Am 20. April besichtigte der Kultur- und Sportausschuss einen Teil der Magazinflächen des Göppinger Stadtarchivs. Dabei wurde neben dem Standort im Alten Kasten, wo sich die älteren und häufig konsultierten Bestände befinden, auch das größte Außenmagazin des Archivs am Rande der Altstadt besucht. Leider keine optimale Unterbringung für das „Gedächtnis der Stadt“ – das Boehringer-Areal könnte die Lösung sein.
Stadtarchivar Dr. Dominik Gerd Sieber führte mit den beiden Diplomarchivaren Martin Mundorff und Janina Pinger die Mitglieder des Kultur- und Sportausschusses zusammen mit Erster Bürgermeisterin Almut Cobet über mehrere Etagen durch die Räumlichkeiten des Außenmagazins. Die Teilnehmenden konnten sich so ein unmittelbares Bild von der Situation vor Ort machen. Dieses Depot, das mit weiteren dezentralen Dependancen im ganzen Stadtgebiet verstreut ist, stellt sich aus archivfachlicher Sicht als wenig optimal dar: Die Räumlichkeiten erfüllen nicht die Anforderungen an ein modernes und zeitgemäßes Archivmagazin. Neben Klimaschwankungen sind vor allem massive Platzprobleme zu beklagen. „Keine optimalen Bedingungen, dabei ist das Stadtarchiv doch ein beeindruckender Schatz der Stadt, der gewürdigt und bestmöglich erhalten werden muss“, wie Erste Bürgermeisterin Almut Cobet betonte.
Die Größe des Stadtarchives ist schlicht beeindruckend. Über 2.000 laufende Meter Archivgut beherbergt das „Gedächtnis der Stadt“, Tendenz steigend, trotz Digitalisierung. Das älteste Dokument findet sich in Gestalt einer Pergamenturkunde des Göppinger Spitals aus dem Jahre 1318. Als weiteres „Highlight“ ist etwa die Chronik von Elias Laichinger aus dem 17. Jahrhundert zu nennen, die neben Einblicken in die Ereignisse rund um den Dreißigjährigen Krieg vor allem durch die erstmalige Nennung des Maientages bedeutend ist. Und das so genannte Stadtquadratbuch ist so etwas wie eine Blaupause des klassizistischen Wiederaufbaus Göppingens nach dem verheerenden Brand von 1782. Bis heute ist der dort dargestellte Schachbrettgrundriss für Göppingen stadtbildprägend. Generell birgt das Stadtarchiv die schriftliche Überlieferung der Stadt, die aus rechtlichen oder historischen Gründen dauerhaft zu bewahren ist. Seit Jahrzehnten bemüht sich das Stadtarchiv um adäquate Magazinflächen, um die bisher stets als Provisorien verstandenen Lager gegen archivfachlich akzeptable Räumlichkeiten einzutauschen, wie der Leiter von Archiv und Museen, Dr. Dominik Gerd Sieber, erläuterte. Bei der dauerhaften Bewahrung diesen Teils des kulturellen Erbes der Stadt Göppingen handelt es sich um eine Pflichtaufgabe der kommunalen Verwaltung.
Pläne für Boehringer-Areal
Mit der Entwicklung des Boehringer-Areals ergibt sich für das Stadtarchiv nun eine echte Chance: Im Bereich der ehemaligen Modellschreinerei ist geplant, ein zentrales Archivmagazin mit einer platzsparenden und effizienten Rollregalanlage einzurichten, samt einem Quarantäneraum für neu zugegangenes Schriftgut und einem Lesesaal für Nutzerinnen und Nutzer des Archivs. Damit würde das Stadtarchiv einen Quantensprung machen, wie Stadtarchivar Dr. Sieber unterstreicht: Neben der fachlich einwandfreien Unterbringung des reichen stadtgeschichtlichen Quellenbestands, könnte damit auch die bislang ressourcenraubende dezentrale Struktur der Einrichtung überwunden werden.
Digitalisierung
Darüber hinaus steht das Stadtarchiv aber noch vor einer weiteren Herausforderung für die Zukunft, die ohne Übertreibung als epochal zu bezeichnen ist. Denn über die Bewahrung der analogen Überlieferung hinaus steht nun die digitale Langzeitarchivierung an. Hierzu führt das Göppinger Stadtarchiv derzeit das vom Landesarchiv implementierte DIMAG (= Digitales Magazin) ein. Parallel erfolgt die sukzessive Digitalisierung der gesamten Stadtverwaltung mit ihrem Verwaltungsschriftgut. Auch hier ist das Stadtarchiv beratend tätig. Erste Bürgermeisterin Almut Cobet betonte den Ausschussmitgliedern gegenüber die hohe Relevanz dieses Zukunftsprojekts.
Foto (Stadt Göppingen): Der Kultur- und Sportausschuss machte sich zusammen mit Erster Bürgermeisterin Almut Cobet ein Bild von den Räumlichkeiten des Außenmagazins.
PM Stadtverwaltung Göppingen