Gemeinderat: Bericht zur Hochwasserlage in Uhingen

Das Hochwasser- und Starkregen-Ereignis Anfang Juni ist bei der jüngsten Gemeinderatssitzung am  Freitag, 21. Juni, im Sitzungssaal des Uditoriums zentrales Thema gewesen.  

Bürgermeister Matthias Wittlinger schilderte die chronologischen Ereignisse sowie die Situation – auch aus Sicht des Krisenstabs – und Steffen Kwiatkowski, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Uhingen, ging auf die Vorgehensweise aus Sicht der Feuerwehr ein. Am Freitag, 31. Mai,  begann die vorhergesagte Hochwasserlage mit Starkregen. Da dies bereits in den Medien vorhergesagt wurde, konnte die Stadt Uhingen schnell reagieren. Der Hochwasseralarmplan, welcher bereits länger vorhanden ist, kam zum Einsatz. Einlaufbauwerke wurden kontrolliert und überprüft.

Die Feuerwehr, die Mitarbeiter des Bauhofs sowie Mitarbeiter der Verwaltung wurden rechtzeitig in Bereitschaft gesetzt. Somit konnten präventive Maßnahmen vorbereitet und entsprechende Vorbereitungen rechtzeitig getroffen werden.

Die mobilen Hochwasserschutzhilfen der Stadt Uhingen kamen an den neuralgischen Punkten im Stadtgebiet im Bereich der Fils und an zu schützender Infrastruktur zum Einsatz. Es wurde der Damm an der Fils erhöht und Sandsäcke planmäßig verteilt.

Trotz all der Vorkehrungen konnte das Hochwasser nicht überall eingegrenzt werden. Der Pegel der Fils stieg deutlich an, was auch daran lag, dass es am Oberlauf des Flusses im Bereich des Oberen Filstals ebenfalls zu heftigen Regenfällen und Überflutungen gekommen war. Die Wassermassen bahnten sich ihren Weg flussabwärts und sorgten – zusätzlich zum Dauerregen – auch in Uhingen dafür, dass der Fluss über die Ufer trat.

Deshalb kam es in den Abendstunden des Samstags, 1. Juni, vor allem in der Schulstraße und in der Filsstraße zu den ersten Evakuierungen. Der Krisenstab der Stadt Uhingen trat in Kraft und koordinierte zusammen mit der Feuerwehr die Einsätze. Eine Notunterkunft wurde im Uditorium  eingerichtet. „Bisher hatten wir bei einem Hochwasser noch nie einen Krisenstab und Evakuierungen waren ebenfalls nicht notwendig“, schilderte Matthias Wittlinger die Situation am Samstag. Im Laufe des Sonntags fiel der Pegel der Fils erwartungsgemäß.

Bei den regelmäßig durchgeführten Videokonferenzen mit dem Führungsstab im Landratsamt wurde mitgeteilt, dass nur noch „Lokale Gewitterzellen laut Prognosen denkbar waren“, führte Kommandant Steffen Kwiatkowski aus, „aber nicht wo und die Fils sollte nicht davon betroffen sein.“ Daher entschloss man sich dazu, die mobilen Beaver Schlauchdämme zurückzubauen, damit diese im etwaigen Fall zügig woanders eingesetzt werden können.

Dann aber sorgten Gewitterzellen für extreme Verhältnisse. Kurz nach 14 Uhr brachte eine erste Gewitterzelle ergiebigen Starkregen über dem Stadtteil Holzhausen. Hierbei liefen einige Straßen in einem begrenzten Gebiet voll. Ebenso wurden zwei Straßen kurzzeitig überschwemmt. Gegen 19 Uhr brachte eine weitere Gewitterzelle über Holzhausen so viel Regen mit sich, dass eine Flutwelle durch den Ort floss und Straßen sowie Gebäude – auch das Feuerwehrmagazin der Abteilung Holzhausen – unter Wasser setzte. Das Hochwasser brachte Material von den Feldern mit sich und dieses verstopfte die Sandfangkästen der Abwasserkanäle in Holzhausen. Die Uhinger Wehr war mit allen Uhinger Fahrzeugen dort vor Ort , berichtete der Kommandant. Das Wasser floss den Berg hinunter in die Kernstadt und setzte hierbei zum Beispiel den Uhinger Bahnhof sowie dessen Fußgängerunterführung unter Wasser. Des Weiteren gab es auf einen Schlag dutzende von Einsatzstellen im gesamten Stadtgebiet, durch den massiven Ablauf von Oberflächenwasser. Parallel hierzu stieg auch der Pegel der Fils wieder an.

