Um den Natur- und Artenschutz zu erhalten, setzt die Stadt Uhingen auf mehrere Projekte. Sie erstrecken sich über das gesamte Stadtgebiet und für ein Vorhaben hat die Stadtverwaltung nun vom baden-württembergischen Ministerium für Verkehr ein besonderes Schild erhalten. Damit wird das Bemühen gewürdigt.
Blühflächen sind nicht nur für die Betrachter eine Augenweide, sie dienen auch als Heimat sowie Nahrungsquelle für Insekten und andere Tiere. Markante Blühflächen finden sich etwa vor dem Uditorium, auf einem Kreisverkehr sowie in der Alemannenstraße. Gerade letztere Fläche ist dem Ministerium für Verkehr bekannt, beteiligte sich die Stadtverwaltung Uhingen doch mit diesem Vorzeigeprojekt an dem Wettbewerb „Blühende Verkehrsinseln 2023“ und hat für die Teilnahme eine stilvolle Plakette verliehen bekommen.
Der Auftakt für das Blüh-Projekt erfolgte bereits vor einigen Jahren: 2017 wurde auf Initiative der Lokalen Agenda 21 mit Unterstützung einer Gartenfachfrau und des Stadtbauhofs der Kreisverkehr Alemannenstraße umgestaltet. Gepflanzt wurden Stauden, wie die Prachtkerze, die gelb blühende Königskerze, die Schafgarbe oder das weiße Perlpfötchen. Durch die ausgefeilte Blühfolge ist der Kreisverkehr das ganze Jahr über ein attraktiver Blickfang und ein begehrter Lebensraum. Die Pflanzen wachsen auf speziell ausgetragenem Substrat, das Feuchtigkeit speichert und den weiteren Vorteil hat, dass Unkraut mühelos entfernt werden kann. „Die Mitglieder der Lokalen Agenda 21 haben das Projekt dokumentiert und für die Dauer von drei Jahren auch die Pflege übernommen“, erinnert sich Martina Bartos. „Es ist ein gutes Beispiel, wie eine naturnahe Gartengestaltung mit übersichtlichem Pflegeaufwand im privaten Bereich gelingen kann“. Mittlerweile übernimmt der städtische Bauhof die Pflege des Areals und hat neben Staudenbeeten auch Blühwiesen angelegt. Und eine dieser Blühwiesen in der Alemannenstraße/Jahnstraße schickte die Stadtverwaltung ins Rennen, um beim Wettbewerb „Blühende Verkehrsinseln 2023“ zu punkten, bei dem nicht nur Verkehrsinseln prämiert werden, sondern auch Grünflächen entlang von Straßen.
Nachdem Samen eines heimischen Wildblumensaatguts ausgesät wurden, wuchsen die Pflanzen nahezu ungehindert. Nur ein Mal im Jahr werden diese Flächen, die zusammen mit der jeweiligen Bewirtschaftungsform katalogisiert wurden, gemäht. „Das ist ökologisch sehr wertvoll“, betont Uhingens Bürgermeister Matthias Wittlinger. Die Pflanzen und Blumen locken Insekten wie Wildbienen, den Lilagold-Feuerfalter, Wachtelweizen Scheckenfalter oder Mattscheckigen Braun-Dickkopffalter und auch Vögel an, die sich von den Insekten sowie den Samen der Pflanzen ernähren. Eine solche Fläche findet sich an der Alemannenstraße/Jahnstraße in Uhingen. Allerdings: „Wenn die Pflanzen verblüht sind, gefällt das zwar nicht jedem Menschen“, weiß Martina Bartos, „aber diese verblühten Flächen sind weiterhin nachhaltig und ökologisch wertvoll“. Um den Artenschutz weiter voranzutreiben, hat die Stadtverwaltung unter Mitwirkung der städtischen Auszubildenden sowie mithilfe von Azubis der Uhinger Firmen EWS und Allgaier ein Insektenhotel gebaut. „Wir schaffen Wohnraum“, fügt Matthias Wittlinger hinzu und schmunzelt.
