Unter der Überschrift „Im Schatten des Wohlstandes“ lädt das Bündnis gegen Altersarmut in Baden-Württemberg zu einem Fachgespräch am 18. April 2024 um 18.00 Uhr in den ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg ein (Theodor-Heuss-Straße 2 , tHeo.1, 70174 Stuttgart).
Der Teilhabebericht „Altersarmut“ des Sozialministerium wird analysiert und mit Vertreter:innen der Parteien diskutiert. Zusagen liegen vor von: Grüne – Norbert Knopf; CDU – Manuel Hailfinger SPD – Andreas Kenner; FDP – Rudi Fischer; Linke – Sarah Mirow.
Im Bericht heißt es unter anderem: Ein Fünftel der Baden-Württemberger:innen über 65 ist von Altersarmut betroffen oder armutsgefährdet, bei den Frauen sind es 22 Prozent, bei Menschen mit Migrationshintergrund sind es sogar 33 Prozent.
„Braucht es deutlichere Zahlen? Baden-Württemberg ist Arm und Reich zugleich, wenn der Mercedes Chef 12,2 Millionen Euro Jahreseinkommen für 2023 bekommt“, so Anette Sauer, ver.di Baden-Württemberg und Koordinatorin des Bündnisses.
„Altersarmut ist in erster Linie ein weibliches Problem. Das liegt daran, dass Frauen im Laufe ihrer Erwerbsbiografie häufig Kinder betreut oder Angehörige gepflegt haben und dadurch nur einer Teilzeitbeschäftigung, nicht selten im Niedriglohnsektor, nachgehen konnten. Laut Statistischem Bundesamtes sind rund 47 Prozent, also fast die Hälfte der Frauen im erwerbsfähigen Alter, in Teilzeit beschäftigt. Bei den Müttern beträgt dieser Anteil sogar knapp 64 Prozent. Ihre Rentenansprüche bewegen sich damit auf die Armutsschwelle zu oder sogar darunter. Deshalb muss die Rente armutsfest sein“, ergänzt Uta-Micaela Dürig, Vorständin Sozialpolitik des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg und eine Sprecherin des Bündnisses.
Die Vorschläge und Projektvorstellungen aus dem Teilhabebericht des Sozialministeriums sind aus Sicht des Bündnisses wichtig und richtig. Allerdings seien sie nur ein mini kleiner Schritt, um Altersarmut wirksam zu bekämpfen.
Anette Sauer: „Es muss mehr getan werden. Rente muss nachhaltig, gerecht und zukunftssicherer werden. Hier ist klar der Bund gefordert, aber auch das Land könnte deutlich mehr tun. Nur Projekte zu fördern ist zu wenig.“
„Pflege macht arm. Rund 92.000 Menschen leben in Baden-Württemberg im Pflegeheim und schon jetzt bekommt jeder vierte Heim-Bewohner Sozialhilfe. Das sind 26.475 Menschen, die am Lebensabend zum Bittsteller und Taschengeldempfänger erniedrigt werden, weil sie den Eigenanteil zur Pflege nicht aufbringen können. Es ist höchste Zeit, dass das Land Baden-Württemberg endlich seiner Verantwortung gerecht wird und die Pflegedürftigen finanziell entlastet. Wir fordern das Land auf, zumindest zur Förderung der Investitionskosten von vor 2010 zurückzukehren. Würde das Land wieder in die Förderung einsteigen, wären tausende Pflegebedürftige nicht mehr auf Sozialhilfe angewiesen“, so Hans-Josef Hotz, Vorsitzender des Sozialverbandes VdK Baden-Württemberg e.V. und ein Sprecher des Bündnisses.
Seit der Gründung des Bündnisses gegen Altersarmut 20217 müssen die im Bündnis organisierten Sozialverbände, zivilgesellschaftlichen sowie kirchlichen Organisationen, Gewerkschaften und die Landesarmutskonferenz Baden-Württemberg auf die wachsende Altersarmut hinweisen.
Anette Sauer: „Alle Fachleute wissen, dass auch mit dem jetzigen Rentenpakt II Altersarmut weiter zunehmen wird.“
Das Bündnis tritt unter anderem ein für: – eine abschlagsfreie Altersrente ab 63 (keine Anhebung des Renteneintrittsalters); – eine Umverteilung über Steuern; – Politik muss endlich den Willen zur Bekämpfung von Altersarmut haben und aktiv werden; – gesellschaftliche Aufgaben sind aus Steuergeldern zu finanzieren, nicht aus der Rentenkasse; – Erhöhung der Erwerbsbeteiligung durch gute Gehälter und Löhne; – Arbeits- und Lebensbedingungen sind so zu gestalten, dass Familien, Sorge und Erwerbsarbeit rentenrechtlich gut abgesichert sind; – Erhalt der Witwen- und Witwerrenten; – Rentenanpassungen sollten weiter an die Lohnentwicklung gekoppelt sein, nicht an die Inflation; – Erhalt der abschlagsfreien Altersrente für besonders langjährig Versicherte; – Grundrentenzuschlag weiterentwickeln; – Das ursprüngliche Ziel „Lebensstandardsicherung durch die gesetzliche Rente“ ist beizubehalten; – Umlageverfahren funktioniert gut seit über 150 Jahren. Das Bündnis setzt sich ein für eine Altersversorgung, die zu einem Leben in Würde reicht und Armut im Alter im reichen Baden-Württemberg verhindert.
PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg