Landesregierung muss Austrocknung stoppen / Trockenheit und Hitze bedrohen Moore in Baden-Württemberg

Die zunehmende Trockenheit im Sommer bedroht die Moore in Baden-Württemberg. Während intakte, nasse Moore das Klima schützen und Kohlenstoff speichern, bewirken ausgetrocknete Moore das genaue Gegenteil: Sie geben klimaschädliche Treibhausgase ab und werden so zum Problem. Bei den über 45.000 Hektar Mooren in Baden-Württemberg besteht dringender Handlungsbedarf.

Moore in Oberschwaben leiden unter Trockenheit

Etwa die Hälfte der baden-württembergischen Moore befinden sich in Oberschwaben nördlich des Bodensees. „Die Moore leiden sehr unter der Sommertrockenheit“, sagt Ulfried Miller Regionalgeschäftsführer des BUND Bodensee-Oberschwaben. Dort, wo eigentlich grünes Torfmoos auf feuchtem Untergrund wachsen sollte, finden sich teils trockene, karge Böden. Die Folge: Der Torfboden kommt mit Sauerstoff in Verbindung und der dort gespeicherte Kohlenstoff tritt als Treibhausgas aus. „Ein Teufelskreis setzt sich in Gang. Denn damit werden die Klimakrise und somit Hitze und Trockenheit weiter verschärft.“

Auch Moore im Schwarzwald betroffen: Typische Moorarten werden verdrängt

Moorpflanzen und -tiere leiden unter der Trockenheit. Katharina Baudis, Regionalgeschäftsführerin des BUND Schwarzwald-Baar-Heuberg, beobachtet die Entwicklung mit Sorge. „Normalerweise sind bestimmte Bereiche im Moor immer wassergefüllt. Dort leben viele kleine Lebewesen – zum Beispiel Libellenlarven. Trocknen die Bereiche aus, dann stirbt dort die ganze Nachwuchsgeneration. Das ist im Schwenninger Moos im Schwarzwald-Baar-Kreis und in vielen anderen Mooren im letzten Jahr auf großer Fläche geschehen.“ Die Folge: Mooruntypische Pflanzen und Tiere können sich plötzlich auch in den Mooren etablieren und verdrängen seltene Moorarten wie Sumpfgrashüpfer oder Sonnentau.

Trockengelegte Moore als Klimasünde

Die Probleme, die durch die Trockenheit bei intakten Mooren auftreten, treten bei entwässerten Mooren ständig auf. Ein Großteil der Moore in Baden-Württemberg ist nach wie vor mit Drainagen und Entwässerungsgräben trockengelegt und wird vielfach als Wiese, Weide oder Acker genutzt. Ein Teil ist auch bewaldet. 1,2 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen sind durch diese entwässerten Moore im Jahr 2020 in Baden-Württemberg freigesetzt worden. Nach Auffassung des BUND Baden-Württemberg müssen die Anstrengungen im Moorschutz daher vervielfacht werden.

Moore wiedervernässen und Torfabbau stoppen

Der BUND Baden-Württemberg fordert, die Moore zügig zu renaturieren und die Entwässerung von Mooren umgehend zu stoppen. Dazu gehören umsetzungsorientiere Schutzkonzepte, ein Sofortprogramm für landeseigene Moore und Moorböden und mehr Grunderwerb und Flächentausch, um Moore in die Renaturierung zu bekommen. Außerdem braucht es mehr Fördermittel für Moorschutz-Projekte und Hilfen für Landwirt*innen, die Moore natur- und klimaverträglich zu bewirtschaften. Dabei könnte auch das geplante Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben helfen.

Die weitere Zerstörung von Mooren, zum Beispiel durch Torfabbau im Reicher Moos im Kreis Ravensburg, muss beendet werden. „Der Torfabbau verhindert eine umgehende Renaturierung und Wiedervernässung dieser landeseigenen Fläche. Sie wäre angesichts der trockenen Sommer dringlicher denn je. Konzepte dazu gibt es – sie müssen nur umgesetzt werden. Da sind die Landesministerien gefordert“, sagt BUND-Regionalgeschäftsführer Miller.

Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, müssen allein in Deutschland jedes Jahr rund 50.000 Hektar Moore wiedervernässt werden.

Mehr Informationen:

„Mooratlas 2023: Klimaschützer in Gefahr“ von BUND, Heinrich-Böll-Stiftung und der Michael Succow Stiftung, Partner im Greifswald Moor Centrum
Moore als Klimaschützer
Broschüre „Moore: Lebensinseln und Klimaschützer“
Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben

PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V.

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