Bei den derzeit milden Temperaturen werden die ersten Amphibien im Land bereits wieder aktiv. Denn sobald das Wetter passt, starten Frösche, Kröten und Molche auf ihre teils kilometerlange Wanderung zu den Laichgewässern. Leider sind die ohnehin bedrohten Tiere dabei vielen Gefahren ausgesetzt.
Stuttgart. Aufgrund der ungewöhnlich milden Temperaturen schon Anfang Februar, erwachen bei den Amphibien im Land bereits die Lebensgeister. Denn nach der Winterstarre treten die Tiere eine gefährliche Reise an, sobald die Temperaturen auch nachts wieder einige Zeit lang über fünf Grad liegen. Als erstes machen sich Spring- und Grasfrösche, dann Erdkröten und Molche sowie ab März auch Feuersalamander auf die alljährliche Wanderung zu ihren Laichgewässern. „Grundsätzlich ist es nicht schlimm, wenn die Tiere früher wandern. Problematisch wird es erst, wenn es nochmal einen Winter- und Frosteinbruch geben sollte“ erklärt Sarah Christmann, die beim BUND Baden-Württemberg das Projekt „220 Amphibiengewässer“ leitet. „Denn bei Frost sind die Tiere nicht mehr so mobil und leichte Beute für Fressfeinde. Auch der schon abgelegte Laich kann dadurch Schaden nehmen“, weiß Christmann. Für die ohnehin sinkenden Bestände der Amphibien im Land wäre das eine weitere Bedrohung. „Viele ihrer Wanderstecken sind von Straßen zerschnitten. Dadurch fallen nach wie vor hunderte Tiere dem Straßenverkehr zum Opfer“, beklagt Sarah Christmann. Amphibien verharren oft bewegungslos im Licht von Scheinwerfern und geraten so unter die Räder.
Appell an Auto-Fahrer*innen: Bitte Rücksicht auf Mensch und Tier nehmen!
Damit die Tiere sicher von ihren Winterlebensräumen zu den Laichgewässern gelangen, sind jetzt wieder viele ehrenamtliche Amphibienschützer*innen im Land unermüdlich im Einsatz. Zahlreiche Aktive in über 50 BUND-Gruppen in ganz Baden-Württemberg errichten deshalb Krötentunnel oder Schutzzäune. Dort sammeln sie die Tiere jede Nacht in Eimern, tragen sie über die Straße und setzen sie hinter dem Schutzzaun wieder aus. So können sie ihren Weg zum Laichgewässer sicher fortsetzen. Aber trotz diesem Engagement gibt es an vielen Straßen im Land weder Zäune noch Tunnel. Daher sollten Autofahrer*innen insbesondere auf Straßen mit Amphibienwarnschildern jetzt besonders vorsichtig fahren. „Fahren Sie bitte vor allem bei Dunkelheit, wenn es draußen feucht ist und die Temperaturen bei über fünf Grad liegen, besonders rücksichtsvoll“, appelliert Sarah Christmann. „Wenn Sie sehen, dass bereits viele Amphibien auf der Straße sind, rettet ein Umweg vielen das Leben. So schützen Sie die wandernden Tiere und die vielen ehrenamtlichen Amphibienschützer*innen, die ihnen beim Queren der Straße helfen.“ Je nachdem, wie die Temperatur sich entwickelt, kann sich die Amphibienwanderung über mehrere Wochen ziehen.
Helfen Sie mit!
Helfende Hände sind in den BUND-Gruppen in der Hochphase der Amphibienwanderungen natürlich willkommen! Möchten Sie mithelfen, Amphibien zu retten? Oder haben Sie einen Straßenabschnitt mit einer Amphibien-Wanderung entdeckt, um den sich niemand kümmert? Wenden Sie sich gerne an die nächste BUND-Gruppe, um zu erfahren, wie Sie helfen können. Informationen finden Sie unter www.bund-bawue.de/amphibien.
Landesweiter Einsatz für Frosch, Kröte, Molch & Co.
Denn der Schutz der 19 heimischen Amphibienarten ist dringend notwendig. „Dreizehn dieser Arten sind inzwischen gefährdet. Auch ehemals häufige Arten in Baden-Württemberg wie Erdkröte und Grasfrosch machen Klimawandel, Trockenheit, schwindende Lebensräume, der schlechte Zustand der Laichgewässer und die Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft zunehmend zu schaffen und lassen die Bestände stark zurückgehen“, erklärt Sarah Christmann. Aus diesem Grund setzen sich nicht nur etliche BUND-Gruppen im Land für den Schutz der Amphibien ein.
Seit 2022 koordiniert der BUND Baden-Württemberg im Projekt „220 Amphibiengewässer“ die Sanierung von Teichen und Tümpeln für Amphibien im ganzen Land. Rund 80 Wasserstellen sind in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden, Landschaftserhaltungsverbänden und zahlreichen ehrenamtlichen Amphibienschützer*innen inzwischen saniert. Die Maßnahmen zielen explizit auf die ehemals häufigen Arten wie Erdkröte und Grasfrosch und sollen deren Rückgang entgegenwirken. „Darüber hinaus soll ein landesweites Schutzprogramm angestoßen werden und ein Netzwerk aus engagierten Amphibienschützer*innen im Haupt- und Ehrenamt entstehen“, betont Sarah Christmann.
Hintergrund: Landesweites Schutzprojekt für Amphibien
Das Projekt „220 Amphibiengewässer“ wird vom BUND Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Amphibien-Reptilien-Biotopschutz Baden-Württemberg (ABS) und dem NABU Baden-Württemberg durchgeführt und durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft gefördert. Es begann im Juli 2022 und hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Ziel des Projekts ist, dem dramatischen Rückgang der ehemals häufigen heimischen Amphibienarten entgegenzuwirken, indem die Sanierung von 220 Amphibien-Gewässern in Baden-Württemberg vorangetrieben und ein langfristiges landesweites Amphibienschutzprogramm (LAP) angestoßen wird.
Weitere Informationen:
Webseite zum Projekt: www.bund-bawue.de/amphibienprojekt |
PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V.