Der Grasfrosch ist eine typische Allerweltsart und auch bei uns in Baden-Württemberg flächendeckend verbreitet. Durch seine hohe Anpassungsfähigkeit zählt er neben der Erdkröte zu unserer häufigsten Amphibienart. Leider ist aber auch er zunehmend gefährdet. Mit etwas Glück haben Naturbegeisterte dennoch jetzt die Chance, voll entwickelten Grasfröschen zu begegnen.
Der Grasfrosch (Rana temporaria) ist ein kräftiger Braunfrosch mit stumpf abgerundetem Kopf. Er kann bis zu 12 Zentimeter lang werden und besitzt einen dunklen Fleck an der Schläfe, in welchem das kreisrunde Trommelfell liegt. Anders als sein Name es vermuten lässt, ist der Grasfrosch oft braun, kann aber auch rötlich, olivgrün oder grau sein. Oft besitzt er schwarze Flecken. Neben dem Grasfrosch zählen noch Moorfrosch und Springfrosch zu den Braunfröschen. Diese drei Arten lassen sich optisch nur schwer auseinanderhalten, sind aber relativ gut von den anderen 16 heimischen Arten zu unterscheiden. Bestimmungshilfen und Steckbriefe können die Unterscheidung der Amphibienarten erleichtern.
Wie leben Grasfrösche?
Der Grasfrosch gehört zu den ersten Arten, die im zeitigen Frühjahr aktiv werden. Er beginnt schon ab einer Temperatur von etwa fünf Grad Celsius und damit häufig bereits im Februar/März mit der Wanderung von seinem Winterversteck zum Laichgewässer. Bei der Auswahl der Laichgewässer ist der Grasfrosch flexibel: Er nutzt stehende und langsam fließende Gewässer in verschiedenen Größen und Tiefen, um seine Eier abzulegen. Nach der wenige Tage oder Wochen andauernden Fortpflanzung verlassen Frösche das Gebiet wieder, um sich auf ihre Sommerlebensräume zu verteilen. Diese können bis zu zwei Kilometer entfernt sein. Hier sind sie bis in den Oktober aktiv, ehe sie sich in ihre Winterverstecke im Wasser oder an Land zurückziehen.
Wie pflanzen Grasfrösche sich fort?
Grasfrösche sind sogenannte Explosivlaicher, die viele Eier in kurzer Zeit legen. Ein einzelnes Weibchen legt zwischen 700 und 3000 Eier. Die Eier sind dunkel und haben eine dicke Gallerthülle. Durch die Ansammlung von Luftblasen in der Gallertmasse steigen die Eier an die Wasseroberfläche. Hier bilden sie charakteristische, teils quadratmetergroße Laichteppiche. Durch die Platzierung an der Wasseroberfläche und die dunkle Farbe wärmen sich diese Laichteppiche besser auf: So wird die Entwicklung der Embryonen beschleunigt. Die Entwicklung von der kiementragenden Kaulquappe hin zum lungenatmenden Frosch dauert etwa zwei bis drei Monate. Nach dieser sogenannten Metamorphose verlassen hunderte kleine Hüpfer das Gewässer innerhalb weniger Tage und es kommt zum „Froschregen“.
Wie bedroht sind Grasfrösche?
Grasfrösche sind in Baden-Württemberg sehr häufig, weil sie sich durch ihre Flexibilität und hohe Anpassungsfähigkeit viele Lebensräume zunutze machen. Die Bestandstrends sind allerdings alarmierend. Man geht davon aus, dass die Zahl der Grasfrösche in Baden-Württemberg in den letzten 60-70 Jahren um über 95 Prozent gesunken ist. In der aktuellen roten Liste Baden-Württembergs sind die Tiere aus diesem Grund bereits als „gefährdet“ eingestuft. Der Rückgang der Art ist hauptsächlich menschlichen Einflüssen geschuldet, ihr Lebensraum wird immer kleiner und zunehmend von Barrieren (Straßen, Siedlungen, etc.) zerschnitten. Laichgewässer werden immer häufiger beeinträchtigt, gehen verloren und in unserer strukturarmen, aufgeräumten Landschaft mit wenigen Gehölzen, Baumgruppen und Ähnlichem finden die Tiere immer seltener passende Rückzugsorte. Die Intensivierung der Landwirtschaft, das Fehlen von Insekten als Nahrungsgrundlage und die Klimakrise mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Trockenperioden spielen zusätzlich eine Rolle. Damit uns der Grasfrosch noch lange und in großer Zahl erhalten bleibt, ist es dringend nötig, zu handeln. Grasfrösche müssen mit gezielten Maßnahmen geschützt werden und brauchen eine reich strukturierte und gut vernetzte Landschaft mit viel Auswahl an Kleingewässern. Ein schonender und rücksichtsvoller Umgang mit unserer Umwelt und ihrem Artenreichtum ist für den Grasfrosch genauso essenziell wie für alle anderen heimischen Arten.
Beobachtungstipp
Getreu seinem Namen kommt der Grasfrosch in Wiesen, Weiden und an grasigen Böschungen entlang von Gräben vor. Aber auch Laub- und Mischwälder, Gebüsche oder Gärten gehören zu seinen Landlebensräumen. Jetzt im Spätsommer und Herbst kann man mit etwas Glück Grasfrösche aller Altersstufen in ihren Landlebensräumen finden. Da die Tiere in der Regel nachts aktiv sind, kann man ihnen vor allem bei abendlichen Spaziergängen begegnen. Wer aktuell kein Glück hat, sollte es im zeitigen Frühjahr erneut probieren, wenn es die Tiere wieder zu den Laichgewässern zieht. Dann kann man Grasfrösche vor allem nachts auch anhand ihrer Paarungsrufe finden, die die Männchen in der Fortpflanzungszeit mithilfe ihrer zwei inneren Schallblasen produzieren. Die Rufe der Grasfrösche sind relativ leise und klingen wie ein dumpfes Knurren oder Brummen. Hier kann man den Ruf der Tiere nachhören. Wenn Sie den Amphibien bei ihrer Wanderung helfen möchten, wenden Sie sich gerne an die nächste BUND-Gruppe. Weitere Infos finden Sie unter www.bund-bawue.de/amphibien.
Hintergrund: Landesweites Schutzprojekt für Amphibien
Das Projekt „220 Amphibiengewässer“ wird vom BUND Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Amphibien-Reptilien-Biotopschutz Baden-Württemberg (ABS) und dem NABU Baden-Württemberg durchgeführt und durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft gefördert. Es begann im Juli 2022 und hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Ziel des Projekts ist, dem dramatischen Rückgang der ehemals häufigen heimischen Amphibienarten entgegenzuwirken, indem die Sanierung von 220 Amphibien-Gewässern in Baden-Württemberg vorangetrieben und ein langfristiger Aktionsplan Amphibienschutz (ApA) angestoßen wird.
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PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg