Forum „Fußgängerfreundliche Innenstadt“

Am 4. Oktober fand im Göppinger Rathaus das zweite offene Forum zum Pilotprojekt „Fußgängerfreundliche Innenstadt“ statt. Referent des Abends war Baubürgermeister Christian Kuhlmann aus Biberach. Dieser gab einen spannenden Einblick in die Nutzung und Gestaltung der Altstadt in Biberach unter dem Motto „Platz für alle“.

Ganz dem Wunsch der Teilnehmenden aus dem ersten offenem Forum folgend, hatte Baubürgermeisterin Eva Noller ihren Amtskollegen aus Biberach, Christian Kuhlmann, in die Hohenstaufenstadt eingeladen, um beim Forum „Fußgängerfreundliche Innenstadt“ über seine Erfahrungen mit der Umgestaltung einer Innenstadt zu referieren.  Damit konnten die Zuhörer Vergleiche ziehen und Anregungen mitnehmen. Dies galt vor allem für die anwesenden Mitglieder der Projektgruppe, bestehend aus Vertretern aus Gemeinderatsfraktionen, Leitern der beteiligten Verwaltungsbereiche sowie unterschiedlichsten Interessengruppen von Wirtschaft bis Schülerschaft, von Anwohnern bis Radfahrern. Diese hatten bereits in zwei Arbeitstreffen intensiv an Vorschlägen zur probeweisen Realisierung einer fußgängerfreundlichen Innenstadt gearbeitet.

Oberbürgermeister Alex Maier begrüßte diese und dazu die zahlreichen interessierten und engagierten Bürgerinnen und Bürger, die sich weiter am Entwicklungsprozess der Innenstadt beteiligen möchten. Er betonte, dass sich Göppingen sich in einem ähnlichen Prozess wie Biberach befinde. Neue Ideen für die Innenstadt seien dringend notwendig, um den öffentlichen Raum den heutigen vielfältigen Anforderungen gerecht werden zu lassen, für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer. Das gemeinsame Ziel sei es, die Innenstadt und die klassizistische Altstadt attraktiver zu gestalten. Dabei spielten sowohl die Hauptstraße als auch die Qualität der Seitenstraßen eine entscheidende Rolle.

Umso Interessanter der darauffolgende Vortrag des Biberachers Christian Kuhlmann, zu „Platz für alle“. Dabei handelte es sich um einen umfassenden Bürgerbeteiligungsprozess, der zum Ziel hatte, die Qualität, Nutzung und Zielvorstellung unterschiedlichster Akteure im öffentlichen Raum zusammenzuführen um Grundlagen für die Entwicklung der Freiräume zu erarbeiten. Nach einer Auftaktveranstaltung mit Podiumsdiskussion wurde in einer wöchentlichen Schrittfolge anschließend über die Themen informiert und der Öffentlichkeit die Möglichkeit gegeben, ihre Meinung, Ideen und Anregungen über verschiedenste Kanäle mitzuteilen.

Dabei wurden Fragen zur räumlich beengten Situation, zur Erreichbarkeit der Altstadt sowie zur Aufteilung zwischen Fußgängern, Radfahrern, Bussen und Autos diskutiert. Der Höhepunkt von „Platz für alle“ war ein Marktaktionstag, bei dem Besucher und Besucherinnen an acht über die Altstadt verteilten Ständen mit Vertreterinnen aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Stadtgesellschaft diskutieren konnten. Seither sind die Ergebnisse der insgesamt über 1250 Rückmeldungen dokumentiert und ausgewertet und daraus konkret Maßnahmen beschlossen worden.

Kuhlmann betonte in seinem Vortrag mehrfach, dass er nicht Verfechter einer komplett autofreien Innenstadt sei, denn beispielsweise Apotheken und Ärzte müssen über Kurzzeitparkplätze gut erreichbar sein. Es gehe darum, dass die gesamte Altstadt zum verkehrsberuhigten Bereich werde und „wenn wir alle Rücksicht nehmen, geht das“, ist Kuhlmann überzeugt.  Besonders Interessant war in diesem Zusammenhang das Ergebnis einer Befragung der Parkenden auf den 575 ebenerdigen Parkplätzen in der Biberacher Innenstadt, denn diese kamen erstaunlicherweise zumeist aus dem unmittelbaren Stadtgebiet, gehörten den „Best Agern“ an und hätten ihr Ziel oft auch fußläufig erreichen können. Auswärtige nutzten dagegen die 1.300 Parkplätze in den Parkhäusern am Rande der Innenstadt. Auch aus dieser Erkenntnis entwickelte sich die Idee, diese Parkplätze wie auch die dortige Parkdauer zu reduzieren. Durch den Wegfall einiger Pkw-Stellplätze, war Platz für mehr Grün, Sitz- und Verweilmöglichkeiten, neue Platzgestaltungen und einiges mehr. Weitere Maßnahmen sollen nun schrittweise in den nächsten Jahren umgesetzt werden. Details zum Biberacher „Platz für alle“ finden Interessierte auf der städtischen Website: https://biberach-riss.de/platz-für-alle

Weiteres Vorgehen in Göppingen

Auch Göppingen befindet sich genau in diesem Prozess. Neue Ideen für die Innenstadt müssen gefunden werden, denn der öffentliche Raum in den Zentren hat heute vielfältige Funktionen zu erfüllen. Viele verschiedene Interessen treffen dort konzentriert aufeinander: Den Handel in den Innenstädten gilt es zu stärken, zugleich ändert sich die Bedeutung von Verkehrs- und Freiräumen. Neben einer hohen Aufenthaltsqualität geht es darum, das soziale Miteinander zu fördern, verschiedene Formen der Mobilität konfliktfrei zu ermöglichen, Erholungsraum vorzuhalten und auch Überraschendes zu bieten.

Damit befasst sich aktuell eine Projektgruppe, die einen Vorschlag für eine probeweise Verkehrsreduzierung erarbeiten soll. Zwei Sitzungen fanden schon statt, eine weitere finale Projektgruppensitzung zur Entscheidung und Abstimmung des Reallabors steht noch aus. Das Unternehmen „Dialog Basis“, das auch mit Moderatorin Klara Köberle durch das Bürgerforum führte, begleitet den Prozess. Im Dezember wird sich der Gemeinderat mit dem Vorschlag befassen, damit die Testphase im kommenden Jahr durchgeführt werden kann. Der Vorschlag für den Pilotversuch wird zuvor am Montag, 27. November, um18:30 Uhr im Rathaus öffentlich vorgestellt und diskutiert.

PM Stadtverwaltung Göppingen

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