Stimmung im Handwerk trübt sich ein

Die schwache gesamtwirtschaftliche Entwicklung wird auch im Handwerk immer spürbarer. Im vergangenen Quartal hat sich die Stimmung deutlich eingetrübt. Zwar bewerteten noch immer 60 Prozent der Betriebe ihre Lage als gut. Doch 28 Prozent beurteilten sie als befriedigend und 13 Prozent als schlecht. Im Vorquartal bewerteten nur 10 Prozent die Lage als schlecht und im Vorjahr waren es mit 8 Prozent noch weniger. Bessere Nachrichten gibt es indessen aus dem Kfz-Gewerbe. Hier hat offenbar ein gutes Werkstattgeschäft die Rückgänge im Verkauf kompensiert.      

„Die deutsche Wirtschaft hat Grippe, und auch das Handwerk spürt jetzt ein Kratzen im Hals.  Die konjunkturellen Schwächen zeigen sich zuvorderst bei den industriellen Zulieferern und im Bauhandwerk. Als Medizin bräuchte es längst eine verlässlichere Politik, Maßnahmen für neues Wachstum und keinen Stillstand. Das Handwerk kann und will nicht an andere Standorte ausweichen, sondern braucht gute Bedingungen hier“, fordert Handwerk BW-Präsident Rainer Reichhold.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

Im dritten Quartal gingen die Aufträge zurück: Gut ein Drittel der Handwerksbetriebe (34 Prozent) verzeichnete weniger Neugeschäft. Nur noch jeder Fünfte zog mehr Aufträge an Land. Im Vergleich zum Vorjahresquartal haben die negativen Bewertungen um sechs Prozentpunkte zugenommen.

Die schwache Auftragsentwicklung hatte Auswirkungen auf die Auslastung. Diese sank im Jahresvergleich von 84 auf 80 Prozent. Knapp jeder fünfte Betrieb gab an, dass er nur zu maximal 60 Prozent ausgelastet war (Vorjahresquartal: nur jeder Zehnte). Das Spektrum weist jedoch auch 16 Prozent der Betriebe aus, die zu über 100 Prozent ausgelastet waren (keine Veränderung zum Vorjahr).

Zum ersten Mal seit vielen Jahren überwogen in einem dritten Quartal auch die Negativmeldungen beim Umsatz. 17 Prozent der Betriebe haben nach eigenen Angaben ein Umsatzplus erwirtschaftet, jedoch 27 Prozent ein Umsatzminus. In allen sieben Gewerbegruppen waren die Umsatzeinschätzungen negativ und schlechter als im Vorjahresquartal.

Lediglich das Dienstleistungshandwerk schätzte seine wirtschaftliche Lage besser ein als ein Jahr zuvor. In den übrigen Gruppen wurde die Lage schlechter bewertet. Insgesamt am zufriedensten waren die Ausbaubetriebe, auch wenn diese Gruppe den zweitstärksten Rückgang bei der Lagebewertung verzeichnete. Mit Abstand an der zweiten Stelle lag das Kfz-Gewerbe. Ein gutes Werkstattgeschäft dürfte die Schwierigkeiten im Autohandel kompensiert haben. Am schlechtesten bewerteten die Handwerke für den gewerblichen Bedarf (also z.B. Industriezulieferer) die Situation im dritten Quartal. Jeder vierte Betrieb bewertete die Lage als schlecht – mehr als in jeder anderen Gruppe. Zugleich hat sich diese Gruppe auch am deutlichsten verschlechtert, auch nochmals gegenüber dem Vorquartal.

Die Aussichten für den Jahresschluss sind durchwachsen. Gut die Hälfte der Betriebe erwartet ein “Weiter so“. Jene, die eine Verbesserung erwarten, und andere, die mit Verschlechterung rechnen, halten sich die Waage.  In den einzelnen Gruppen unterscheiden sich die Aussichten jedoch deutlich. Während im Kfz-Gewerbe, im Nahrungsmittel-, Gesundheits- und Dienstleistungsgewerbe die Optimisten die Oberhand behalten, ist das Bild im Baugewerbe und beim Handwerk für den gewerblichen Bedarf düsterer. Im Bauhauptgewerbe rechnet nur jeder zehnte Betrieb mit einer Verbesserung – aber jeder vierte mit einer Verschlechterung.

 

PM Baden-Württembergischer-Handwerkstag e.V.

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