwerkstatt am Rhein wurde vom Kölner Regisseur und Theatermacher Sascha von Donat und der Düsseldorfer Kulturmanagerin und Unternehmensberaterin Kerstin Witting 2007 gegründet.
Spaß am Theater und künstlerische Qualität stehen bei ihnen im Mittelpunkt. Erstklassige Opernsänger*innen, Schauspieler*innen und Musicaldarsteller*innen bilden das internationale Ensemble der Opernwerkstatt, die sich bereits auf internationale Bühnen – wie der Carnegie Hall New York oder der Kölner Philharmonie – einen Namen gemacht haben.
Sie zeigen Klassiker in unterhaltsamer Form, sind eine Talentschmiede für junge Künstler*innen und zeichnen sich besonders durch ihren Werkstattcharakter aus: Sie sind flexibel, experimentierfreudig und bündeln kreatives Talent, um Produktionen herauszubringen, die das Publikum mitreißen und soziale Themen ansprechen. Seit 2009 bringen sie jedes Jahr zusätzlich eine große inklusive Produktion heraus.
Ihr Ziel ist es, mit ihrer Arbeit die Welt ein klein wenig besser zu machen.
Heute sind sie fester Bestandteil der Gastspielbranche. Mit rund 10 Produktionen pro Spielzeit und mehr als 150 Mitarbeiter*innen auf, vor und hinter der Bühne, setzt sich das Ensemble aus unzähligen Nationalitäten zusammen und wurde mit sechs nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet
Die Opernwerkstatt am Rhein ist Mitglied der Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche (ASSITEJ) und beim paritätischen Wohlfahrtsverband.
Als Schauspielregisseur arbeitete Sascha von Donat (Foto links) am Alten Schauspielhaus Stuttgart, bei den Bad Hersfelder Festspielen, am Stadttheater Bielefeld, am Capitol Theater Düsseldorf und bei freien Produktionen. Seit 2007 ist Sascha von Donat Künstlerischer Leiter der Opernwerkstatt am Rhein.
Bei WDR führte Sascha von Donat Regie bei etlichen Kiraka-Familienkonzerten, wo er u.a. mit Rufus Beck, Ulrich Noethen, Anke Engelke, dem Rundfunkorchester, dem Sinfornieorchester, dem Chor und der WDR Big Band zusammenarbeitete. Zu vielen davon wurden Tonträger produziert.
Sascha von Donut lässt sich dabei Jahr für Jahr auch experimentell Neues einfallen. 2016 brachte er Hamlet als Rockmusical auf die Bühne und nun in Eislingen erstmals Popmusik, Klassische Musik, Literatur und Sandmalerei in einem fantastischen Zusammenspiel. Einzelne Facetten wurden schon vorher aufgeführt, aber diese Zusammensetzung war bis Sonntag einmalig.
Es wurde aus internationalen Bestzellern vorgelesen, dann kam ein inhaltlich passender Song dazu und zeitgleich brachte eine Sandkünstlerin ein passendes Bild auf eine Großleinwand. Alles fein und zeitlich perfekt abgestimmt.
Die Band bestand aus den Musikern Luca Miketta, Jonas Dunkel, Simone Bet, Julian Böckeler und dem Leader Yuhao Guo. Für die Lesungen und den Gesang waren Elisabeth Kirch, Viktoria Küpper, Padcal Schürken und Stefan Peters zuständig. Alle brillant ausgebildet und in der Oper genauso zuhause wie im Musical oder der Rockmusik.
Für die Sandmalerei war die international renommierte Künstlerin Olga Lysytska (Foto links) aus der Ukraine engagiert. Sonst zuhause am Staatstheater Leipzig oder bei großen Firmenevents, wie z. B. bei Türkisch Airways, wo sie die Geschichte der Fluglinie bei einer Jubiläumsveranstaltung in Sand nachzeichnete. Die 38-jährige Olga Lysytska hat Modedesign studiert und kam über die Modezeichnung zur Sandmalerei in der sie mit feinsten Strichen und Kaschierungen aus einfachem Sand herausragende Bilder schafft, die von einem von untern beleuchtetem gläsernem Pult auf die Großleinwand projiziert wird. Seit 13 Jahren ist sie nun als Sandkünstlerin international unterwegs und hat damit, wie sie sagt, ihren Traumberuf gefunden.
Gelesen wurde aus Enri Murgers „Boheme“, dann gab es die Arie Quando me´n vo von Giacomo Puccini, gelesen wurde aus Bram Stokers Dracula , die passende Musik war dann aus dem Tanz der Vampire „Totale Finsternis“ um nur zwei Beispiele zu nennen.
Das Kulturamt der Stadt Eislingen hat sich mit Engagement weit aus dem Fenster gelehnt, wusste doch keiner der Besucher wirklich, was auf sie zukam, was das „Feuerwerk der Künste“ bedeuten würde. Aber die weit über 300 Besucher in der Stadthalle waren voll auf begeistert.
Schade nur, dass diese Aufführung, zumindest zurzeit, einmalig bleiben wird. Es ist noch nicht geplant mit der Veranstaltung auf Tournee zu gehen. Und so kamen die Besucher der Stadthalle zu einem vielleicht einmaligen Kulturgenuss.
Mehr Information zu dem Kulturangebot der Stadt Eislingen: Kulturprogramm | Stadt Eislingen
Mehr Information über die Opernwerkstatt: www.opernwerkstatt-am-rhein.de
Joachim Abel