An mehreren Straßen in Holzhausen und Uhingen wurden beispielsweise auch Kanaldeckel aus den Schächten gedrückt. Die Feuerwehr musste Passanten auf der Straße vor der Gefahr warnen und auch aufpassen, nicht selbst mit den Fahrzeugen stecken zu bleiben. „Im Kanal herrscht dann ein starker Sog: Wer eingesaugt wird, kommt da nicht mehr lebend raus“, schilderte der Kommandant die Gefahrensituation weiter.

Laut Kommandant kamen in Uhingen bei der zweiten Gewitterzelle zirka 45 Liter pro Quadratmeter runter, im stärker vom Unwetter getroffenen Ebersbach waren es 60 Liter/Quadratmeter. Aufgrund der Intensität der Regenfälle kam es im Uhinger Stadtgebiet und auch in Ebersbach zu erheblichen Anrufen bei der Integrierten Leitstelle durch betroffene Bürgerinnen und Bürger, sodass der Notruf 112 völlig überlastet war. Parallel hatte man kurzzeitig auch technische Schwierigkeiten mit dem Feuerwehr-Funk, so dass kein Kontakt mit der Integrierten Leitstelle aufgenommen werden konnte. „Wir haben Kommandanten per Telefon anrufen und Überlandhilfe erbitten müssen“, schildert Steffen Kwiatkowski den Gemeinderäten die Situation weiter. Nachdem die Leitstelle wieder erreichbar gewesen ist, wurden weiter massiv Kräfte von extern nach Uhingen nachgefordert. Teilweise konnte aber keine weitere Verstärkung entsandt werden, da Ebersbach stärker vom Hochwasser und Starkregen getroffen war und ebenfalls massiv Unterstützung von außerhalb benötige.

Durch einen plötzlichen und nicht erklärbaren massiven und sehr schnellen Anstieg der Fils in Uhingen, kam es zu Hochwasser auf vielen Straßen wie der Fils- und Schulstraße oder auch der Richard-Wagner-Straße. Zwar wurde die Uhinger  Kläranlage planmäßig durch einen Damm geschützt, um entsprechende Verschmutzungen zu verhindern. Die Wassermassen aus Holzhausen aber ließen den Epplesee ansteigen. Das Wasser aus dem Epplesee wurde abgelassen und in die Fils geleitet. Matthias Wittlinger hob hervor, dass das Team der Kläranlage zusammen mit dem Bauhof und anderen städtischen Mitarbeitern die Kläranlage schützte. „So konnte sich die Feuerwehr auf die anderen Einsätze konzentrieren.“ Und davon gab es eine Menge, da zahlreiche Keller voll Wasser gelaufen waren – unter anderem auch das Uhinger Rathaus.

Die Flutwelle, welche Uhingen erfasste, brachte die Arbeit der Einsatzkräfte für 30 Minuten zum Erliegen. „Das war eine ganz schlimme Situation, da wir nicht helfen konnten, obwohl wir durch die externe Hilfe doppelt so viel Einsatzkräfte wie normal in der Stadt hatten“. Und auch Steffen Kwiatkowski betonte, dass die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr nicht durch die Wassermassen fahren konnten, da sie für diese Wassertiefe nicht ausgelegt sind. Glücklicherweise sei aber ein Unimog aus Adelberg noch in Uhingen gewesen, der als einziges Fahrzeug die Schulstraße befahren und so die Bevölkerung auffordern konnte, sich im Gebäude in höhere Geschosse zu begeben. Ebenso wurden mit dem ELW 1 aus Uhingen im angrenzenden Bereich, Lautsprecherdurchsagen gemacht werden konnten. „Das Wasser ging dann zum Glück relativ schnell wieder zurück, was für eine Welle spricht“, sagte der Uhinger Feuerwehrkommandant. Wo diese Flutwelle ihren Ursprung hat, werde derzeit aufgearbeitet.

