Mit Knowhow und Investitionen die Menschen in Uhingen schützen

Die Stadt Uhingen investiert Jahr für Jahr viel Geld, um die ehrenamtlichen Retter der Freiwilligen Feuerwehr auszurüsten. Diese Investitionen dienen dazu, der Bevölkerung im Katastrophenfall möglichst schnell zu helfen. Beim Tag der offenen Tür am Sonntag zeigen die Mitglieder von Uhingens Innenstadtfeuerwehr, welche technischen Mittel und erlernten Fähigkeiten ihnen für diese wichtige Aufgabe zur Verfügung stehen.

Übergabe WLF Wechselladerfahrzeug FFW Uhingen Freiwillige Feuerwehr Uhingen Oppach

Verheerende Brände, folgenreiche Überschwemmungen oder zerstörerische Stürme: Rettungskräfte wie Freiwillige Feuerwehren müssen in Deutschland immer häufiger ausrücken. Uhingens Feuerwehrkommandant Steffen Kwiatkowski (Foto) stellt eine steigende Tendenz solcher Einsätze auch in der Region fest, wobei Uhingen und die Stadtteile in den vergangenen Jahren zum Glück weitestgehend verschont geblieben sind. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir öfters zu Unwettereinsätzen sowie Flächen- und Waldbränden gerufen werden“, ergänzt er.

Doch Glück allein reicht nicht, um die Menschen in Uhingen beispielsweise vor einem Hochwasser zu schützen. „Die Stadt Uhingen ist baulich mit Regenrückhaltebecken und Hochwasserschutzmaßnahmen sehr gut aufgestellt“, betont der Feuerwehrkommandant. Auch sei die Feuerwehr dementsprechend gut vorbereitet und ausgestattet, sollten die Fils oder die Bäche in der Stadt und den Stadtteilen über die Ufer treten. Als Beispiel nennt Steffen Kwiatkowski spezielle Hochwassersysteme, eine Vielzahl an speziellen Pumpen, Sandsäcke und sogenannte Bigpacks voller Sand sowie eine eigene Sandsackfüllmaschine, um schnell Wasserbarrieren zu errichten.

Ein weiteres Beispiel dafür, inwiefern die richtige Vorbereitung Gefahren minimieren oder gar verhindern kann, betrifft Brände. So stellt Steffen Kwiatkowski fest, das  die Zahl der Feuer in Uhingen in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken ist. Im Jahr 2022 rückten die Uhinger Rettungskräfte beispielsweise aus, um 21 Brände zu bekämpfen. In Baden-Württemberg in den vergangenen Jahren lag der prozentuale Umfang bei den Bränden zwischen 13 und 17 Prozent.

Diesen Rückgang führt Uhingens Feuerwehrkommandant „auch auf Veränderungen im Baurecht sowie Maßnahmen des vorbeugenden Brandschutzes zurück“. Denn in den vergangenen Jahren verschärfte der Gesetzgeber die Brandschutzbestimmungen bei Gebäuden. Dass diese eingehalten werden, darauf achtet die Baurechtsbehörde, die beim Landratsamt Göppingen angesiedelt ist.

Giftstoffe bergen, Tiere retten, Polizei unterstützen

Weniger Einsätze mangels Feuern, Sturm- und Hochwasserereignissen bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass die 131 aktiven Feuerwehrmitglieder tatenlos bleiben und sich langweilen. „Mehr als 80 Prozent unserer Einsätze haben wir im Bereich der technischen Hilfeleistung“, erklärt Steffen Kwiatkowski. Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein „sehr breites Spektrum“. Dazu zählen etwa schwere Verkehrsunfälle. „Diese Einsätzen werden immer komplexer, aufgrund der immer stabileren Fahrzeuge und natürlich den alternativen Antrieben“, bemerkt Steffen Kwiatkowski. Zur technischen Hilfeleistung gehören auch die Bergung verunfallter Fahrzeuge; Türöffnungen bei hilflosen Personen in einer Wohnung; Transportunterstützung für den Rettungsdienst mit der Drehleiter, um eine patientengerechte Rettung sicherzustellen; Gefahrguteinsätze mit atomaren, biologischen und chemischen Stoffen und auch das Abdichten, Aufnehmen und Sichern von gefährlichen Stoffen; Tierrettungen, die Personenrettung oder Bergung aus stehenden und fließenden Gewässern (hierzu zählt zu den Fahrzeugen im Fuhrpark der Feuerwehr Uhingen auch ein Boot); Unfälle mit Schienenfahrzeugen; Einsätze bei Bauunfällen (verschüttetet oder abgestürzte Personen); Retten aus Höhen und Tiefen (Notfälle auf einem Kran oder abgestützte Person in einem Schacht); Beseitigung und Vermeidung von Sturmschäden; Hilfeleistung bei Überschwemmungen; Hilfeleistung im Katastrophenfall (Stromausfall, Trinkwasserverunreinigung, etc.); unterstützende Maßnahmen wie das  Ausleuchten von Einsatzstellen für die Polizei im Rahmen der behördlichen Amtshilfe.

