1.500 Streikende im Handel – landesweite Kundgebung in Stuttgart

Im Rahmen der andauernden Tarifrunden im Einzelhandel sowie im Groß- und Außenhandel hat ver.di heute in verschiedenen Teilen des Landes zu eintägigen Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Insgesamt haben 1.500 Beschäftigte, überwiegend aus Betrieben des Einzelhandels, in geringerem Umfang auch aus Betrieben des Großhandels, die Arbeit niedergelegt.

In Stuttgart demonstrieren zur Stunde rund 1.200 Streikende. Bestreikt werden im Einzelhandel Filialen von Kaufland, Rewe, H&M, Primark, Zara, Ikea under im Großhandel Betriebe von Metro Gastro, Edeka Foodservice und Alliance Healthcare. Regional betroffen sind die Bereiche Mannheim-Heidelberg ,Karlsruhe/Nordschwarzwald, Stuttgart und Umgebung, Heilbronn-Schwäbisch Hall, die Region Neckar-Alb, Esslingen, Göppingen, Ulm, Ostalb, Freiburg, Konstanz und Radolfzell. ver.di kündigt auch für die kommenden Tage weitere Streiks an.

Martin Gross, ver.di Landesbezirksleiter, sagte auf der Kundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz: „Primark hat seinen Beschäftigten per Aushang Spartipps gegeben: nur noch Lebensnotwendiges kaufen und prüfen, ob nicht staatliche Leistungen bezogen werden können. Der Zynismus dieser Aussage wird nicht besser durch die halbherzige Entschuldigung. Aber das Schlimmste ist, dass damit erstmals ein Arbeitgeber zugegeben hat, was wir seit Jahren sagen. Von den Gehältern im Einzelhandel können die Menschen nicht anständig leben. Zu einem weiteren Reallohnverlust können und werden wir nicht die Hand reichen.“

Die Tarifrunden über Gehälter und Löhne für die Beschäftigten im Handel laufen bereits seit Anfang April (Einzelhandel mit bisher vier Verhandlungsrunden) und Anfang Mai (Groß- und Außenhandel mit bisher fünf Verhandlungsrunden). Die Angebote, die die Arbeitgeber bislang abgegeben haben, wurden von ver.di angesichts der anhaltend hohen Inflationsraten als viel zu niedrig zurückgewiesen.

„Im Handel wird massiv Geld verdient. Im Jahr 2020 erzielten die Unternehmen zusammen über 50 Milliarden Gewinn. Und die Gewinne haben sich in den letzten acht Jahren in beiden Branchen mehr als verdoppelt. Ohne die Beschäftigten im Handel gibt es keinen Umsatz. Es ist Zeit, die Kolleginnen und Kollegen fair und gerecht zu bezahlen“, so Gross weiter.

Seit Anfang Mai ruft ver.di immer wieder in Betrieben Baden-Württembergs zu ein- und mehrtägigen Arbeitsniederlegungen auf. Rund 20.000 Streikende beteiligten sich bislang an den Streiks. Mittlerweile gehen die Arbeitgeber dazu über, einseitig Entgelterhöhungen den Beschäftigten zuzusagen. ver.di sieht darin eine Verschärfung der Tarifauseinandersetzung, die die kämpferische Stimmung in den Betrieben noch mehr anheizen wird.

Die ver.di-Forderungen lauten: Im Einzelhandel: – Erhöhung der Löhne und Gehälter um 15 Prozent; – Anhebung der Ausbildungsvergütungen um monatlich 200 Euro; – Verdoppelung der Sozialzulagen; – Laufzeit: 12 Monate; – Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit. Im Groß- und Außenhandel: – Erhöhung der Löhne und Gehälter um 13 Prozent; – Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 175 Euro; – Laufzeit: 12 Monate; – Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit.

Die Arbeitgeber bieten (jeweils für 24 Monate): Im Einzelhandel: – Tabellenwirksame Erhöhungen zum 01.08.2023 um 5,3 Prozent, mindestens 13,00 Euro pro Stunde. – Tabellenwirksame Erhöhungen zum 01.04 2024 um 3,1 Prozent, mindestens 13,50 Euro pro Stunde. – Erhöhung der Ausbildungsvergütungen ab 01.07.2023 um 50 Euro sowie ab 01.04.2024 Erhöhung um 3,1 Prozent. – Zahlung einer (steuer- und abgabenfreien) Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 450 Euro (Teilzeitkräfte: anteilig. Azubis: 150 Euro), zahlbar zum nächstmöglichen Zeitpunkt. Im Groß- und Außenhandel: – Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen ab 01.09.2023 um 5,1 Prozent. – Zahlung einer (steuer- und abgabenfreien) Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 700 Euro im Monat nach dem Abschluss (Azubis: 50 Prozent, Teilzeitkräfte: anteilig). – Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,9 Prozent ab dem 01.08.2024 (Azubis entsprechend). – Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 700 Euro im Januar 2024 (Azubis: 50 %, Teilzeitkräfte: anteilig).

Der nächste Verhandlungstermin für den Einzel- und Versandhandel (5. Runde) ist für den 3. November geplant. Die nächste Verhandlungsrunde im Groß- und Außenhandel (6. Runde) findet am 4. Oktober statt.

PM ver.di Landesbezirk Baden-Württemberg

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