Solarenergie in Großstädten in der Krise: Auswertung der Deutschen Umwelthilfe zeigt katastrophale Verfehlung des notwendigen Zubaus

  • Solarstrom-Zubau inkompatibel mit Pariser Klimazielen: Nur 7 von 82 Großstädten haben in den letzten zwei Jahren genug neue Photovoltaik-Anlagen installiert
  • Schlusslichter Potsdam, Lübeck und Bremerhaven müssten Ausbau-Tempo jährlich um mehr als 350 Prozent steigern, um Klimazielen gerecht zu werden
  • DUH fordert bundesweiten Solarstandard für Gebäude, massive Entbürokratisierung für dezentrale Solarenergie, unter anderem durch sofortige Umsetzung von Solarpaket I

 

Die meisten deutschen Großstädte hängen beim Ausbau der Solarenergie massiv hinterher. Dies belegt ein neues Ranking der Deutschen Umwelthilfe (DUH) basierend auf Daten aus dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur. Von allen 82 deutschen Großstädten sind einzig Oldenburg, Paderborn, Regensburg, Neuss, Oberhausen, Gütersloh und Erlangen mit ihrem zugebauten Photovoltaik-Anlagen in den letzten zwei Jahren auf einem sehr guten Weg, das 1,5-Grad-Limit einzuhalten. Die Schlusslichter der Auswertung Potsdam, Lübeck und Bremerhaven müssten die Zubau-Geschwindigkeit der letzten zwei Jahre um mehr als 350 Prozent steigern, um auf einen mit dem Pariser Klimaabkommen kompatiblen Pfad zu kommen. Entgegen allen Erfolgsmeldungen der Bundesregierung liegt das Tempo beim Solarstromzubau in etlichen deutschen Großstädten damit weit unterhalb des klimapolitisch notwendigen Niveaus.

Die DUH fordert die Einführung eines bundesweiten Solarstandards im Neubau sowie bei Renovierung auch im Bestand, massiven Bürokratieabbau für dezentrale Solarenergie und eine sofortige Umsetzung des Solarpakets I, das sich derzeit weiter verzögert. Weitere Vereinfachungen müssen in einem zusätzlichen Gesetzespaket zu Photovoltaik kommen.

Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH: „Unsere Auswertung zeigt, dass die Jubel-Meldungen der Bundesregierung rund um ihre Photovoltaik-Strategie kritisch zu hinterfragen sind. Gemessen am Pariser Klimaabkommen sind wir weit entfernt von einer zufriedenstellenden Ausbaurate in deutschen Städten. Wo bleibt das Deutschlandtempo bei der Solarenergie auf Dächern? In deutschen Städten und Gemeinden müssen viel mehr Photovoltaikanlagen errichtet werden: insbesondere auf Dächern von Gewerbehallen und Supermärkten, aber auch auf Parkplätzen oder am Balkon. Bund und Länder müssen jetzt mit den richtigen Rahmenbedingungen dafür sorgen, dass die Kommunen den dringend nötigen Sonnen-Turbo starten können. Sonst gerät die Solarenergie in Deutschland weiter in die Krise.“

Für das Zubau-Tempo vergibt die DUH 7 grüne Karten an Städte, die in den letzten zwei Jahren jährlich mehr Photovoltaik zugebaut haben als nach einer Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin bis 2035 pro Jahr nötig, um mit den Pariser Klimazielen kompatibel zu sein. Insgesamt erhalten 29 Städte eine gelbe Karte, die ab sofort jährlich den Photovoltaik-Zubau um bis zu 50 Prozent gegenüber den letzten zwei Jahren erhöhen müssen. Davon können manche Städte wie Halle (Saale), Würzburg und Osnabrück mit ihren aktuellen Zubau-Geschwindigkeiten mit vergleichsweise geringem Aufwand auf einen klimapolitisch zufriedenstellenden Pfad kommen. Rote Karten vergibt die DUH an 46 deutsche Großstädte, die ab sofort jährlich den Photovoltaik-Zubau bis 2035 um mindestens 50 Prozent gegenüber den letzten zwei Jahren erhöhen müssen. Davon müssen 29 Städte wie Düsseldorf, Heidelberg und Magdeburg ihr Zubau-Tempo mindestens verdoppeln, um Paris-kompatibel zu sein und davon wiederum müssen 15 Städte wie Dresden, Hamburg oder Frankfurt am Main ihr Zubau-Tempo mindestens verdreifachen.

Rupert Wronski, Stellvertretender Leiter Kommunaler Umweltschutz der DUH: „Einen direkten Hebel beim Zubau von Photovoltaik haben Städte und Gemeinden vor allem bei den Dachflächen ihrer eigenen Liegenschaften. Viele Großstädte haben jedoch noch nicht einmal eine fundierte Analyse der eigenen Dachflächenpotenziale vorgenommen. Für eine solche Analyse sind die Adressen der kommunalen Liegenschaften zentral, da mittels Laserflugdaten die Dachpotenziale ermittelt werden können. Aber allein daran scheint es bereits in vielen deutschen Großstädten zu hapern. Da wundert es nicht, dass vielfach auch keine konkreten Ausbauziele für öffentliche Dachflächen formuliert werden.“

Hintergrund: 

Im vom Venture and Nature Fund geförderten Projekt „Solaroffensive Deutschland“ hat die DUH die technischen Möglichkeiten geschaffen, selbständig und flexibel öffentlich verfügbare Daten des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur auszuwerten. Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation kündigt an, ab sofort genau auf den Prüfstand zu stellen, welche Städte, Regionen und Landkreise mit gutem Beispiel vorangehen und welche die Energiewende in Deutschland ausbremsen. Ein zentrales Anliegen der DUH ist es, die Rahmenbedingungen für dezentralen Solarstrom auf Dächern bundesweit zu verbessern.

Link: 

Das Ranking und weitere Informationen können Sie hier abrufen: https://www.duh.de/zielgruppen/kommunen/kommunaler-klimaschutz/solaroffensive/

PM  Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)

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