Zahl der Auszubildenden ohne deutschen Pass bei den Freien Berufen in Baden-Württemberg auf neues Rekordhoch gestiegen

Die Zahl der Jugendlichen ohne deutschen Pass, die in Baden-Württemberg eine Ausbildung in den Freien Berufen absolvieren, hat einen neuen Höchststand erreicht. Das geht aus aktuellen Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hervor.

Konkret befanden sich im aktuell verfügbaren Berichtsjahr 2022 insgesamt 3.498 Ausländerinnen und Ausländer in einer Berufsausbildung bei einer Freiberuflerin oder einem Freiberufler. Gemessen an der Gesamtzahl von 15.366 Auszubildenden entspricht dies einem Anteil von 22,8 % und damit fast einem Viertel aller Auszubildenden. Das ist ein neuer Rekordwert. Im Jahr 2012 lag der Anteil der Auszubildenden ohne deutschen Pass in den baden-württembergischen Apotheken, Büros, Praxen und Kanzleien noch bei 15,4%, was seithereiner Steigerung von fast 50% entspricht.

„Integration gelingt nur, wenn jeder Einzelne an seinem Platz anpackt und seinen persönlichen Beitrag leistet. Das tun die Freiberuflerinnen und Freiberufler in Baden-Württemberg inherausragender Weise. Die  Apotheken, Büros, Kanzleien und Praxen in unserem Land sind Orte gelebter und gelungener Integration. Sie bieten jungen Menschen eine berufliche und damit auch eine persönliche Perspektive. Und die engagierten Auszubildenden, egal ob mit oder ohne deutschen Pass, helfen tatkräftig mit: Ohne sie könnten die vielfältigen Leistungen der Freien Berufe, die zweifelsohne zur Daseinsvorsorge gehören, nicht in der gewohnten und bewährten Weise erbracht werden“, so Dr. Björn Demuth, Präsident des Landesverbandes der Freien Berufe Baden-Württemberg. Und weiter: „Wir fordern die Politik auf, die unternehmerischen Rahmenbedingungen für die Freien Berufe zu verbessern, damit die Freiberuflerinnen und Freiberufler auch künftig diesen wichtigen Beitrag zur Integration ausländischer Jugendlicher leisten können. Notwendig sind insbesondere angemessene und nachhaltige Vergütungsstrukturen und ein deutlicher Abbau bürokratischer Hemmnisse. Das würde uns wieder mehr Luft zum Atmen geben und die Ausbildungsbereitschaft nachhaltig sichern. Die freiberuflichen Kammern achten bereits ausreichend darauf, dass es keine Auswüchse gibt.“

Im Zuständigkeitsbereich der Freien Berufe gibt es neun Ausbildungsberufe. Besonders beliebt bei Jugendlichen ohne deutschen Pass sind dabei die Ausbildungsberufe Zahnmedizinische Fachangestellte/r in Zahnarztpraxen (Auszubildende ohne deutschen Pass: 1.941; Anteil: 41,7 %), Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte/r in Apotheken (Auszubildende ohne deutschen Pass: 141; Anteil: 30,7 %) und Medizinische Fachangestellte/r in Arztpraxen (Auszubildende ohne deutschen Pass: 984; Anteil: 15,4%). Unabhängig davon bieten aber auch die wirtschafts- und rechtsberatenden Berufe wie Rechtsanwälte und Steuerberater und die technischen Berufe wie Ingenieure und Architekten vielfältige und interessante Ausbildungsplätze.

Zur Einordnung:

Mit knapp 26.500 Auszubildenden, über 15.000 davon in direkter Zuständigkeit der freiberuflichen Kammern, sind die Freien Berufe der drittgrößte Ausbildungsbereich in Baden-Württemberg, nach Industrie/Handel und Handwerk.
Laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) lag der Anteil ausländischer Auszubildender im Zuständigkeitsbereich Industrie/Handel zuletzt bei 10,9 %, sowie im Zuständigkeitsbereich Handwerk bei 17,3%.
Die Freien Berufe in Baden-Württemberg und Verbandsprofil:
Die Freien Berufe sind für das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben Baden-Württembergs unverzichtbar. Ihre über 750.000 angestellten und selbständigen Vertreter tragen Sorge für das Gemeinwohl, sichern das Gesundheitswesen und die Rechtsordnung, und prägen die Baukultur und Kunst entscheidend mit. Sie erbringen mit ihren Kenntnissen Dienstleistungen, die für die Gesellschaft von herausgehobener Bedeutung sind. Über rein kommerzielle Interessen hinausgehend übernehmen sie auch in Kernbereichen des öffentlichen Interesses gesamtgesellschaftliche Verantwortung und bekennen sich durch ihr Handeln tagtäglich zur Gemeinwohlorientierung.
In Baden-Württemberg gibt es knapp 176.000 selbständige Freiberufler. Dies entspricht einem Drittel aller Unternehmen. Insgesamt beschäftigen die selbständigen Freiberufler in ihren Apotheken, Büros, Kanzleien und Praxen über 567.000 Erwerbstätige. Darunter fallen 505.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 26.500 Auszubildende und 35.000 mitarbeitende, nicht-sozialversicherungspflichtige Familienangehörige. Die im Jahr 2018 von den Freiberuflern im Land erbrachten Lieferungen und Leistungen hatten einen Wert von knapp 78 Mrd. Euro. Insgesamt beläuft sich der Anteil der Freien Berufe am baden-württembergischen BIP auf 10,3 Prozent, womit die freiberufliche Wirtschaftskraft noch vor dem Fahrzeugbau (9,9 Prozent) und dem Maschinenbau (7,3 Prozent) liegt.

Der Landesverband der Freien Berufe Baden-Württemberg e.V. (LFB) vertritt als Dachorganisation 45 Kammern und Verbände der Freien Berufe in Baden-Württemberg, darunter Apotheker, Ärzte, Dolmetscher und Übersetzer, Ingenieure, Notare, Patentanwälte, Psychotherapeuten, Rechtsanwälte, Restauratoren, Steuerberater, Tierärzte, Wirtschaftsprüfer und Zahnärzte.

PM Landesverband der Freien Berufe Baden-Württemberg e.V

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