- 5 454 gemeldete Ausbildungsstellen
- 3 770 Bewerber für Ausbildungsstellen
- 70 Bewerberinnen und Bewerber auf 100 Ausbildungsstellen
Im Bezirk der Agentur für Arbeit Göppingen mit den Landkreisen Esslingen und Göppingen ist zum Abschluss des Beratungsjahres 2022 / 2023 die Zahl der Berufsausbildungsstellen gesunken, die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um einen Ausbildungsplatz aber wieder gestiegen. Das Beratungsjahr dauerte von Oktober 2022 bis September 2023. Insgesamt gab es im gesamten Bezirk 1 684 Stellen mehr als Bewerber. Mit 70 Bewerbern je 100 Ausbildungsstellen hatten junge Menschen auch in diesem Jahr eine sehr gute Ausgangssituation für den Start ins Berufsleben.
„Im vergangenen Berufsberatungsjahr 2022 / 2023 sehen wir einen Ausbildungsmarkt, der sich zwischen Krisenerholung und Strukturbrüchen bewegt. Corona und dessen Auswirkungen haben wir weitestgehend hinter uns gelassen, aber Herausforderungen wie die wirtschaftliche Transformation, die demografische Entwicklung, Inflation oder der Krieg in der Ukraine sind geblieben und haben den Betrieben im Bezirk viel abverlangt. Diese Herausforderungen, aber auch sich verändernde Erwartungshaltungen der jungen Generation am Übergang Schule und Beruf wirken auf den Ausbildungsmarkt ein: Quantitativ bei Angebot und Nachfrage, also bei Stellen und Bewerbern, aber auch bei der Bedeutung von Branchen und Ausbildungsberufen. Und auch das Zusammenspiel von Jugendlichen, Ausbildungsbetrieben und weiteren Akteuren verändert sich. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen und die Bewerber haben sich im vergangenen Berufsberatungsjahr wieder angenähert. Die Zahl der Stellen übersteigt die der Bewerber noch immer deutlich, und die Palette an Ausbildungsstellen ist in den Landkreisen Esslingen und Göppingen breit aufgestellt und vielfältig. Junge Menschen, die an Ausbildung interessiert sind, hatten also ein ausgezeichnetes Angebot für den Einstieg ins Berufsleben. Sie und ihre beruflichen Ziele und Vorstellungen bestimmten dabei den Markt wie nie zuvor“, fasst Karin Käppel, Leiterin der Agentur für Arbeit Göppingen, zusammen.
Im Agenturbezirk Göppingen fiel der Rückgang bei den Ausbildungsstellen und das Plus bei den Bewerberinnen und Bewerbern jeweils stärker aus als in Baden-Württemberg oder Deutschland.
Die Entwicklung in Zahlen (Weitere Zahlen in der Anlage):
Die Ausbildungsstellensituation
Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist im Vergleich zum Berichtsjahr 2021 / 2022 um 306 oder 5,3 Prozent auf 5 454 Ausbildungsstellen gesunken.
„In vielen Wirtschaftszweigen gab es in diesem Jahr einen Rückgang bei den Ausbildungsstellen, besonders deutlich bei der Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen sowie dem Baubereich. Dem gegenüber steht aber auch ein Zuwachs in anderen Branchen, beispielsweise den Verwaltungen und der Führung und Beratung von Unternehmen und Betrieben“, sagt Bettina Münz. „Aus dem Minus bei den Ausbildungsstellen kann aber keineswegs abgeleitet werden, dass sich Betriebe von der Ausbildung künftiger Fachkräfte im eigenen Betrieb verabschieden. Vielmehr bewegen sich die Ausbildungsstellen, die unserem Arbeitgeber-Service gemeldet wurden, jetzt wieder in Richtung Vorkrisenniveau“, so Bettina Münz, stellvertretende Leiterin und Verantwortliche für das Operative Geschäft der Göppinger Arbeitsagentur.
726 gemeldete Ausbildungsstellen (Vorjahr: 545) blieben zum Ende des Ausbildungsjahres unbesetzt. Vor allem fehlten Bewerberinnen und Bewerber im Einzelhandel und Verkauf, bei medizinischen und zahnmedizinischen Fachangestellten, im Lager, bei Handelsfachwirten, Elektronikern in der Energie- und Gebäudetechnik, bei Berufskraftfahrern und Köchen. Aber auch in anderen Berufen gab es noch freie Plätze.
Die Bewerbersituation
3 770 Bewerberinnen und Bewerber haben bei ihrer Ausbildungsplatzsuche die Berufsberatung der Arbeitsagentur eingeschaltet. Das waren 250 oder 7,1 Prozent mehr als im Vorjahr.
