- Flächenbedarf für deutsche Agrokraftstoffe steigt im laufenden Jahr um bis zu 40 Prozent und damit um Fläche doppelt so groß wie das Saarland
- Gesetzgebung ermöglicht verstärkte Nutzung von Raps-, Soja- und Sonnenblumenöl im Tank; mit gravierend negativen Auswirkungen auf Klima, Biodiversität und Ernährungssicherheit
- DUH fordert Stopp der Förderung von Agrosprit
Die aktuelle Gesetzgebung führt zu einer Ausweitung der Flächen für deutsche Agrokraftstoffe um bis zu 40 Prozent und damit um eine Fläche mehr als doppelt so groß wie das Saarland. Zu diesem Ergebnis kommen neue Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Grund für den Anstieg: Die letzte Bundesregierung hat es bei der Einführung des längst überfälligen Förderstopps von Palmöl im Tank verpasst, die Agrokraftstoff-Förderung um den Palmöl-Anteil abzusenken. Dadurch wird es Kraftstoffherstellern ermöglicht, die bisher angerechnete Menge an Palmöldiesel durch Kraftstoffe aus Raps-, Soja- und Sonnenblumenöl zu ersetzen. Da diese Ölsaaten jedoch deutlich weniger Öl pro Hektar produzieren, wird für die gleiche Menge Öl deutlich mehr Fläche benötigt. Die DUH fordert die Ampelregierung auf, die Förderung von Agrosprit gänzlich zu stoppen, um die gravierend negativen Auswirkungen der Flächenverschwendung für Agrosprit auf Klima, Biodiversität und Ernährungssicherheit zu beenden.
Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Schon vor zwei Jahren haben wir davor gewarnt, dass Palmöl durch andere Pflanzenöle ersetzt wird, wenn nicht gleichzeitig auch die allgemeine Obergrenze für die Agrokraftstoff-Förderung abgesenkt wird. Trotzdem wurde die Höhe der Agrosprit-Förderung nicht um den Palmöl-Anteil abgesenkt. Unsere neue Berechnung zeigt nun die katastrophalen Ausmaße dieses Fehlhandelns. Bereits seit Monaten liegt ein Entwurf des Umweltministeriums vor, der die staatliche Förderung von Agrokraftstoffen ab nächstem Jahr etwa halbieren und bis 2030 komplett auslaufen lassen würde. Um die Fehlentscheidung der letzten Bundesregierung endlich zu beheben, fordern wir insbesondere den blockierenden Verkehrsminister Wissing auf, den Weg für die Abstimmung dieses Entwurfs im Bundestag freizumachen. Die Bundesregierung muss diesem Irrsinn begegnen, indem sie die Förderung von Agrosprit stoppt.“
Hintergrund:
Seit Januar 2023 kann Palmöldiesel nicht mehr auf die Treibhausgasminderungsquote im Verkehr angerechnet werden. Diese Entscheidung war richtig und überfällig: Der Agrokraftstoff-Boom hat die Ausweitung der Palmöl-Plantagen in Südostasien befeuert, Millionen Hektar einzigartigen Regenwald vernichtet und artenreiche Ökosysteme irreversibel zerstört. Bereits 2021 wurden für deutschen Agrokraftstoff 1,6 Millionen Hektar Agrarland weltweit belegt.
Link:
Unsere aktuellen Berechnungen finden Sie hier: https://l.duh.de/p230708
PM Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)