LKA-BW: Gewaltprävention in Notfallpraxen

Landeskriminalamt Baden-Württemberg schult Praxispersonal, um gewalttätigen Übergriffen besser begegnen zu können. 

Wer kennt es nicht von eigenen Arztterminen: Längere Wartezeiten, volle Wartezimmer und die Angst vor einer möglichen ernsthaften Erkrankung. All dies kann schnell zu Aggressionen führen. Getreu dem medizinischen Motto: „Vorbeugen ist besser als Heilen“ vermittelte das Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA BW) bei Schulungsveranstaltungen wertvolle Tipps, um medizinisches Personal im Umgang mit gewalttätigen Patientinnen und Patienten zu stärken.

In medizinischen Einrichtungen wie Praxen und Notaufnahmen verzeichnet die polizeiliche Kriminalstatistik im Fünfjahresvergleich in Baden-Württemberg einen Anstieg der Aggressionsdelikte. Das Spektrum reicht von der einfachen Körperverletzung über Raubdelikte bis zum versuchten Totschlag. Rund 100 Mitarbeitende in Notfallpraxen wurden bei Veranstaltungen im Juni und Juli durch Präventionsfachleute des LKA BW fortgebildet, um die Sicherheit in der Arbeitsroutine zu erhöhen. „Gewalt im Arbeitsalltag von Mitarbeitenden in Notfallpraxen ist ein besorgniserregendes Phänomen. Neben den physischen sind vor allem oftmals auch psychische Folgen für die Betroffenen festzustellen, deren Sicherheitsgefühl durch die Gewalterfahrung erschüttert wird. Unser verhaltens- und handlungsorientierter Ansatz soll jetzt mit dazu beitragen, diese Gewalt im besten Fall zu verhindern. Wir wollen die Mitarbeitenden befähigen, in authentischen Gewaltsituationen handlungssicher zu reagieren und damit noch sicherere Arbeitsbedingungen gewährleisten“, sagt LKA Präsident Andreas Stenger.

Ein Pilotversuch dieses Angebots in Stuttgart stieß auf so große Resonanz, dass das Schulungsangebot der Polizei auf ganz Baden-Württemberg ausgeweitet wurde. Die Expertinnen und Experten des LKA BW vermittelten umfangreiches Wissen zu Ursachen von Gewalt am Arbeitsplatz und zum Erkennen von Gefährdungspotentialen. Rechtliche Aspekte wurden beleuchtet und mit Verhaltensempfehlungen kombiniert. Aber auch Hilfen zur Analyse und möglichen Anpassungen von baulichen, technischen und organisatorischen Maßnahmen um Aggressionen möglichst gar nicht aufkommen zu lassen, waren Inhalt der Schulungen. „Wirkungsvolle Prävention ist bedeutend mehr als nur die unmittelbare Intervention bei akuten Bedrohungen. Wir setzen auf eine langfristige Strategie und die praxisbezogene Sensibilisierung der Mitarbeitenden in Notfallpraxen.“, so Andreas Stenger.

Notfallpraxen vertreten außerhalb der regulären Sprechzeiten das hausärztliche Personal. Sie werden in Baden-Württemberg von der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) betrieben. Die Schulungen, fanden bei den Bezirksdirektionen der KVBW in Karlsruhe, Reutlingen und Stuttgart statt.

Positive Rückmeldungen der Teilnehmenden sowie Beratungsanfragen aus anderen Dienstleistungsbereichen oder von Behörden führen zu einer Erweiterung des polizeilichen Präventionsangebots über Notfallpraxen hinaus. Im Herbst dieses Jahrs wird das umfassende Beratungs- und Informationsprogramm „Sicherheit im Arbeitsalltag“ Mitarbeitenden und Personalverantwortlichen zur Verfügung stehen.

PM  Landeskriminalamt Baden-Württemberg

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