„Auch wenn wir nicht zu den Siegern des Wettbewerbs zählen, können wir zufrieden sein“, betont das Uhinger Stadtoberhaupt. Mit Blick auf die 47 Teilnehmer aus ganz Baden-Württemberg, wobei es 1101 politisch selbstständige Gemeinden und 270 Verwaltungsgemeinschaften in 35 Landkreisen sowie neun kreisfreie Städte gibt, habe sich Uhingen achtbar präsentiert. Uhingen habe auf Landesebene gezeigt, dass der Artenschutz in der Stadt im Filstal eine große Rolle spielt. Die Auszeichnung als Teilnehmer sei keineswegs als Trostpreis und auch nicht als Ruhekissen zu verstehen. „Das ist vielmehr eine Bestätigung für unser Bemühen und außerdem Ansporn, nicht nachzulassen“, sagt Matthias Wittlinger, der den Mitgliedern der Lokalen Agenda 21 sowie dem Bauhof für deren zupackendes Engagement dankt. Zugleich betont er, dass diese Projekte nicht hopplahopp umgesetzt werden können, sondern viel Vorplanung und bei der Umsetzung reichlich Arbeitszeit in Anspruch nehmen.
Denn es ist nicht immer so einfach für blühende Wiesen mit vornehmlich heimischen Pflanzen zu sorgen, wie man annehmen könnte. Das hat die Erfahrung gezeigt, bestätigt auch Uhingens Bauhofleiter Marco Stolz. Während die angelegten Blühwiesen im Bereich der Alemannenstraße und Wurmbergstraße vorbildlich gedeihen, blühen die Pflanzen andernorts in Uhingen und den Stadtteilen nicht wie gewünscht. Das liegt am Saatgut und der Bodenbeschaffenheit, ergänzt Marco Stolz. Dort rücken dann die Bauhofmitarbeiter an, um abermals für blühende Mini-Landschaften zu sorgen. Dennoch überwiegen in den Augen des Bauhofleiters die Vorteile solcher Wiesen: „Der Aufwand, sie zu pflegen, ist im Vergleich mit herkömmlichen Wiesen, relativ gering.“ Schließlich müssen sie nicht so häufig gemäht werden. Aufwändig sei es nur, die Flächen vorzubereiten, dann werden Samen eingesät „und dann wachsen die Pflanzen im Idealfall“.
Halme bieten Insekten Schutz im Winter
Die Blumen fördern nicht nur während ihrer Blütezeit den Artenreichtum. Werden die Flächen vor dem Winter nicht gemäht, erklärt Marco Stolz, bieten die langen Halme den Insekten eine Unterschlupfmöglichkeit für die kalten Monate und somit Schutz vor der Kälte. Und nach der Mahd im Frühjahr/Sommer können Insekten ihre Eier in den holen Halmen ablegen. So nützlich die Flächen auch sind, gebe es auch immer wieder negative Reaktionen. „Wenn die Blumen verblüht sind, stören sich manche Menschen am Aussehen der Wiesen“, bedauert Marco Stolz.
Anders fallen die Reaktionen bei den Staudenflächen aus, die das Bauhof-Team ebenfalls angelegt hat und pflegt. „Hier sind die Reaktionen immer positiv“, hat Marco Stolz festgestellt. Denn auf den Flächen blühen das ganze Jahr über Pflanzen: Krokusse und Tulpen im Frühjahr, heimische Stauden und kleine Sträucher im Sommer und Herbst. Solche Staudenflächen befinden sich beispielsweise vor dem Uditorium, beim Kreisverkehr Alemannenstraße, an der Stauferlandstraße und Teckstraße oder beim Berchtoldshof.
Hintergrund: Der Wettbewerb „Blühende Verkehrsinseln“ ist eine der Aktivitäten des Verkehrsministeriums im Rahmen des „Sonderprogramms zur Stärkung der biologischen Vielfalt“. An dem Wettbewerb können sich alle Stadt- und Landkreise, Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg beteiligen, die Rastplätze, Kreisverkehre oder sonstige straßenbegleitende Flächen mit heimischen Wildpflanzen insektenfreundlich gestalten.
Ziel des Wettbewerbs ist es, ein öffentlichkeitswirksames Zeichen für den Erhalt der biologischen Vielfalt zu setzen und zu zeigen, dass Grünflächen im Straßenraum Lebensraum, Nahrung und Nistmöglichkeiten für Insekten bieten, wenn sie mit heimischen Wildpflanzen naturnah gestaltet sind.
Aus den Bewerbungen werden von einer Fachjury (Vertreter und Vertreterinnen der Naturschutzverbände, der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen und des Verkehrsministeriums) zehn Gewinnerkommunen ausgewählt. Neben der eigentlichen Fläche wird auch das sonstige Engagement der Kommunen für den Insektenschutz bei der Bewertung berücksichtigt.
PM Stadt Uhingen