Spatenstich im NABU-Vogelschutzzentrum: Sanieren und erweitern für die Zukunft / Größtes Bauprojekt seit Gründung der Vogelpflegestation 1994 mit 3,24 Mio. Euro

Das NABU-Vogelschutzzentrum ist die größte Vogelpflegestation im Land und überregional oftmals die erste Anlaufstelle für jährlich rund 1.000 aufgefundene und kranke Vögel. Die Vogelpflege übernimmt das siebenköpfige Team im Auftrag und für das Land Baden-Württemberg. Weil zuletzt immer öfter gefiederte Enge herrschte und die Anlage stark in die Jahre gekommen ist, stehen größere Baumaßnahmen an. Heute (8.12.) war in Mössingen dazu der feierliche Spatenstich.

Erweiterung im laufenden Betrieb

An dem Umbau führte kein Weg vorbei, stellte der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser in seiner Rede klar: „Wir sind froh, dass wir die umfangreiche Erweiterung und Sanierung der Vogelpflegestation des NABU-Vogelschutzzentrums finanziell unterstützen können. Da die Arbeiten im laufenden Betrieb vorgenommen werden, können in Mössingen glücklicherweise weiterhin verletzte Vögel angenommen und betreut werden. Diese Baumaßnahmen sind eine Investition in die Zukunft und helfen dem Team, die Vogelpflege weiterhin qualitätsvoll und zugleich effizienter zu bewerkstelligen. Dafür wünsche ich alles Gute.“

NABU-Landesgeschäftsführer Uwe Prietzel erklärte im Anschluss: „Wir haben für eine Lösung plädiert, die viele Optimierungen bei der Versorgung von Vogelpatienten schafft, den neuesten Vogelschutzkriterien entspricht und reibungslosere Betriebsabläufe ermöglicht. Das neue Konzept vereint all dies und garantiert, dass wir dem vom Land übertragenen Auftrag vollumfänglich gerecht werden können.“

Zweiter Trainingsplatz für genesene Großvögel

Als große Engstelle im Vogelschutzzentrum hat sich in den vergangenen Jahren die 2003 gebaute, sechs Meter hohe Rundvoliere mit ihrem Durchmesser von 18 Metern erwiesen. In ihr werden sogar Adler, Milane oder Störche im Flugtraining auf ihre Freilassung vorbereitet. „Weil immer öfter mehrere Großvögel zeitgleich von uns aufgenommen werden müssen – im Sommer 2023 waren 20 Weißstörche auf einmal da – wird im ersten Bauabschnitt eine zweite Großvoliere die Kapazität verdoppeln. Das ist dringend nötig und ein wichtiger Schritt, damit wir solche Spitzen bei der Versorgung bewerkstelligen und die Vögel tierwohlgerecht versorgen können“, ergänzte Zentrumsleiter Dr. Daniel Schmidt-Rothmund. Hinzu kommt: Viele Bestandsgebäude wurden zum Beginn vor fast 30 Jahren in Eigenregie mit geringen Mitteln gebaut, sind renovierungsbedürftig und den heutigen Anforderungen nicht mehr gewachsen.

Drei Bauabschnitte und 30 Monate Bauzeit

Im ersten Bauabschnitt wird gleichzeitig mit der neuen Großvoliere eine völlig neue Volierenanlage errichtet, die mehr Kapazitäten bringen wird. Dazu muss ein alter, inzwischen verlandeter Teich weichen und an anderer Stelle ein neuer Teich als Ersatzmaßnahme angelegt werden.

In Phase zwei wird ein beheizbarer Versorgungsbau mit Tierarzt-Raum, Futterlager und Nebenräumen sowie weiteren Volieren errichtet. Im dritten Bauabschnitt wird eine alte Volierenanlage durch eine neue ersetzt. Alle Neubauten werden so miteinander verbunden, dass alles unter einem Dach begehbar wird.

Insgesamt rechnen Projektleiter Urban Heydler und Architekt Andreas Mehl mit Kosten in Höhe von 3,24 Millionen Euro und einer Bauzeit von zweieinhalb Jahren. Den größten Teil bezahlt das Land. „Eine Förderung in dieser Höhe ist auch für die höhere Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Tübingen nicht alltäglich und daher etwas ganz Besonderes“, so der Leiter des Referats „Naturschutz, Recht“, Matthias Fritz. Der NABU-Landesverband beteiligt sich mit zehn Prozent, in Summe 320.000 Euro, die der Naturschutzverband aus Spenden und Beiträgen erwirtschaftet. Im Spätsommer 2026 soll die runderneuerte Vogelpflegestation komplett sein.

Viele Aufgaben, ein Zentrum

Das NABU-Vogelschutzzentrum leistet eine ganze Reihe an Aufgaben wie Forschungsprojekte, Artenschutz und Umweltbildung. Seit fast 30 Jahren kümmert sich das Team im NABU-Vogelschutzzentrum im Landesauftrag um verletzte, kranke und hilfsbedürftige heimische Wildvögel. Rund ein Drittel der Tiere kann meist genesen ausgewildert werden, die anderen sind bei der Ankunft bereits zu schwer verletzt. Im Auftrag der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) managt das Zentrum seit 20 Jahren das Monitoring häufiger Brutvögel auf 300 Flächen im Land. Zur Rettung des Rebhuhns engagiert sich das Team seit 2017 im Tübinger Kooperationsprojekt. Drei Jahrzehnte hat sich Ornithologe Schmidt-Rothmund für die Erforschung und Rückkehr der Fischadler im Land eingesetzt. Mit Erfolg: Auf einem extra angebrachten Nistkorb bei Rastatt haben letztes Frühjahr Fischadler zwei flauschige Küken großgezogen – die erste nachweisliche Brut seit 116 Jahren im Südwesten.

„Unsere Aufgaben werden angesichts der Artenkrise nicht weniger. Deshalb bin ich dankbar für das Engagement des Landes, damit wir uns weiterhin mit Herz und Hand für den Vogelschutz in Baden-Württemberg einsetzen können“, fasst Schmidt-Rothmund zusammen.

Weitere Informationen: www.NABU-Vogelschutzzentrum.de

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PM NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V.

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