Krise auf dem Bau wird immer sichtbarer – auch in Betriebszahlen

Die Flaute im Wohnungsbau bekommt auch das Bauhandwerk zu spüren. Im ersten Halbjahr dieses Jahres haben deutlich mehr Maurer- und Betonbauerbetriebe aufgegeben als sonst üblich. Nach der Novellierung der Landesbauordnung sind aus Sicht des Handwerks weitere Schritte notwendig, um den dringend notwendigen Wohnungsbau wieder anzukurbeln.

„Kürzungen bei den Zuschüssen für die Energieberatung kommen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, wenn der Wohnungsbau ohnehin in der Sackgasse ist“, so Peter Haas, Hauptgeschäftsführer von Handwerk BW mit Blick auf die jüngsten Ankündigungen der Bundesregierung. Wenn Bundesminister Robert Habeck gerade jetzt wichtige Zuschüsse für Hauseigentümer kürze, verkenne er den Ernst der Lage.

Wie aus der Betriebsstatistik der baden-württembergischen Handwerkskammern hervorgeht, haben mehr Maurer und Betonbauer als sonst üblich bis zum 30. Juni 2024 ihren Betrieb abgemeldet. Von einer Pleitewelle könne man zwar nicht sprechen, jedoch seien die Zahlen durchaus alarmierend, so Haas weiter. „Nach dem Kabinettsbeschluss zur Landesbauordnung muss das Land weitere Schritte gehen, um die Wohnbautätigkeit wieder anzukurbeln“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Spitzenverbandes für das baden-württembergische Handwerk. Notwendig seien die Senkung der Grunderwerbsteuer und mehr öffentliche Investitionen in den sozialen Wohnungsbau.

Mit dem Rückgang der Betriebe würden auch dringend benötigte Fachkräfte verloren gehen, die den Handwerksbetrieben fehlten, wenn die Baukonjunktur wieder anziehe. Außerdem bedrohe der Wohnungsmangel den sozialen Frieden.

Insgesamt ist die Zahl der bei den baden-württembergischen Handwerkskammern eingetragenen Betriebe seit Jahresbeginn zum Stichtag 30. Juni um 656 Betriebe oder 0,5 Prozent auf 143.225 leicht gestiegen. Allerdings entfällt das Wachstum ausschließlich auf Berufe ohne Zulassungspflicht. Das sind Berufe, die häufig in Soloselbstständigkeit oder im Nebenerwerb ausgeübt werden, ohne Meisterpflicht und häufig keine Ausbildungsbetriebe.

Die Statistik zeige Licht und Schatten, so bewertet Haas die Zahlen: „Wir freuen uns über jeden neuen Handwerksbetrieb. Allerdings brauchen wir mehr nachhaltige Gründungen von Meisterbetrieben, die Arbeitsplätze anbieten und ausbilden können, denn das Handwerk braucht den Nachwuchs dringend .“

Die Ergebnisse im Einzelnen:

  • Die größten Zuwächse gab es wie in den Vorjahren bei Gebäudereinigern (+649 Betriebe), Kosmetikern (+358 Betriebe) und Fotografen (+245 Betriebe), also in zulassungsfreien Berufen, die häufig in Soloselbstständigkeit oder im Nebenerwerb ausgeübt werden
  • Im zulassungspflichtigen Handwerk waren 91.167 Betriebe eingetragen, 685 weniger (-0,7%) als zu Jahresbeginn.
  • Das stärkste Wachstum im zulassungspflichtigen Handwerk verzeichneten abermals die Elektrotechniker. Die Zahl der Betriebe stieg um 111 auf 9.240. Schon im letzten ersten Halbjahr gab es in diesem Beruf ein starkes Wachstum.
  • Am 30. Juni waren insgesamt 3.848 Maurer- und Betonbauerbetriebe eingetragen. In diesem Gewerk wurden im ersten halben Jahr 227 Betriebe ausgetragen. Das entspricht sechs Prozent des Bestandes. Üblich sind zwischen drei und vier Prozent.
  • Im zulassungsfreien Handwerk stieg der Bestand um 1.295 (+3,7%) auf 36.325 Betriebe.
  • Im handwerksähnlichen Gewerbe stieg die Zahl der Betriebe um 47 auf 15.724 (+0,3%).

 

Weitere Informationen finden Sie unter:

https://handwerk-bw.de/fileadmin/media/Publikationen/Betriebsstatistik/BWHT-Statistik_Betriebsstatistik_1_Halbjahr_2024.pdf

PM Baden-Württembergischer-Handwerkstag e.V.

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