Die Filsstraße sowie ein großer Teil  der Schulstraße und direkt angrenzender Straßen mussten evakuiert werden, um Menschenleben zu schützen. Im Laufe der Nacht auf Montag folgte die zweite Evakuierung an diesem Wochenende. Der Krisenstab richtete mit Helfern eine Notunterkunft in der Filseckhalle im Stadtteil Sparwiesen ein. Aufgrund der noch nicht abzuschätzenden Auswirkung der Welle in der Fils bestand das Risiko, dass auch das Uditorium hätte geflutet werden können. Daher fiel die Wahl auf die höher gelegene Filseckhalle.

Trotz der angespannten Situation hatte die Feuerwehr, die Verwaltung und die jeweilige Stabstelle die Situation jederzeit im Griff. „Wir können froh sein, dass niemand gestorben ist“, betonte Matthias Wittlinger und Steffen Kwiatkowski ergänzte: „Unser Hauptaugenmerk lag darin, Menschenleben zu retten.“ Zugleich verwies er auf Todesfälle in Schorndorf, wo nach dem Abpumpen eines Kellers zwei Leichen gefunden wurden.

„In Uhingen waren unsere Einsatzkräfte bis zu diesem Zeitpunkt nahezu 3 Tage ohne Schlaf im Einsatz“, berichtete Steffen Kwiatkowski weiter. Daher habe man nochmals zusätzliche externe Kräfte angefordert, die am Montag den Grundschutz für die Stadt übernahmen, „damit unsere Kräfte zumindest 5 Stunden schlafen konnten“. Weitere externe Kräfte aus dem Kreisgebiet und darüber hinaus, arbeiteten weiter die Hochwassereinsätze ab. Der letzte Einsatz in Sachen Hochwasser lief für die Feuerwehr am Samstag, 8. Juni, um 15.30 Uhr an: Dabei ging es darum die Bevölkerung bei den Aufräumarbeiten und der Entsorgung von den beim Hochwasser beschädigen Elektrogeräten zu unterstützten. „Wir hatten am Ende durch das Hochwasser und den Starkregen 338 Einsätze“, führte der Kommandant weiter aus.

Den entstandenen Schaden im Privatbereich schätzt die Verwaltung grob auf zirka 2,5 Millionen Euro. Seitens der Stadt wird der Schaden durch 38 überflutete und beschädigte städtische Gebäude wie die Hieberschule sowie unterspülte Straßen auf etwa 829.000 Euro beziffert.

Die Aufräumarbeiten laufen bis dato an, auch in der Verwaltung sei ein Team noch immer intensiv mit den Koordinierungsmaßnahmen beschäftigt. Abschließend dankte Matthias Wittlinger allen Einsatzkräften, auch denen aus dem Umland, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung und hob die Unterstützung seitens der Bevölkerung hervor. Von vielen anderen Gemeinden, deren Feuerwehren in Uhingen im Einsatz waren, erhielt er bereits die Rückmeldung, dass sie die Kosten für die Einsätze in Uhingen erlassen. In der Nachschau gebe es einige Punkte, die aufgefallen seien. Einerseits könne Hochwasserschutz mit einfachen Maßnahmen an neuralgischen Punkten erfolgen und andererseits sorge so ein Ereignis für einen enormen Zusatzaufwand bei den Aufräumarbeiten und der Koordinierung der Hilfsangebote. „Normalerweise dauert ein solcher Einsatz zwei Tage, dieses Mal aber viel länger.“

Die Stadträte dankten ebenfalls für das Engagement aller Hilfskräfte und spendeten dem Feuerwehrkommandanten für sein Team Beifall. Zudem ermächtigten die Räte die Verwaltung, die Aufträge für die Sanierungs- und Reparaturarbeiten städtischer Gebäude trotz der außerplanmäßigen Ausgaben anzugehen.

PM Stadtverwaltung Uhingen

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