NABU: Beim Sammeln auf intensiven Knoblauchgeruch achten und Doppelgänger-Pflanzen meiden
Ein früher Frühlingsstarter verströmt schon jetzt vielerorts seinen Duft: Der Bärlauch (Allium ursinum) reckt seine zarten Triebe, bedingt durch den Klimawandel, rund eine Woche früher als vor hundert Jahren gen Himmel. Eine Studie der Universität Tübingen hat gezeigt, dass dieser Frühblüher, aber auch Buschwindröschen, Waldmeister, Lungenkraut und Frühlings-Platterbse, heute früher im Unterwuchs des Waldes auftauchen. Der Bärlauch, auch Waldknoblauch oder wilder Knoblauch genannt, ist eine essbare Wildpflanze und mit Schnittlauch, Küchenzwiebel und Knoblauch verwandt. Er wird als Gemüse-, Gewürz- und Heilpflanze genutzt. Bärlauch ist gesundheitsfördernd, enthält Vitamin C und bringt das Immunsystem nach dem Winter wieder auf die Beine – ein Muntermacher. „Die zarten Bärlauchblätter entfalten die stark duftenden Lauchöle erst beim Zerkleinern richtig. Frisch gepflückt schmecken sie als Pesto oder aufs Brot, in Suppen, Salaten oder Pfannkuchen. Ich freue mich jedes Jahr auf den Tag, wenn die ersten Blätter, so wie jetzt, wie kleine Lanzen aus dem Boden sprießen und ich einen kleinen Ernte-Spaziergang machen kann“, sagt NABU-Gartenexpertin Aniela Arnold.
In ihrem Heimatort am Rand von Stuttgart kennt sie wenige Bärlauch-Spots am Waldrand, auf denen die Pflanze flächig wächst und den gesamten Waldboden bedeckt. „Ich wähle immer Stellen abseits der Hundespazierwege, damit die Blätter sauber sind, und wasche sie zuhause gründlich ab“, sagt Arnold. Damit die Pflanze weiterhin alle Funktionen, wie die Fotosynthese, erfüllen kann, erntet sie stets nur ein Blatt pro Zwiebelpflanze, ganz unten am Stiel, und sammelt insgesamt nur für den eigenen Tagesbedarf. „Frisch schmeckt Bärlauch ohnehin am besten, die Blätter welken schnell und lieber kommt man ein zweites Mal wieder“, rät die NABU-Expertin. In Naturschutzgebieten ist das Sammeln verboten.
Vorsicht: Giftige Doppelgänger
Doch Vorsicht: Blätter und Blüten des Zwiebelgewächses sehen zwei sehr giftigen Pflanzen zum Verwechseln ähnlich: Das zart-blumig duftende Maiglöckchen, ein Spargelgewächs, wächst mitunter am selben Waldstandort wie der Bärlauch. Seine Blätter, Blüten und Früchte sind giftig. Auch die Blätter der giftigen Herbstzeitlose wachsen im Frühjahr aus dem Boden, meist aber zeitversetzt. Sollte man also lieber die Finger vom Bärlauch lassen? „Mit dem Bärlauch ist es wie mit den Pilzen – nur wer ihn absolut sicher erkennt, sollte ihn pflücken“, rät NABU-Fachfrau Arnold. Ansonsten lässt sich das Lauchgewächs in einem halbschattigen Beet aussähen oder anpflanzen – oder man kauft Bärlauch im Bündel auf dem Markt ein. Da wird er auch ganz frisch angeboten.
Eine Duftprobe nehmen und gefahrlos ernten
Bärlauch lässt sich am Duft eindeutig von seinen giftigen Doppelgängern unterscheiden: „Zerreibt man das zarte, lanzenförmige Blatt zwischen den Fingern, verströmt es einen knoblauchartigen Duft“, sagt Arnold. Zudem sind Bärlauchblätter dünn und auf der Unterseite matt, Maiglöckchenblätter etwas fester und glänzend, die Blätter der Herbstzeitlosen dicklich-steif. Die Bärlauchpflanze wächst in ausgedehnten Beständen und liebt feuchte, kalkhaltige Böden in der Nähe von Bächen und in Auwäldern. „Bärlauch sammeln ist für mich wie ein kurzer Entspannungsurlaub in der Natur. Den feuchten Knoblauchduft einatmen, den Bach gluckern und den Grünspecht rufen hören – das ist ein kleiner Glücksmoment für mich.“
Foto: Bärlauch (hinten) und Herbstzeitlose (vorne rechts im Vergleich NABU Volker Weiß
PM NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V.