„Es ist schon etwas paradox“, räumt Uhingens Bürgermeister Matthias Wittlinger ein. „Bei der Freiwilligen Feuerwehr nimmt die Stadt im Vergleich zu anderen Bereichen viel Geld in die Hand. Wir hoffen aber, dass das Equipment nie zum Einsatz kommen muss.“ Dennoch sei es ihm und den Stadträten ein großes Anliegen, in die Rettungskräfte zu investieren. Als ehemaliges Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr weiß Uhingens  Stadtoberhaupt, welchen großen Unterschied eine gute Ausrüstung im Einsatzfall im Vergleich zu mangelhaftem Equipment bedeuten kann und begegnet den Rettern mit großem Respekt: Die Rettungskräfte rücken bei Hitze in voller Montur aus und verbringen ihre Freizeit damit, anderen zu helfen, während die Sonne vom Himmel knallt und ihnen der Schweiß runtertropft. „Bei jeder Tages- und Nachtzeit lassen sie alles stehen und liegen, verzichten sogar auf Schlaf und Zeit mit der Familie, um uns zu helfen“, macht Matthias Wittlinger deutlich. „Dafür können wir nicht genug dankbar sein.“ Zusätzlich zu Fahrzeugen, Ausrüstung und Fortbildungen fließt Geld der Stadt Uhingen – und somit der Steuerzahler – in die Beschäftigung von zwei hauptamtlich angestellte Feuerwehrkräfte, die als Gerätewarte seitens der Stadt angestellt sind. „Unsere zwei hauptamtlichen Gerätewarte sind für die Wartung, Pflege und Unterhaltung aller Fahrzeuge sowie jeglicher Gerätschaften verantwortlich“, erklärt Steffen Kwiatkowski. In diesem Zuge müssen auch regelmäßig Prüfungen durchgeführt und dokumentiert werden. Ein großer Teil der Gerätschaften sowie der persönlichen Schutzausrüstung der Feuerwehrangehörigen müssen immer nach einem Einsatz einer Prüfung unterzogen werden. „Gewisse Punkte werden auch von allen Feuerwehrangehörigen selbst abgewickelt“, ergänzt der Kommandant, „aber für den größten Teil sind spezielle Ausbildungen und Kenntnisse notwendig, die nur diese beiden Kameraden erfüllen.“ Und bei der Masse an Gerätschaften und Fahrzeugen, seien die beiden Gerätewarte auch das ganze Jahr über mehr als ausgelastet, um die Einsatzbereitschaft aufrecht zu erhalten. Hinzu kommt: Einer der beiden Kameraden stemmt auch organisatorische Aufgaben wie die gesamten Einsatzabrechnungen für die Stadtverwaltung oder erstellt Vergaben für neue Beschaffungen. „Der bürokratische Aufwand bei einer Feuerwehr ist enorm“, räumt Steffen Kwiatkowski ein. „Daher sind wir sehr froh, dass uns die Stadt Uhingen unterstützt und neben der Ausrüstung auch in unsere hauptamtlichen Gerätewarte investiert.“

Zwar engagieren sich in Uhingens Feuerwehr mehr als 130 Aktive und auch die Jugendfeuerwehr steht mit 22 Mitgliedern im Vergleich zu anderen Gemeinden relativ gut da. „In Uhingen haben wir zum Glück noch sehr gute Verhältnisse, so dass  immer genügend Kameraden in Uhingen verfügbar sind, um die Einsatzbereitschaft vollumfänglich sicherzustellen“, beruhigt Uhingens Feuerwehrkommandant. Doch angesichts der schieren Fülle an Aufgaben ist Uhingens Feuerwehr immer auf der Suche nach zusätzlichen Mitgliedern, um die Einsatzbereitschaft auch weiterhin gewährleisten zu können. „Bei 98 Prozent  der Feuerwehren in Baden-Württemberg handelt es sich um Freiwillige Feuerwehren, deren Angehöre ihren Dienst ausschließlich im Ehrenamt durchführen“, erklärt er. „Aufgrund des demografischen Wandels haben aber immer mehr Feuerwehren mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen, da vielen Kameraden ihren Beruf nicht mehr in ihrem Heimatort ausüben.“  Die Auswirkungen durch die Corona-Pandemie sei wie generell im Vereinsleben auch bei der Freiwilligen Feuerwehr spürbar: Immer weniger Menschen wollen sich in ihrer Freizeit engagieren.

