Slow Food Deutschland hat am 29. Juni 2024 turnusmäßig einen neuen Vorstand gewählt. Das fünfköpfige Führungsteam um den Tierarzt Rupert Ebner hat Strategien und Ziele für die nächsten drei Amtsjahre gesetzt.
Der neue Vorstand möchte weiterhin Slow Food als Bewegung stärken und weiterentwickeln, sowohl auf lokaler und nationaler Ebene als auch im weltweiten Netzwerk. Wichtigstes Anliegen ist dabei, die Ernährungswende voranzubringen, als unverzichtbare Bedingung für Umwelt- und Klimaschutz.
„Beim Einkaufen und Essen nehmen wir täglich Einfluss auf die Gesundheit des Planeten. Mit gezielten Projekten, Aktionen und Informationskampagnen sorgt Slow Food Deutschland für Transparenz und liefert Verbraucherinnen und Verbrauchern zuverlässige Grundlagen, um bewusste Kauf- und Konsumentscheidungen zu treffen“, so der neue Vorsitzende Rupert Ebner.
Das Slow-Food-Motto „Vom Acker bis zum Teller“ setzt aber den Fokus auch auf die Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln: auf die Auswirkungen auf Klima, Umwelt, biologische Vielfalt und vor allem auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen derjenigen, die für unser tägliches Essen sorgen. Lebensmittel ‚gut, sauber und fair für alle‘ zu produzieren bedeutet, Geschmack und Genuss mit Wertschätzung mit Verantwortung für Natur und Menschen zu verbinden.
Die veränderten politischen Rahmenbedingungen bringen die Gefahr mit sich, dass der Klimaschutz und die Förderung der biologischen Vielfalt nicht mehr als Priorität gelten oder ganz aus der Agenda verschwinden. Systematisch verbreitete Fake News und der wahlpolitische Opportunismus mancher Politiker*innen haben in den letzten Monaten bei vielen Bürger*innen den Glauben entstehen lassen, dass Klimapolitik unseren Wohlstand gefährde und der Klimawandel eine Erfindung sei. Sie stellen sich damit gegen gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse hinweg und suggerieren eine ganz einfache Lösung: das Wegschauen. Unser Wohlstand wird aber schon jetzt tagtäglich beeinträchtigt, und nicht nur durch Wetterextreme, Dürre, Stürme und Überschwemmungen. Die industrielle Landwirtschaft vergiftet hier und auf anderen Kontinenten mit bedenklichen Pestiziden Böden, Gewässer, Menschen und andere Organismen, verursacht im Übermaß Emissionen und nimmt keine Rücksicht auf Biodiversität und Tierwohl.
„Die größte Gefahr für unseren Wohlstand ist nicht die Klima- und Umweltschutzpolitik, sondern die Abkehr von ihr“, betont Rupert Ebner. „Beim Thema Ernährung lassen sich lokale und globale Konsequenzen der Klimakrise besonders klar erkennen, so wie auch die Notwendigkeit, Klima und Umwelt zu schützen. Essen ist eine tägliche Handlung, die uns alle verbindet und sich als Thema eignet, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Als lokal und regional verwurzelte Bewegung werden wir mit noch größerem Engagement Bürgerinnen und Bürger ansprechen und auf die Notwendigkeit eines sozialen, nachhaltigen und zukunftsfähigen Ernährungssystems aufmerksam machen. Und wir werden weiterhin im Dialog mit den Institutionen und den anderen umweltpolitischen Akteur*innen für eine kohärente, umfassende und zukunftsorientierte Klimapolitik eintreten.“
Kurzinfo: Dr. Rupert Ebner ist Tierarzt, seit 1986 mit eigener Praxis in Ingolstadt. 2014 bis 2020 war er Referent für Umwelt und Gesundheit in Ingolstadt, bis 2010 1. Vorsitzender des Verbandes der praktischen Tierärzte in Bayern und Vizepräsident der Bayrischen Tierärztekammer. Er ist Koautor das Buches „Pillen vor die Säue: Warum Antibiotika in der Massentierhaltung unser Gesundheitssystem gefährden“ (Oekom Verlag, 2021).
Foto: Rupert Ebner; Coypright (c) Christine Olma
PM Slow Food Deutschland e. V.