Ministerrat bringt neue Biogasstrategie Baden-Württemberg auf den Weg

„Jede zehnte Biogasanlage in Deutschland steht in Baden-Württemberg. Deshalb ist es wichtig, diese Anlagen so weiterzuentwickeln, dass sie auch in Zukunft zur Energieversorgung beitragen. Dabei spielt die Nutzung von Reststoffen genauso wie die Abwärmenutzung in kommunalen Wärmenetzen eine große Rolle. Biogas kann vor allem dann zum Einsatz kommen, wenn Sonne und Wind nicht genügend Strom liefern. Die Biogasstrategie ist ein Baustein zur Erreichung der Klimaziele des Landes“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Dienstag (4. Juli 2023) in Stuttgart im Anschluss an die Kabinettssitzung.

„Biogas gewinnt als speicherbarer, erneuerbarer Energieträger eine große Bedeutung. Im Unterschied zu grünem Wasserstoff ist Biogas bereits heute sofort verfügbar und eine verlässliche Säule im erneuerbaren Energiemix. Dabei steht die Biomethanerzeugung und -einspeisung, die Flexibilisierung des Anlagenbestands und Kombination mit anderen regenerativen Energieträgern im Fokus“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Peter Hauk.

Mit dem Beschluss der Biogasstrategie Baden-Württemberg hat die Landeregierung einen weiteren wichtigen Schritt hin zur Realisierung ihrer ehrgeizigen Klimaziele gemacht. Das Land hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu werden. Vor diesem Hintergrund muss eine Transformation des Energiesystems hin zu erneuerbaren Energien erfolgen, was mit einer zunehmenden Energiebereitstellung durch die fluktuierenden Energieträger Sonne und Wind einhergeht.

Biogas ist ein Energieträger der Zukunft

Dr. Andre Baumann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, sagte: „Aus energiewirtschaftlicher Sicht ist die Aufbereitung von Biogas zu Biomethan und dessen Einspeisung ins Gasnetz von großer Bedeutung. Im Gegensatz zu anderen erneuerbaren Energien ist das grüne Gas langfristig speicherbar.“ Zusätzlich könne in regionalen Wärmenetzen die ausgekoppelte Wärme effektiv genutzt werden. „Die Erzeugung von Biogas kann auch zum Erhalt der Biodiversität beitragen. Es geht vermehrt um eine Steigerung der Reststoffnutzung, die stärkere Nutzung von Bioabfällen und den Einsatz von biodiversitätsfördernden Substraten wie Blühpflanzen. Durch die Verwertung von Reststoffen müssen weniger nachwachsende Rohstoffe rein zur Erzeugung von Biogas angebaut werden. Die frei werdenden Ackerflächen stehen für andere Zwecke wie die Ernährungssicherung zur Verfügung“, ergänzte Baumann. Biogas ist entweder dezentral an der Biogasanlage oder über den größten Energiespeicher, das Erdgasnetz speicherbar. „Dort eingespeistes Bio-Methan stellt Strom und Wärme dann bereit, wenn Bedarf besteht“, erklärte Minister Hauk.

Industrie und Landwirtschaft brauchen erneuerbare Rohstoffe

„Biogasanlagen können noch wesentlich mehr als Energie bereitstellen“, sagte Minister Hauk. Neben der Energieversorgung würden Biogasanlagen eine wichtige Funktion als Drehscheibe für biogene Roh- und Nährstoffe in der Fläche übernehmen. Sie könnten erneuerbare Kohlenwasserstoffe und biobasierte Materialen für industrielle Anwendungen bereitstellen und den Bedarf an fossilen Rohstoffen vermindern. Die Biogasstrategie Baden-Württemberg hat das Ziel, den Biogasanlagenbestand systemdienlich weiterzuentwickeln und setzt dabei vorrangig auf pflanzliche Reststoffe und Bioabfälle.

„Ziel der Biogasstrategie Baden-Württemberg ist es, den Beitrag von Biogas zur Erreichung unserer Treibhausgas-Minderungsziele zu maximieren und gleichzeitig die ländlichen Räume zu stärken“, betonte Ministerpräsident Kretschmann.

Weitere Informationen:

Die Biogasstrategie Baden-Württemberg adressiert drei Strategiefelder:

  1. Transformation hin zu einer systemdienlichen Biogaserzeugung

Dabei steht die Biomethanerzeugung und -einspeisung, die Flexibilisierung des Anlagenbestands und Kombination mit anderen regenerativen Energieträgern im Fokus.

  1. Anpassung des Substrateinsatzes

Es geht um eine Steigerung der Reststoffnutzung, die stärkere Nutzung von Bioabfällen und den vermehrten Einsatz von biodiversitätsfördernden Substraten wie Blühpflanzen.

  1. Einbindung in Bioökonomie-Konzepte im Sinne der Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie

Dabei geht es um die Unterstützung von Koppel- und Kaskadennutzungskonzepten. Ein besonderer Fokus liegt auf der optimalen Nutzung von Gärprodukten und deren höhere In-Wertsetzung (Fasern für stoffliche Nutzungen, Torfersatz, Mineraldüngerersatz).

Mit der Biogasstrategie sollen folgende Ziele erreicht werden:

  • Optimale Integration in das auf erneuerbaren Energien basierende Energiesystem
  • Maximierung des Beitrags von Biogas zur Erreichung der Treibhausgas-Minderungsziele
  • Möglichst umfassende Verwertung des technisch nutzbaren Potentials an Gülle/Mist und weiteren verfügbaren biogenen Reststoffen landwirtschaftlicher und gewerblicher Herkunft im Sinne der Kreislaufwirtschaft, sofern vorteilhaft gegenüber anderen Verwertungsmöglichkeiten
  • Stärkung der ländlichen Räume durch leistungsfähige, dezentrale Biogas­anlagen, die zur Wertschöpfung und zur Stabilisierung der Energieversorgung beitragen
  • Zuverlässige Stärkung der landwirtschaftlichen Betriebe
  • Kostensenkung, Reduzierung von punktuellen Nährstoffüberschüssen und Effizienzsteigerung durch Optimierung der Nährstoffströme

 

Weitere Informationen über die Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie finden Sie unter: https://biooekonomie.baden-wuerttemberg.de

PM Staatsministerium Baden-Württemberg

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