Stolperstein für Familie Bernheimer

„Borato“ – viele ältere Göppinger erinnern sich noch an den qualitätvollen Kräuterschnaps. An die jüdische Familie, die ihn kreierte, werden Stolpersteine erinnern.

„Ja, ich kann mich noch ganz genau an die ‚Kristallnacht‘ erinnern: ich war fast 14 Jahre alt – und die einzige der Bernheimer Töchter, die noch in Goeppingen war.“ Margot Karp geborene Bernheimer, erlebte den Terror, die Unmenschlichkeit der Nazi-Diktatur und weiß auch noch im hohen Alter noch um jedes Detail der Entrechtung, Entwürdigung. Daran werden ab Ende September Stolpersteine gegen das Vergessen sichtbar hinweisen. Die Familie lebte in der Geislinger Straße 2. Auf Einladung der Initiative „Stolpersteine Göppingen“ werden Nichten der ehemaligen Göppingerin am kommenden Wochenende nach Göppingen kommen, wenn für die Familie in der Geislinger Straße Stolpersteine verlegt werden. Sie werden künftig an das Unrecht erinnern, das der Familie durch das NS-Regime widerfahren ist. Seit 1857 war der Kräuterlikör produziert worden, zunächst in Jebenhausen, dann in Göppingen und bot der Familie ein gutes Einkommen. 1933 änderte sich die Situation. Auch die jüdische Familie Bernheimer war Repressalien ausgesetzt. Margot Karp berichtet aus der Zeit nach dem November 1939:  „Die nächsten paar Wochen waren sehr schwer; Befehle, die es verboten haben, wertvolle Gegenstände mitzunehmen, ‚Sperrkontos‘, keine Nachrichten von den vermissten Maenner – nicht wissen, wo man einkaufen konnte.” Denn in der Pogromnacht war auch ihr Vater verhaftet worden. „Mein Vater war einer derjenigen, der früh aus dem KZ Dachau zurückkam.“ Nie habe er darüber gesprochen, was ihm widerfahren war. Die Familie hatte Glück, konnte auswandern.

Am 30. September um 10.30 Uhr werden die Nachkommen berichten, wie es der Familie in den USA ergangen ist. Die Verlegung der Stolpersteine beginnt um 10.30 Uhr vor Gebäude Geislinger Straße vier.

Zur Geschichte des Kräuterlikörs hat Hans Mayer geforscht. Seine Schrift „Die Firma Bernheimer und der Göppinger Kräutergeist „Borato“ ist im Stadtarchiv und im Jüdischen Museum erhältlich.

Foto: Stolpersteine Eugen, Selma und Margot 1938

PM Initiative „Stolpersteine Göppingen e.V.“

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/lokalnachrichten/158236/

Schreibe einen Kommentar