Wenn Autos den Winterdienst und Rettungskräfte an Fahrt zum Einsatz hindern

Ob Rettungskräfte schnell zum Einsatzort oder der Winterdienst der Stadt Uhingen die Straße räumen kann, hängt auch maßgeblich von den Bürgerinnen und Bürgern ab: Rücksichtslos abgestellte Fahrzeuge, vor allem in Nebenstraßen, sorgen für unnötige Engstellen. Eine Durchfahrt mit den großen Rettungs- oder Streufahrzeugen ist dann kaum möglich. Manche Autobesitzer reagieren unwirsch, wenn sie ihr Auto umstellen müssen. Daher bitten Rettungskräfte und Räumdienst um mehr Rücksicht.

Kaum sinken die Temperaturen unter den Gefrierpunkt und es liegt Schnee auf den Straßen und Wegen in Uhingen sowie den Stadtteilen, so häufen sich die Meldungen in der Stadtverwaltung: Der Räumdienst soll möglichst alle Straßen von Schnee und Eis befreien – und das möglichst zeitgleich. Doch damit die Räumfahrzeuge auch die Wege räumen können, ist die Stadt auf die Bürger angewiesen: Sie werden gebeten, ihre Fahrzeuge wenn möglich nicht am Straßenrand abzustellen. Denn sonst kann der Winterdienst die Engstellen nicht passieren und somit Eis und Schnee nicht entfernen. Doch auch die Rettungskräfte der Freiwilligen Feuerwehr und der Malteser Hilfsdienst wünschen sich mehr Rücksichtnahme und weisen darauf hin, dass ihre breiten Rettungsfahrzeuge einen gewissen Platzbedarf haben.

„Wenn andere im Sommer vor der Hitze flüchten und sich im Wasser erfrischen, denken wir intensiv an den Winter“, sagt Marco Stolz, Leiter des städtischen Bauhofs. Denn er und sein Team erstellen den Räumplan für den Winter. Auf 19 Seiten ist geregelt, welche Straßen als erstes geräumt werden. Grundlage ist hierfür Paragraph 41 des Straßengesetzes Baden-Württemberg. Dort wird festgelegt, dass es für Gemeinden „im Rahmen des Zumutbaren“ eine „öffentlich rechtliche Pflicht“ ist, „Straßen innerhalb der geschlossenen Ortslage, einschließlich der Ortsdurchfahrten, zu reinigen, bei Schneeanhäufung zu räumen sowie bei Schnee- oder Eisglätte zu bestreuen, soweit dies aus polizeilichen Gründen geboten ist“.

Doch der Bauhof legt im Sommer nicht nur die Prioritäten fest. Schon im Sommer werden die Bauhof-Mitarbeiter in Schichten für den Streuplan eingeteilt. Das Einsatzpersonal muss sich nach Dienstplan werktags ab 4.30 Uhr, Sonn- und feiertags ab 5 Uhr zum Streuen und Räumen bereithalten. Das Streuen und Räumen muss an Werktagen bis spätestens 6.30 Uhr morgens, sonn- und feiertags bis spätestens 7.30 Uhr morgens abgeschlossen sein. Ebenso müssen Gehwege und Straßenübergänge im Bereich von Fußgängerüberwegen, bei Bushaltestellen und vor städtischen Einrichtungen bis zum Beginn des allgemeinen Verkehrs, an Werktagen spätestens bis 7 Uhr, Sonn- und feiertags bis spätestens 8 Uhr geräumt und gestreut sein. Die allgemeine Streupflicht endet um 22 Uhr. Den Eigentümern und Besitzern von Grundstücken sowie Straßenanliegern obliegt es dagegen, entsprechend der Räum- und Streupflichtsatzung der Stadt Uhingen für sichere Verhältnisse vor ihrem Eigentum zu sorgen.

