Über 1.300 streiken an Unikliniken für Zukunftspaket – morgen zweite Entgeltrunde

Unmittelbar vor der zweiten Verhandlungsrunde zum Entgelt haben heute über 1.300 Beschäftigte an den vier Unikliniken Freiburg, Heidelberg, Ulm und Tübingen die Arbeit niedergelegt. Aufgrund der Warnstreiks kommt es zu Verschiebungen von geplanten Operationen und Bettenschließungen. Über Notdienstvereinbarungen ist eine sichere Versorgung aller Patientinnen und Patienten gewährleistet.

Bei Kundgebungen und Aktionen forderten die Streikenden ihre Arbeitgeber auf, morgen ein Angebot für ein echtes Zukunftspaket mitzubringen. Jakob Becker, ver.di Verhandlungsführer: „An einem Warnstreiktag findet in den Kliniken faktisch Feiertagsbetrieb statt. Ohne wirksame Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel droht in den vier Unikliniken ein dauerhafter Feiertagsbetrieb. Denn ohne mehr Entgelt und spürbare Entlastung endet der Teufelskreis aus Unterbesetzung, Überlastung und Flucht aus den Berufen nie. Nur gesunde Beschäftigte können Kranke gut versorgen. Wir müssen jetzt ein Zukunftspaket vereinbaren, um die Spitzenstellung der Unikliniken dauerhaft zu sichern.“

Am morgigen Dienstag, 4. Juni, werden die Entgeltverhandlungen in Stuttgart im Geno-Haus fortgesetzt. Zum Thema Entlastung fanden inzwischen vier Runden und zur Ausbildungsqualität zwei Runden statt. Weiteres wichtiges Verhandlungsthema ist die lebensphasenorientierte Gestaltung der Arbeitsbedingungen. Insgesamt sind für diese größte Tarifrunde seit 2005, als der eigenständige Tarifvertrag für die vier Landeskliniken erstmals vereinbart wurde, 14 Verhandlungstermine angesetzt. Ein Angebot der Arbeitgeber gibt es bisher nicht.

Auf der Grundlage einer Befragung, an der gut 4.000 Beschäftigte teilgenommen hatten, hat die ver.di-Tarifkommission am 17. April folgende Forderungen für die Tarifverhandlungen beschlossen. Entgelt: Erhöhung der Entgelte um elf Prozent, mindestens 500 Euro mehr im Monat für die Beschäftigten, sowie 250 Euro mehr im Monat für Auszubildende, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Lebensphasenorientierung: Einführung eines Lebensphasenkontos für alle Beschäftigten und Auszubildenden. Hierauf werden vom Arbeitgeber jedes Jahr fünf Lebensphasentage eingebracht, zusätzlich soll es weitere Möglichkeiten geben, das Konto zu befüllen. Die Beschäftigten sind frei in der Entscheidung, wie sie diese verwenden. Tarifvertrag Entlastung Pflege: Festlegung von Mindestpersonalausstattungen für alle Pflegeorganisationsbereiche. Vereinbarung eines Verfahrens zur Feststellung von Belastungssituationen und entsprechende Regelungen zum Belastungsausgleich (ein Tag für drei unterbesetzte Schichten, sowie Berücksichtigung von weiteren messbaren Faktoren: zum Beispiel Holen aus dem Frei, Übergriffe gegenüber Beschäftigten), wenn tarifvertragliche Vorgaben nicht eingehalten werden. Ausbildungsqualität: Sicherstellung der Praxisanleitung durch frühzeitige Planung und höheren Umfang sowie verlässliche Regelungen zur Freistellung während der Praxisanleitung. Tarifliche Ausbildungsqualität auch für Physios und MT-Berufe Für die vier baden-württembergischen Uniklinika in Ulm, Tübingen, Heidelberg und Freiburg gilt ein eigener, mit dem Arbeitgeberverband Uniklinika abgeschlossener Tarifvertrag, von dem rund 30.000 Beschäftigte an den vier Kliniken betroffen sind. Die Ärzt:innen fallen unter den Tarifvertrag Ärzte Länder, das wissenschaftliche Personal als Landesbeschäftigte unter die Tarifbestimmungen des Landes.

PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/arbeitsmarkt/170559/

Schreibe einen Kommentar