Ein Stück mehr Sicherheit – Verwahrstelle für Schlachtabfälle von Jägern in Geislingen eröffnet

Mit der Schlüsselübergabe an die Kreisjägerschaft nahm die Verwahrstelle für Schlachtabfälle von Jägern ihren Betrieb auf. Dies ist ein wichtiger Termin zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest, so der Erste Landesbeamte an der Kreisverwaltung Göppingen, Jochen Heinz bei der Eröffnung. Die Vorsitzende der Kreisjägerschaft und Landtagsabgeordnete Sarah Schweizer lobte den Landkreis: „es läuft nicht überall so gut wie im Landkreis Göppingen“. Die Verwahrstelle in Geislingen ist die zweite im Landkreis. Die erste wurde schon vor einigen Monaten an der Kläranlage in Uhingen eröffnet. Grund für dieses Angebot ist die näher kommende Afrikanische Schweinepest, die im August im Rhein-Neckar-Kreis bei einem Wildschein n nachgewiesen wurde

Verwahrstelle Geislingen

Beginn der Standortsuche für eine Verwahrstelle im Raum Geislingen war Mitte 2022. Nachdem mit dem Randbereich der Kläranlage ein geeigneter Standort gefunden werden konnte, erklärte sich die Stadt Geislingen auf Anhieb bereit, das Grundstück zur Verfügung zu stellen.

Die Fortführung der Planungen 2023 erfolgte in enger Abstimmung zwischen dem Veterinäramt und
dem Amt für Hochbau, Gebäudemanagement und Straßen des Landratsamtes in Anlehnung an die Planungen der bereits fertiggestellten Verwahrstelle in Uhingen.
Die Erteilung der Baugenehmigung erfolgte im März 2024 vom Baurechtsamt der Stadt Geislingen.
Danach erfolgte der umgehender Beginn der Arbeiten durch die Firma Leonhard Weiss. Die Fertigstellung und Übergabe erfolgte nun im September 2024.
Die Gesamtkosten für die Baumaßnahme belaufen sich für den Landkreis auf etwas über 100.000 Euro. Das Land Baden-Württemberg unterstützt dabei mit einer einmaligen Summe für die Errichtung von 20.000 Euro und dann weiterhin den laufenden Betrieb mit bis zu 2.700 Euro jährlich.

Interessierte Jägerinnen und Jäger erhalten vom Veterinäramt nach einer schriftlichen Bestätigung über die Einhaltung der Nutzungsordnung einen personalisierten Schlüssel, der einen 24/7 Zugang in die Einrichtung ermöglicht. Angelieferte Abfälle werden in eine der bereitstehenden Tonnen in der Kadaverkühlzelle verbracht, die in einer Fertiggarage untergebracht ist. Die Kühlkapazität beträgt vier Behälter mit je 240 Litern Fassungsvermögen. Durch die Kühlung wird der Verwesungsprozess des Materials verlangsamt und so eine längere Zwischenlagerung ermöglicht. Die befüllten Tonnen werden – voraussichtlich wöchentlich – durch die ZTN (Sammelstelle in Süssen) entleert.

Betrieben wird die Verwahrstelle durch ehrenamtliche „Kümmerer“ der Kreisjägervereinigung Göppingen. Diese fungieren als erste Ansprechpartner für die Nutzenden und sorgen für die Aufrechterhaltung eines geordneten Betriebes auch durch Maßnahmen wie Reinigungs- und Instandsetzungsarbeiten. Sie stehen in engem Kontakt mit dem Veterinäramt. Von jeden von den Jägern erlegten oder gefundenen Wildschwein wird  von den Jägern ein Blutprobe genommen und an ein Labor geschickt (Foto links). „Sehr schnell kann so festgestellt werden, ob die Schweinepest im Landkreis angekommen ist“, versichert der Leiter des Amtes für Veterinärwesen und Verbraucherschutz am Landratsamt Göppingen, Dr. Lars Telgen. Dann gibt es sehr schnell weitere Maßnahmen, um die Verbreitung einzudämmen oder zu unterbinden. Das geht von der Einrichtung eines Sperrbezirks mit zahlreichen Einschränkungen bis zum Aufstellen von Zäunen, um die Wildschweine daran zu hindern aus dem Befallsbezirk auszuwandern. Beim Transport der Abfälle gelten zudem zahlreiche Vorschriften um die „Biosicherheit“ sicherzustellen. Zudem ist es sehr wichtig, dass Landwirte, die Schweine halten, ihre Kadaver in gesicherten Behältern weit weg von den Ställen aufbewahren, bis sie zeitnah von der ZTN abgeholt werden.

