Die Stärken des Modellbauers Beuttenmüller in Uhingen sind das besondere Knowhow der Mitarbeiter und das hohe Vertrauen der Kunden. Rechtsanwalt Rainer Tillmann führt das Unternehmen mit seinen rund 70 Fachkräften seit Insolvenzeröffnung am 1. Januar 2023 durch eine schwierige Phase. Trotz der hohen Anforderungen im Tagesgeschäft und in der Restrukturierung sieht er das Unternehmen mit seinen hoch motivierten Mitarbeitern auf einem guten Weg. Auf dem ersten Modellbautag Südwest haben sich die Ansprechpartner des Unternehmens und der Automobilhersteller über die besonderen Herausforderungen der Transformation ausgetauscht.
Mit „Autopapst“ Professor Willi Diez (Foto), Unternehmensberater Matthias Kramolisch von der auf Krisenbewältigung spezialisierten Management- und Beratungsgesellschaft AMBG, sowie dem populären Motorrennsportler Hans Joachim Stuck hatte Beuttenmüller drei hochkarätige Referenten geladen, die den Modellbautag mit ihren Einblicken, Analysen und Erlebnissen bereicherten. Dazu gab es ausreichend Gelegenheit für die Mitarbeitenden von Beuttenmüller, mit den Vertretern der Autoindustrie ins Gespräch zu kommen. Rainer Tillmann war am Ende der Veranstaltung hoch zufrieden: „Das Feedback der Gäste und Mitarbeiter ist durchweg positiv.“
Den Verbrennermotor will der Wirtschaftswissenschaftler Willi Dietz nicht abschreiben. In seinem Vortrag machte Diez deutlich, dass die vielbeschworene E-Mobilität weltweit zwar noch etwas zunehmen werde, aber nicht zuletzt wegen einer fehlenden leistungsfähigen Infrastruktur seien dem Vormarsch des Elektromotors Grenzen gesetzt sind. Der Anteil der E-Autos am Weltmarkt werde etwa 25 Prozent betragen, glaubt Diez. Dabei verwies er neben der Herkulesaufgabe bei der Schaffung der Infrastruktur auf die noch ungenügenden Reichweiten. Mit Blick auf den Klimaschutz machte Diez auch Fragezeichen hinter der Behauptung, das E-Auto fahre emissionslos und erinnerte nur an die Herstellung der Batterien.
Wasserstoff hätte laut Diez das Zeug dazu, eine alternative Antriebstechnik zu werden, doch sei man bis zum EU-weiten Verbrennerverbot 2035 noch nicht so weit, um diesen im großen Stil in die Tanks zu füllen. Einen Haken sieht Diez, wie auch bei den E-Fuels, darin, dass die Energieeffizienz alles andere als optimal sei. Der Experte geht daher davon aus, dass der Verbrennungsmotor noch lange laufen wird. Den Hinweis auf zu teuer werdendes Benzin lässt Diez dabei nicht gelten. Zum einen würde der Strompreis auch noch deutlich steigen, zum anderen hätten die Erdöl exportierenden Länder auch in 50 Jahren noch ein Interesse daran, ihr schwarzes Gold zu verkaufen.
Anders als bei den Antriebstechniken ist Diez bei der zunehmenden Konnektivität deutlich zuversichtlicher. Die Vernetzung digitaler Infrastrukturen werde sich im Automobilbau rasch durchsetzen, ist der Wissenschaftler sicher. Allerdings gelte hier dasselbe wie bei der Entwicklung neuer Antriebstechniken: Die Musik spiele da längst nicht mehr in Deutschland. Deshalb forderte Diez weit gehende Investitionen in die Bildung. Auch in Relation zu den Kostenschätzungen beispielsweise für das Bundeskanzleramt und die Stuttgarter Oper, seien die Bildungsausgaben nach wie vor viel zu gering.
Das Rad der Globalisierung lässt sich nicht mehr zurückdrehen, ist Matthias Kramolisch von der Unternehmensberatungsgesellschaft AMBG überzeugt. Trotz Krisen, Kriegen und Lieferkettenproblemen sei der weltweite Handel mit Waren erforderlich. Eine Lokalisierung in einzelnen Bereichen mache aber durchaus Sinn, gab der Restrukturierungs- und Sanierungsberater zu verstehen. Vor allem bei Produkten, bei denen die Abhängigkeit vom Ausland zu groß ist. Als Beispiel hierfür nannte er unter anderem den Pharmabereich, wo allein mehr als 60 Prozent der Antibiotika aus China oder Indien kämen. Hier gelte es, das Risiko zu verringern. Am Beispiel der Solartechnik machte Kramolisch deutlich, wie es nicht laufen sollte. Hier hätte Deutschland einst die Nase vorn gehabt, jetzt würde aber nur noch in Fernost produziert. Dass Globalisierung nicht immer mit der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland einhergehen muss, zeigte Kramolisch am Beispiel eines chinesischen Batterieherstellers auf, der ein Werk in Deutschland errichtet habe.
Das i-Tüpfelchen des Modellbautages war der Vortrag des Rennfahrers Hans-Joachim Stuck. Der erzählte, mit vielen Fotos belegt, von den Stationen seiner langen Karriere und hatte bei manchem Bonmot die Lacher auf seiner Seite. Allerdings wies der 72-Jährige immer wieder darauf hin, wie sich die Sicherheitsvorkehrungen im Rennsport sowohl an der Strecke, aber vor allem auch am Rennwagen in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben. Stuck, der 1969 seine Karriere begann und bis zu dem Ende seiner Laufbahn 2011 „im Rennsport alles fuhr, was Räder hatte“ (selbst Truck-Rennen waren darunter), plauderte auch über seine Begegnungen mit vielen anderen Rennsportlern, darunter Niki Lauda, der der Entwicklung des Rennsports viele wichtige Impulse gegeben habe.
Text und Foto: Rüdiger Gramsch