Außerdem „füllen wir im Sommer die Salzvorräte auf, da der Bezugspreis im Winter und somit der Hauptsaison wesentlich höher ist“, erklärt Marco Stolz weiter. Zudem checken die Männer des Bauhofs das benötigte Equipment; gleiches gilt für Räumschilde und Technik der Fahrzeuge. „Es wäre leichtsinnig, die für den Winterdienst wichtigen Gerätschaften erst im Dezember zu prüfen“, sagt Marco Stolz. „Denn es lässt sich nie vorhersagen, ob und wie viel es schneit.“ Und kurz vor Wintereinbruch werden die städtischen Bauhof-Fahrzeuge dann mit Schutzmittel eingefettet, um diese vor Salz und Rost zu schützen. Außerdem werden die Fahrzeuge vorbereitet: Sie erhalten die Salzstreuer am Heck und die Räumschilde an der Front. Beim großen Lastwagen muss außerdem der montierte Kran entfernt werden. „Kurz vorher wurde er noch für die Grüngutbeseitigung oder den Aufbau von Weihnachtsbäumen benötigt“, erklärt Marco Stolz. „Würden wir unsere Fahrzeuge schon im November für den Winter bereit machen, wären andere Arbeitseinsätze mit ihnen nicht möglich.“ Würden andere Arbeiten anfallen und der Schnee ausbleiben, müsste die Winter-Ausrüstung nämlich wieder entfernt werden, was Arbeitszeit und somit Geld kostet.

Um für den Ernstfall dann für sichere Straßenverhältnisse zu sorgen, ist Uhingens Bauhof mit 2 Lastwagen, 2 Kleinschleppern für Gehwege und enge Straßen sowie 2 Fahrzeugen für das Schneeräumen per Hand unterwegs. Unterstützt wird die Stadt von 2 externen Unternehmen mit jeweils einem Fahrzeug.

Und damit die Räumfahrzeuge durch die Straßen kommen, werden in besonders engen Bereichen kurz vor Wintereinbruch Halteverbotsschilder aufgestellt. „Würden wir die Schilder vorsorglich schon im November aufstellen, könnten Fahrzeuge dort nicht parken, obwohl kein Räumdienst unterwegs ist“, erklärt der Bauhofleiter die kurzfristige Maßnahme. „So aber kommen wir den Bürgerinnen und Bürgern entgegen.“

2-3 Zentimeter Platz für 18-Tonner

Und Uhingens Bürgermeister Matthias Wittlinger ergänzt: „Im Gegenzug bitten wir darum, die Halteverbote einzuhalten und gerade in engen Straßen so zu parken, dass große Fahrzeuge nicht blockiert werden.“ Denn leider komme es im Winter immer wieder vor, dass der Streudienst nicht an den Fahrzeugen vorbeifahren kann, ergänzt Marco Stolz. „Manchmal sind für einen 18-Tonner nur 2-3 Zentimeter links und rechts Platz, um an den Autos vorbeizukommen – das ist zu wenig“, beklagt sich Marco Stolz. Doch diese Probleme gelten nicht nur für die Räumfahrzeuge, sondern auch generell für die Rettungsfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr und des Malteser Hilfsdienstes. Daher sei es wichtig, die Fahrzeuge auf Privatgrundstücken abzustellen – sofern es möglich ist. Wer das nicht machen kann, soll sein Auto so abstellen, dass auch die breiten Fahrzeuge vom Rettungs- und Streudienst vorbeikommen können. Wenn etwa Autos versetzt an gegenüberliegenden Straßenseiten stehen, wäre es für die großen Rettungsfahrzeuge nicht einfach, diese Engstelle zu passieren.

Retter werden beschimpft

„Es kommt leider immer wieder vor, dass wir mit unseren Fahrzeugen nicht so schnell wie nötig zum Einsatz kommen können“, berichtet FFW-Kommandant Steffen Kwiatkowski. „Glücklicherweise konnten wir aber immer, wenn auch teilweise mit Verzögerungen, durch Rangieren unsere Einsatzstellen erreichen.“ Doch bei der Freiwilligen Feuerwehr verlässt man sich nicht nur auf Glück, sondern durch regelmäßiges Üben auf die richtigen Handgriffe im Notfall. Denn diese können über Leben und Tod entscheiden. So fanden in bestimmten Bereichen mit Engstellen gezielt Fahrübungen statt, erklärt der Kommandant. Doch dabei sei es oft vorgekommen, dass ein Durchkommen nicht mehr möglich war. „Wenn das bei den erwähnten Fahrübungen der Fall war, haben wir mit Sondersignal auf uns aufmerksam gemacht und den Fahrzeughalter auf den Umstand hingewiesen“, ergänzt Steffen Kwiatkowski. Diese hätten dann ihr Auto weggefahren. Doch nicht immer stoßen die Retter auf Verständnis: „Manche wurden uns gegenüber ungehalten und schimpften. Zu körperlichen Übergriffen ist es aber zum Glück noch nicht gekommen und wir hoffen, dass das auch so bleibt.“ Doch die Erfahrung zeigt: Schon am nächsten Tag stehen die Autos wieder an gleicher Stelle und erschweren abermals den Weg zu einem möglichen Rettungseinsatz.