Hintergrundinformationen zur ASP
Ausbreitung
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) wurde Anfang August bei einem Wildschwein in Baden-Württemberg festgestellt. Die ASP ist eine staatlich bekämpfte und für Haus- und Wildschweine tödliche, anzeigepflichtige Tierseuche. Der Erreger ist ein Virus. Für Menschen ist das Virus ungefährlich. Im Jahr 2007 wurde der ursprünglich vor allem in Subsahara-Afrika vorkommende ASP-Erreger nach Georgien eingeschleppt. Seither breitete sich die ASP über Russland und das Baltikum bis nach Westeuropa aus. In
Deutschland gab es in den letzten Jahren verschiedene Ausbrüche vor allem an der Grenze zu Polen. Nun ist nach mehreren Ausbrüchen in Hessen und Rheinland-Pfalz auch bei einem Wildschwein in Baden-Württemberg (Rhein-Neckar-Kreis) Anfang August ASP festgestellt worden.

Der Krankheitserreger wird insbesondere durch menschliches Handeln weiterverbreitet. Eine in Europa zugelassene Impfung existiert bisher nicht.

Bekämpfung
Bei einem ASP-Ausbruch erfolgt die Bekämpfung durch die zuständigen Behörden nach tierseuchenrechtlichen Maßnahmen, die im europäischen und nationalen Recht geregelt sind. Darauf basierend bereiten sich das Land Baden-Württemberg und auch das Landratsamt Göppingen seit Jahren auf einen möglichen ASP-Ausbruch intensiv vor. Da insbesondere der ASP-Ausbruch beim Wildschwein mit komplexen, lang andauernden Bekämpfungsmaßnahmen verbunden ist, existiert hierfür ein landesweit gültiger Ablaufplan mit konkreter Aufgabenbeschreibung, je nach Szenario des Ausbruchsgeschehens (z. B. kleinere Waldgebiete mit landwirtschaftlichen Flächen versus große zusammenhängende Waldgebiete). Die Maßnahmen für verschiedene Szenarien sind im sog. Tierseuchenbekämpfungshandbuch verfügbar, auf das von allen Veterinärbehörden in Baden-Württemberg zugegriffen werden kann. Das Vorgehen nach diesem Ablaufplan wurde auch bei der landesweiten ASP-Tierseuchenübung 2023 geübt. Das Landratsamt Göppingen hat diese Übung intensiv genutzt, um Abläufe zu erproben und die bisherigen Vorbereitungen auf den Prüfstand zu stellen.

Virus
Das ASP-Virus ist ein relativ großes, behülltes Virus. Es ist in der Umwelt sehr stabil. So konnte zum Beispiel im Versuch gezeigt werden, dass ASP-Viren in Schinken nach sechs Monaten noch infektiös sind. Gerade deshalb spielt die Verbreitung über Lebensmittel und Lebensmittelreste eine so wichtige Rolle. Kommen in einem Gebiet infizierte Schweine vor, erfolgt die Übertragung direkt von Schwein zu Schwein über Sekrete und Exkrete sowie über Kadaver. Infizierte Tiere und deren Kadaver aus einem betroffenen Gebiet sicher zu entfernen ist deshalb ein zentrales Ziel der Bekämpfung.

In Subsahara-Afrika erfolgt die Ansteckung von Warzenschweinen und anderen Schweine-Arten ursprünglich über Lederzecken. Diese kommen in Europa nicht vor, sodass dieser Übertragungsweg keine Rolle spielt.
Mit dem Virus der „Klassischen Schweinepest“ (auch „Europäische Schweinepest“) besteht keine nähere Verwandtschaft.

Joachim Abel

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