Der Blick junger Menschen auf Uhingen

Beim 2. Uhinger Jugendforum bringen Kinder und Jugendliche ihre Ideen ein, um die Stadt mitzugestalten. Sie wünschen sich nicht nur weitere Freizeitangebote, sondern machen sich auch über Sicherheit und Mobilität ihre Gedanken.

Junge Menschen haben in Uhingen ein Mitspracherecht, wenn es um die Mitgestaltung der Stadt geht. Das hat sich beim zweiten Jugendforum wieder einmal bestätigt. Zirka 35 Jugendliche und junge Menschen zwischen 12 und 24 Jahren haben gegenüber Vertretern der Stadtverwaltung um Bürgermeister Matthias Wittlinger sowie den Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen vom SOS-Kinderdorf Göppingen ihre Wünsche geäußert und stießen dabei auf offene Ohren.

Im Jugend- und Bürgerhaus an der Kirchstraße 1 drehte sich mehrere Stunden lang alles um den Blick der jungen Generation auf Uhingen: Was läuft gut und wo besteht Nachholbedarf? Neben Matthias Wittlinger nahmen sich Uhingens Hauptamtsleiter Markus Malcher, Ordnungsamtsleiter Michael Eberhard sowie Simon Weislogel vom Stadtbauamt und Yvonne Klockow, bei der Stadt für die Kinder- und Jugendarbeit zuständig, Skater Christian Geiger und Graffiti-Sprayer Moritz Hohlbauch Zeit für die jungen Menschen. Themenschwerpunkte waren das Jugendhaus, die Legal Wall, der Skatepark und Pumptrack, ein Austausch mit Matthias Wittlinger über politisches Engagement, die Sicherheitslage in Uhingen, Klimaschutz in der Stadt und die Mobilität im Landkreis. „Wir in Uhingen sind nicht nur der Meinung, im Sinne von Kindern und Jugendlichen zu handeln“, betont Bürgermeister Matthias Wittlinger. „Wir tun es auch“, verweist er auf bereits begonnene und umgesetzte Projekte, die aus dem ersten Jugendforum hervorgegangen sind. „Das Jugendforum bietet jungen Menschen die Möglichkeit, sich mit Experten auf Augenhöhe zu unterhalten und von Verwaltungsseite zu erfahren, wie viel Arbeit zwischen Wunsch und Umsetzung eines Vorhabens steckt.“

Organisiert wurde das Jugendforum vom Team des Jugendhauses, das die Räume im Erdgeschoss des Bürger- und Jugendhauses nutzt. Sarah Bretzler, Stefanie Gross, Sarah Aslan und Nicola Brauner, Bereichsleitung im SOS-Kinderdorf Göppingen, kümmerten sich um die Stellwände und die nötigen Materialien, erstellten Plakate, planten den Ablauf und verschickten zusammen mit der Stadtverwaltung 1008 Einladungen an Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren aus Uhingen. Zusammen mit den Schulsozialarbeiter*innen der Hieberschule und Haldenberg-Realschule stellten sie beim Jugendforum außerdem ihre Arbeit vor und machten deutlich, dass die Kinder und Jugendlichen bei all ihren Anliegen in ihnen Ansprechpartner und feste Anlaufstellen haben. Die Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen begleiteten die einzelnen Workshops und gingen gemeinsam mit den jeweiligen Fachpersonen zu den unterschiedlichen Themen mit den Jugendlichen ins Gespräch. Viele Anliegen der jungen Menschen fanden in den motivierten Kleingruppen Platz. Es wurde engagiert diskutiert, Ideen wurden entwickelt und Planungen angestoßen.  Beeindruckend waren der Willen der Jugendlichen, sich einzubringen, und ihre Offenheit und Kreativität, konstruktive und möglichst für alle Seiten passende Lösungen zu finden.