Im Extremfall könnten die Rettungskräfte das störende Fahrzeug durch den Polizeivollzugsdienst abschleppen lassen. „Das mussten wir bislang aber nicht machen“, sagt Steffen Kwiatkowski. Vor allem in den Abend- und Nachstunden, wenn die Menschen wieder von der Arbeit zurück sind und ihre Autos abstellen, kommt es zu solchen Problemen. „Wenn wir die Straßen aufzählen müssten, bei denen es abends und nachts keine Probleme gibt, wären wir schneller fertig als mit den Problem-Straßen“, fügt Steffen Kwiatkowski hinzu. „Letztendlich bleiben beinahe nur alle Hauptverkehrsstraßen übrig, die ausreichend breit ausgebaut sind.“

Doch nicht nur die Feuerwehr ist auf eine schnelle und vor allem unkomplizierte Anfahrt zum Einsatzort angewiesen. Das gleiche gilt auch für Rettungskräfte, die bei medizinischen Notfällen ausrücken. Daher appelliert auch Alexander Baur, stellvertretender Kreisbeauftragter des  Malteser Hilfsdiensts im Landkreis Göppingen, an die Menschen, ihre Autos rücksichtsvoll abzustellen. Grundsätzlich seien die Straßen für Rettungsfahrzeuge freizuhalten, das gelte vor allem – aufgrund der teilweise schmaleren Fahrbahnbreite – in Nebenstraßen. „Nicht nur umsichtiges Fahren im Straßenverkehr ist wichtig, auch umsichtiges parken“, betont Alexander Baur. Solche neuralgischen Bereiche gibt es in Uhingen speziell im Bereich des Haldenbergs und des Wasserbergs. „Dort ist es aufgrund der Steigung schon kritisch, vor allem bei schlechten Straßenverhältnissen“, wobei der Räum- und Streudienst in Uhingen funktioniere, betont Alexander Baur. In den Nebenstraßen könne es bei rücksichtslos abgestellten Fahrzeugen brenzlig sein. „Bitte lassen Sie ausreichend Platz“, bittet Alexander Baur die Menschen in Uhingen. „Das erleichtert uns und dem Notarzt die schnelle Fahrt zum Patienten.“

Hintergrund: Für den Räumplan wurden sämtliche Straßen und Wege in Uhingen und den Ortsteilen in Dringlichkeitsstufen eingeteilt. In Dringlichkeitsstufe 1 fallen nur Bereiche, die zugleich verkehrswichtig und gefährlich sind. Verkehrswichtig sind wichtige, verkehrsreiche Durchgangsstraßen und viel befahrene, innerörtliche Hauptverkehrsstraßen. Gefährlich sind Stellen, an denen Kraftfahrer bremsen, ausweichen oder Fahrtrichtung und Geschwindigkeit ändern (gefährliche Gefällstrecken, unübersichtliche Kurven und Kreuzungen, Engstellen) sowie Stellen, an denen nicht ohne weiteres erkennbar ist, dass im Winter Unfallgefahr herrscht (Brücken). Zur Dringlichkeitsstufe 2 werden Verbindungs-, Wohn- und Sammelstraßen gezählt.

Das Stadtgebiet wurde für eine einigermaßen gerechte Versorgung organisatorisch in vier Bereiche eingeteilt: 1. Stadtmitte – südlich der Bahnlinie und Sparwiesen, 2. Uhingen – nördlich der Bahnlinie und Holzhausen, 3. Diegelsberg und Nassachmühle und 4. Nassach und Baiereck. Darüber hinaus müssen zahlreiche kommunale Einrichtungen betreut und auch Veranstaltungen der Stadt während ihrer Dauer von Schnee und Eis freigehalten werden.

Foto (Stadt Uhingen): Der städtische Räumdienst und auch Rettungsfahrzeuge benötigen Platz, um durch die Straßen zu kommen.

PM Stadt Uhingen

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/lokalnachrichten/163286/

Schreibe einen Kommentar