Wilhelma nimmt bedrohte Pflanzen in Pflege: Rettung für die Glänzende Seerose

Anfang Juli 2024 erhielt die Wilhelma in Stuttgart eine ungewöhnliche Lieferung: In riesigen Plastikwannen trafen zahlreiche Exemplare der Glänzenden Seerose auf dem Betriebshof des zoologisch-botanischen Gartens ein.

Bei der Glänzenden Seerose (Nymphaea candida) handelt es sich um eine in Baden-Württemberg stark gefährdete Pflanzenart, die landesweit nur noch vereinzelt auftritt. Eines der letzten Vorkommen befindet sich im Hammerweiher bei Fichtenau im Landkreis Schwäbisch-Hall. Nachdem der einst von Menschenhand angelegte Weiher rund 40 Jahre lang nicht abgelassen wurde, hatte sich auf seinem Grund eine gewaltige Menge an Schlamm abgesetzt. Aufgrund der zunehmenden Verlandung und der Ausweitung von Schilf-Röhrichtbeständen verringerte sich die offene Wasserfläche. Die niedrige Wassertiefe von teils weniger als einem Meter führte zu einer starken Erwärmung in den Sommermonaten – alles Faktoren, die auf kurz oder lang zum Verschwinden der Glänzenden Seerose geführt hätten. Um die Lebensraumbedingungen zu verbessern, hat die Höhere Naturschutzbehörde im Regierungspräsidium Stuttgart bereits Maßnahmen getroffen: Dafür musste das in Landesbesitz befindliche Gewässer komplett abgelassen und eine temporäre Bleibe für die Glänzende Seerose gefunden werden: Nämlich in der Wilhelma. Dort werden die seltenen Schwimmpflanzen nun hinter den Kulissen in großen Kübeln aufbewahrt und gepflegt. Sobald die Trockenlegung, Teilentnahme des Bodenschlammes und Neubefüllung des Hammerweihers im Herbst 2025 abgeschlossen ist, sollen die Seerosen in ihre angestammte Heimat zurückkehren.

Dr. Björn Schäfer, Leiter des Fachbereichs Botanik in der Wilhelma erläutert: „Für die Glänzende Seerose haben wir schon seit 2006 eine besondere Verantwortung. Seitdem hüten wir die seltene Art mit Auftrag des Regierungspräsidiums Stuttgart im Rahmen einer Erhaltungssammlung. Auf diese Weise könnte die Glänzende Seerose wiederangesiedelt werden, falls eines ihrer natürlichen Vorkommen erlischt. Noch besser ist, wenn es gar nicht erst so weit kommt: Als das Regierungspräsidium bei uns anfragte, war es für uns eine Ehrensache, die Seerosen aus dem Hammerweiher zeitweise bei uns aufzunehmen.“ Artenschutzprogramm-Referentin Kerstin Beck vom Regierungspräsidium Stuttgart erklärt: „Wir sind sehr froh, dass die Wilhelma uns so engagiert bei der Hälterung der Glänzenden Seerose unterstützt und so zur Erhaltung dieser gefährdeten Art beiträgt.“ Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin ergänzt: „Artenschutz beginnt vor unserer Haustür. Wir freuen uns daher sehr, einen praktischen Beitrag zur Erhaltung einer bei uns in Baden-Württemberg stark gefährdeten Pflanzenart leisten zu dürfen.“

Hintergrundinformationen:

Das Artenschutzprogramm Baden-Württembergs, verankert in § 39 Naturschutzgesetz (NatSchG), ist ein wichtiges und besonders reaktionsschnelles Instrumentarium des Landes zum Schutz und Erhalt stark bedrohter Tier- und Pflanzenarten sowie ihrer Lebensräume. Es ist damit von zentraler Bedeutung für die biologische Vielfalt im Land. Ziel des Arten- und Biotopschutzprogramms ist es, vom Aussterben bedrohte und hochgradig gefährdete Tier- und Pflanzenarten, sowie solche Arten, für die das Land eine besondere Verantwortung hat, im Bestand zu stabilisieren und zu fördern.

Foto (Wilhelma Stuttgart/Birger Meierjohann): Eine Blüte der Glänzenden Seerose.

Foto (Naturplan/Marcus Fritsch): In Handarbeit wurden die Seerosen geborgen, in große Wannen verstaut und in die Wilhelma transportiert.

PM Wilhelma  Zoologisch-Botanischer Garten Stuttgart

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