Beim Jugendforum lautete eine der Fragen, wo die jungen Menschen Konfliktplätze in Uhingen sehen. Diese  befinden sich ihrer Meinung nach im Bereich des Bahnhofs und der Unterführung. Sie fühlen sich durch alkoholisierte Personen gestört, die sich dort aufhalten. Die Gefahr durch Raser beim Rewe-Parkplatz war ein weiterer Kritikpunkt, außerdem werde man dort „blöd angemacht“. Kritisiert wurde außerdem, dass es im Bereich der Unterführung an der Sparwieser Straße nach Einbruch der Nacht nicht hell genug sei. Ein beim Jugendforum häufig geäußerter Wunsch waren mehr Straßenlaternen etwa beim Jugendhaus oder in der Mühlstraße. Außerdem sollen die Laternen in der Kirchstraße nach 22 Uhr nicht abgeschaltet werden, um Strom zu sparen. Das schadet auch dem Sicherheitsgefühl.

Abhilfe könnte außerdem ein sogenanntes Heimweg-Telefon bieten. Wer auf dem Heimweg ein unsicheres Gefühl hat, kann unter 030/12074182 anrufen. Angeboten wird das Heimweg-Telefon vom gleichnamigen Verein; dessen ehrenamtliche Mitglieder sprechen solange mit einem, bis man zuhause angekommen ist. Außerdem wünschen sich einige Jugendliche einen überdachten „Chillplatz mit Abstand zu Wohnhäusern“. Dort wollen sie sich ungestört aufhalten.

Wünsche sind das eine, Verantwortung für ein friedvolles Miteinander zu übernehmen ist das andere: Michael Eberhard, Leiter des Ordnungsamts der Stadt Uhingen ging neben der Sicherheit – Tenor: Uhingen macht viel und mehr als andere Städte – auch auf die Ordnung ein. Michael Eberhard wies die Jugendlichen darauf hin, ihren Müll sachgemäß in den bereitgestellten Mülleimern zu entsorgen. Damit stieß er bei den Jugendlichen auf offene Ohren; sie wünschten sich etwa mehr und größere Entsorgungsbehälter – vor allem an Plätzen, an denen sie sich aufhalten.

Doch das war nur einer von vielen Aspekten für ein lebens- und liebenswertes Uhingen. Um sich rundum wohl zu fühlen, fehlen in den Augen der jungen Anwesenden: eine Fußgängerzone mit Cafés, weitere Bekleidungsläden, Snackautomaten, Spielplätze mit Spielgeräten für Ältere wie etwa Trampolin oder beim jährlichen Kandelhock eine Kirmes mit Fahrgeschäften, ein grüner Park mit Chillecke und Sitzplätzen. Doch die Wünsche drehten sich auch um konkrete Alltagshürden: Die nach Schulschluss verkehrenden Busse seien zu klein, als dass alle Schüler genügend Platz drin hätten; die Züge seien oft unpünktlich; Bordsteine sollten abgesenkt sein; die Fahrzeiten von Bus und Bahn besser mit den Stundenplänen der Schüler abgeklärt werden; mehr Busse sollten in Richtung Blaubachtal fahren und es sollten mehr Hybrid- oder Elektro-Busse verkehren.

Manche dieser Wünsche äußerten die Vertreter der jungen Generation auch gegenüber Bürgermeister Matthias Wittlinger, der regelmäßig Bürgermeistersprechstunden im Jugendhaus abhält und daher weiß, wo der Schuh drückt: So sollen die Fahrzeiten vom ULi-Bürgerbus ausgeweitet werden, erfuhr er. Doch der Bürgermeister war nicht nur gekommen, um zuzuhören. Er schilderte die Arbeit als Bürgermeister und im Gemeinderat und hatte zudem eine Bitte im Gepäck: sorgfältiger mit dem Eigentum der Stadt umgehen.

Dass die Stadt in der Vergangenheit schon einige Wünsche der jungen Menschen umgesetzt hat, zeigte sich anhand der fertiggestellten Legal Wall und des Skateparks und Pumptracks, die derzeit entstehen. Über letztere sprachen Simon Weislogel vom Stadtbauamt und Skater Christian Geiger. Sie gingen auf den Entstehungsprozess der Freizeitanlage an der Heerstraße ein und überlegten sich mit den jungen Menschen auch gemeinsame Aktionen vor Ort. Sprayer Moritz Hohlbauch und Yvonne Klockow gingen auf die Legal Wall ein, die sich bei der B10-Unterführung der Filsecker Straße befindet und das legale Sprayen von Graffiti möglich macht. Beim Jugendforum zeigte sich, dass der Wunsch nach angeleiteten Graffiti-Workshops groß ist. Die Kinder und Jugendlichen erfuhren aber auch, dass weder Lärm, noch Müll und das Behindern von dort fahrenden Fahrzeugen erwünscht sind. Auch sind die gesprayten Kunstwerke anderer Sprayer zu respektieren und dürfen nicht einfach sofort übersprüht werden.

Mittelpunkt der jugendlichen Aktivitäten stellt aber zweifelsohne das Jugendhaus dar, wie auch beim Jugendforum ersichtlich wurde. Ein Großteil der Teilnehmer des Jugendforums besucht regelmäßig das Jugendhaus, das vom Team des SOS-Kinderdorfs geführt wird. Deshalb ging es in einem Themenschwerpunkt auch um das Jugendhaus; das Angebot und die Öffnungszeiten. Auf einer Karte von Uhingen und den Umlandgemeinden war beim Jugendforum auch zu sehen, wo die Besucher herkommen: aus Uhingen, Diegelsberg, Holzhausen Sparwiesen, aber auch aus Salach, Ebersbach, Faurndau, Göppingen und Donzdorf. Und mit dem Namen des Gebäudes, in dem sich das Jugendhaus befindet, beschäftigte sich Hauptamtsleiter Markus Malcher: Er ging auf den Namenswettbewerb ein, der derzeit für das Gebäude an der Kirchstraße 1 läuft. Auf www.uhingen.de/namenswettbewerb konnte jeder einen Namen vorschlagen. Mehr als 100 einige kreative Ideen sind bei der Stadt eingegangen. Derzeit erfolgt die Auswertung; der Gemeinderat soll am 15. Dezember einen Namen festlegen und den Sieger bestimmen.

Und was geschieht nun mit den Erkenntnissen aus dem Jugendforum? Die Anregungen wie beispielsweise eine bessere Ausleuchtung der Unterführungen oder Graffiti-Workshops werden innerhalb der Stadtverwaltung und seitens der SOS-Kinderdorf-Vertreter ausgewertet und es wird geprüft, was sich umsetzen lässt. In den beteiligungsorientierten Treffen, die das Jugendhaus-Team unter der Überschrift „Jugendrat“ regelmäßig mit den Jugendlichen umsetzt, sowie in den Bürgermeister-Sprechstunden wird über die Fortschritte der benannten Anliegen informiert und die jungen Menschen können weiter mitsprechen, was ihnen bei den verschiedenen Prozessen wichtig ist. Außerdem finden regelmäßig Jour-Fixe statt, bei denen seitens der Stadtverwaltung Yvonne Klockow und Markus Malcher sich mit dem Team vom SOS-Kinderdorf treffen. Darin werden die Anliegen der Jugendlichen aus dem Jugendforum ebenfalls aufgegriffen.

Sehr erfreulich ist es, dass einige Uhinger Jugendliche in der nach dem Jugendforum folgenden Woche mit den Sozialpädagoginnen auf den Göppinger Jugendgipfel gefahren sind, um dort ihre Anliegen auf Landkreisebene weiterzutragen und sie mit den anwesenden Politikern und Politkerinnen zu diskutieren.

„Das Jugendforum hat gezeigt, dass die Uhinger Jugend ein aufrichtiges Interesse hat, das Leben in der Stadt mitzugestalten“, lautet das zufriedene Fazit von  Bürgermeister Matthias Wittlinger. „Ich bin nicht nur froh, dass wir das Jugendforum ins Lebens gerufen und seitens der vielen Akteure so viel Unterstützung haben, sondern freue mich auch, dass viele junge Menschen das Angebot nutzen.“

 

PM Stadt Uhingen

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