Bettina Münz sagt dazu: „Bewerberinnen und Bewerber um Ausbildungsstellen sind ein gefragtes Gut und bei Arbeitgebern händeringend gesucht. Und so hatten sie auch in diesem Jahr ganz klar die Nase vorn. Das Plus bei den Bewerbern zeigt, dass sich junge Menschen wieder mehr für Ausbildung interessieren. Da das Angebot dieses Jahr so gut war, konnte praktisch jeder, der ernsthaft an einer Ausbildung interessiert war, für sich die Chancen nutzen und eine Ausbildung beginnen. Dennoch ist der Mismatch, also Passungsprobleme, Betriebe und Nachwuchskräfte zusammenzubringen, nicht kleiner, sondern größer geworden. Mehr Ausbildungsstellen sind unbesetzt und mehr Bewerber unversorgt geblieben als letztes Jahr.“
Kati Schwenck, Teamleiterin der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Göppingen, erklärt: „Gründe dafür sind beispielsweise fehlende Qualifikationen bei jungen Berufswählern, oder weil einfach ihre Berufswünsche, häufig im kaufmännischen Bereich, schlicht nicht zu den noch offenen Stellen beispielsweise im Handwerk, der Lebensmittelbranche oder der Gastronomie passen. Dies zeigt sich allein schon daran, dass bei den Top 10 der häufigsten Berufswünsche junger Menschen seit vielen Jahren dieselben Berufe ganz weit vorne stehen und sich kaum verändern“. Die sogenannte Generation Z, die jetzt an der Schwelle von der Schule in den Beruf steht, stellt Wünsche an das Berufsleben, auf die sich Betriebe einstellen und auf die sie eingehen müssen, wenn sie beim Rennen um die Nachwuchskräfte vorne liegen möchten. Und: Sie sollten auch Bewerberinnen und Bewerbern, die nicht ganz ihren Vorstellungen entsprechen, eine Chance geben. „Eltern spielen übrigens bei der Berufswahl ihrer Kinder nach deren eigener Aussage in einer Befragung eine ganz wesentliche Rolle und sind wichtige Ratgeber. Wir begrüßen es deshalb sehr, wenn Eltern ihre Kinder dabei unterstützen und sie auf diesem Weg begleiten. Dafür haben wir auch digitale Angebote für Eltern im Köcher“, so Schwenck.
Bei den 64 unversorgeten Bewerbern liegen zum Teil aber auch Hindernisse vor, die in den nächsten Monaten in verschiedenen Maßnahmen der Agentur für Arbeit behoben werden können. So ist die Chance auch für diese Bewerber hoch, noch einen Ausbildungsplatz zu finden.
Rein rechnerisch kamen auf 100 Ausbildungsplätze 70 Bewerber. Künftige Azubis haben also eine große Auswahl an attraktiven Berufen und es sollte für jeden etwas Passendes dabei sein. Um sich nicht selbst einzuschränken und Chancen zu verpassen, lohnt es sich, Berufe jenseits des Traumberufs und der bekannten „Top 10“ in die Wahl einzubeziehen und sich auch auf Alternativen einzulassen.
Sowieso ist es heute wichtiger denn je, auch für einen Berufswechsel offen zu sein. Ob einem der Beruf nicht mehr gefällt, oder es ihn einfach irgendwann einfach nicht mehr gibt. Flexibel sein lohnt sich und man kann sich immer neuen Herausforderungen stellen. Aber auch nach der Ausbildung zu studieren ist eine lohnende Alternative.
Die Agentur für Arbeit unterstützt den Berufseinstieg durch Berufsorientierung schon ab den Vorvorentlassklassen und Instrumenten wie die Assistierte Ausbildung. Jugendliche, die sich in den vorhergehenden Jahren für keinen beruflichen Weg entscheiden konnten und deshalb eine „Zwischenschleife“ gedreht haben, können jetzt den ersten Schritt ins Berufsleben über eine Ausbildung im Dualen System gehen und das breite Angebot für sich nutzen.
Insgesamt gibt es rund 350 Ausbildungsberufe. Die Berufsberatung der Arbeitsagentur kennt diese Berufe und weiß, welche Voraussetzungen, Wege und Alternativen es bei den einzelnen Ausbildungen gibt. Sie hilft Jugendlichen dabei, ihre Interessen und Fähigkeiten in den Blick zu nehmen, die richtige Wahl für einen Ausbildungsberuf zu treffen und vermittelt in Ausbildungsplätze.
Die Berufsberatung berät ganzheitlich und individuell, langfristig und regelmäßig und unterstützt Jugendliche dabei, eine tragfähige Berufswahlentscheidung mit Zukunft zu treffen.
Ausblick auf das folgende Jahr:
„Die Dynamik in der Wirtschaft wird bleiben. Die Arbeitswelt befindet sich in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess. Da aber immer mehr Babyboomer aus dem Arbeitsprozess ausscheiden, bleibt der Bedarf an Fachkräften hoch. Und eine Ausbildung ist nach wie vor der erste Schritt ins Berufsleben und stellt die Basis dar, von der aus man in die berufliche Weiterentwicklung starten kann. Das duale Modell der Berufsausbildung wird also ein Erfolgsmodell bleiben, für Neulinge im Arbeitsmarkt und Unternehmen“, so die Einschätzung von Karin Käppel und Bettina Münz, Geschäftsleitung der Agentur für Arbeit Göppingen.
Joachim Abel und PM Agentur für Arbeit Göppingen