Vor diesem Hintergrund steht Uhingens Freiwillige Feuerwehr vor einer Premiere:  einem Tag der offenen Tür. Er findet an diesem Sonntag, 17. Dezember, von 11 bis 17 Uhr statt. Zwar gab es früher im Rahmen des 24h-Laufs in Uhingen immer Fahrzeugausstellung – „aber nicht mehr“, erklärt Steffen Kwiatkowski. Da der 24h-Lauf aber in diesem Jahr pausiert und nächstes Jahr in abgespeckter Form stattfindet, die Retter sich heuer aber trotzdem präsentieren und neue Mitglieder werben will, findet der erste Tag der offenen Tür statt. „Ziel ist es, den Menschen in Uhingen und ihren Stadtteilen ihre Feuerwehr näher zu bringen und zu zeigen, dass die Steuergelder hier gut eingesetzt sind und für die Bevölkerung das größte Maß an Sicherheit in der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr vorgehalten wird“, betont Steffen Kwiatkowski. Zudem erhoffen sich der Kommandant und sein Team, dass der Tag der offenen Tür im besten Fall dem einen oder anderen das ehrenamtliche Engagement schmackhaft macht und sie sich bei der Feuerwehr engagieren wollen.

Und was bietet die Feuerwehr am Sonntag? „Wir präsentieren uns als Feuerwehr zum Anfassen und die Bevölkerung erhält einen Einblick in die gesamte Ausstattung der Innenstadtabteilungen.“ So werden die imposanten Fahrzeuge präsentiert und sogar ein Einsatzszenario mit dem Drehleiterfahrzeug aufgebaut und der neue Abrollbehälter mit dem komplett aufgebauten Hygienekonzept präsentiert. Und es geht noch weiter: „Wer uns besucht, kann die hydraulische Schere oder den Spreizer bedienen oder einmal die komplette Brandschutzausstattung eines Feuerwehrmanns anlegen“, macht Steffen Kwiatkowski neugierig.

Beim Tag der offenen Tür am Sonntag sehen die Besucher außerdem, dass die ehrenamtlichen Rettungskräfte nicht nur einen Einsatzanzug zeigen. Es werden auch Sonderschutzanzüge wie  Chemiekalienschutz-, Mineralölschutz- oder auch ein Stechinsektenanzüge ausgestellt. Und ganz im Sinne eines Tags der offenen Tür, öffnen die Kameradinnen und Kameraden das Feuerwehrgerätehaus (gegenüber beim Rathaus an der Filsbrücke) und zeigen, was sich in dem Gemäuer verbirgt. Für Kinder wird auf der Gebäuderückseite im hinteren Teil der Oberdorfstraße eine Spielstraße mit Attraktionen wie Hüpfburg und Kinderschminken aufgebaut. Um angesichts der vielen Attraktionen auch bei Kräften zu bleiben, bietet Uhingens Feuerwehr einen Mittagstisch an, die Jugendfeuerwehr serviert zudem Kaffee und Kuchen im Jugendcafé. Die Jugendfeuerwehr präsentiert zudem in einer Schauübung ihre bisher erlernten Fähigkeiten; Beginn ist um 14 Uhr. Außerdem wird es einen Infostand geben, bei dem Feuerwehrangehörige allgemeine Fragen zum Brand- und Bevölkerungsschutz beantworten. Steffen Kwiatkowski und Bürgermeister Matthias Wittlinger hoffen, dass sich möglichst viele Menschen am Sonntag, 17. September einfinden, um einen Einblick in das intensive und Lebens rettende Hobby Feuerwehr erhalten wollen.

Hintergrund: 131 Ehrenamtliche, darunter sechs Frauen, riskieren ihr Leben und opfern ihre Freizeit für ihre Mitmenschen, weil sie sich bei der Freiwilligen Feuerwehr Uhingen engagieren. Die Gesamtwehr ist in sechs Abteilungen untergliedert: Uhingen 1 mit 24 Personen (davon 2 Frauen), Uhingen 2 mit 26 Rettungskräften (davon 3 Frauen), Diegelsberg (19 Männer, 1 Frau), Baiereck (22 Mitglieder), Holzhausen (24 Angehörige) und Sparwiesen 15 Retter.

Außerdem gibt es die Jugendfeuerwehr mit 22 Mitgliedern, davon 6 Mädchen, sowie die Altersabteilung mit 33 Angehörigen. In diese wechselt man automatisch über, sobald man das 65. Lebensjahr erreicht hat. Zudem besteht die Altersabteilung der Uhinger Feuerwehr seit 40 Jahren, was in diesem Jahr mit einem Festakt für geladene Gäste gefeiert wird.

PM Stadt Uhingen

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