Sexuelle Bildung – mehr als Aufklärung!

Sexualpädagogische Angebote in Schulen und der Jugendarbeit gehören zu den Aufgaben von pro familia. Im Jahr 2022 fanden wieder nahezu so viele Veranstaltungen statt wie in den Vor-Corona-Jahren. Und längst sind die 19 pro familia Beratungsstellen im Land auch in der Schulung von Lehr- und Betreuungskräften sowie in der Begleitung von Einrichtungen bei der Entwicklung von sexual-pädagogischen Konzepten aktiv. Insgesamt 3405 Veranstaltungen der sexuellen Bildung/ Sexualpädagogik wurden 2022 von pro familia in Baden-Württemberg durchgeführt, 45.779 Personen wurden erreicht.

„Sexuelle Bildung ist sehr viel mehr als die Vermeidung von Jugendschwangerschaften – auch wenn die sehr geringe Quote an Schwangerschaften Minderjähriger in Deutschland durchaus auf gute Präventions- und Informationsarbeit zurückgeführt werden kann“, so Ruth Weckenmann, Vorsitzende von pro familia  Baden-Württemberg. Sexuelle Bildung will Menschen aller Altersgruppen dabei unterstützen, ihre Sexualität selbstbestimmt und grenzachtend leben zu können. „Sexualität ist ein existenzielles Grundbedürfnis des Menschen und ein zentraler Bestandteil seiner Identität und Persönlichkeitsentwicklung“ heißt es im Rahmenkonzept der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA, 2016). Dort wird Sexualität auch als „integraler Bestandteil von Gesundheit“ bezeichnet. pro familia baut mit seinem Verständnis von sexueller Bildung auf dieser Sichtweise auf.

Kinder und Jugendliche werden altersgerecht und qualifiziert unterstützt, einen guten Umgang mit ihrem Körper und ihrer Sexualität zu finden, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und die anderer zu akzeptieren, Offenheit, Neugier und Akzeptanz gegenüber unterschiedlichen Lebens- und Liebesweisen zu entwickeln. Weitere Ziele sind die Prävention von sexuellem Missbrauch und der reflektierte Umgang mit der Darstellung von Sexualität und Geschlechterrollen in den Medien. 57% der Angebote 2022 richteten sich unmittelbar an Kinder und Jugendliche. 40% der erreichten Personen waren unter 14 Jahren alt, insgesamt zwei Drittel unter 18 Jahren. 1841 Veranstaltungen fanden mit Schulklassen und 109 in Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit statt.

An Lehrkräfte und Erzieher*innen richteten sich 236 Veranstaltungen, 198 an andere Multiplikator*innen und 307 an Eltern. Damit nahmen Veranstaltungen für diese Zielgruppen um 30% gegenüber 2019 zu. Die Veranstaltungen vermitteln Kenntnisse über die altersentsprechende sexuelle Entwicklung und bieten Raum für Fragen. Sie helfen, Entwicklungen in den Medien einzuordnen, unterstützen beim pädagogischen Umgang mit der Darstellung von Sexualität in den sozialen Medien und mit Phänomenen wie etwa Sexting, dem Versenden und Empfangen von freizügigen Aufnahmen zwischen Jugendlichen.

pro familia begleitet auch ganze Einrichtungen in dem Prozess, sexualpädagogische Konzepte zu entwickeln, etwa Kitas und Jugendhilfeeinrichtungen sowie, in einem Projekt zusammen mit der Lebenshilfe Baden-Württemberg, Einrichtungen der Behindertenhilfe. Es geht um die Haltung der Einrichtungen, den Blick auf Sexualität, um Verhaltensleitlinien, den Umgang mit Nähe und Distanz. Darum, wie das Klima in der Einrichtung durch Aufklärung, Präventions- und Partizipationsangebote positiv gestaltet werden kann und dass Kinder und Jugendliche, aber auch Menschen in Behindertenhilfe-einrichtungen Ansprechpersonen bei Fragen und Problemen haben.  Sexualpädagogische Konzepte sind die Basis für Schutzkonzepte, wie sie für Betreuungseinrichtungen und Schulen, aber auch für außerschulische Veranstalter wie Vereine gefordert werden und teils bereits vorgeschrieben sind.

Um das Bildungsangebot für Lehr- und Betreuungskräfte, für Eltern und Multiplikator*innen sowie Einrichtungen bedarfsgerecht auszubauen fehlt es bislang an ausreichender finanzieller Unterstützung. „Wir halten für die sexuelle Bildung im Land eine deutlich bessere, langfristige Förderung für dringlich – sowohl durch die Kultus- als auch durch die Sozialverwaltung“, so Ruth Weckenmann.

pro familia Baden-Württemberg ist Fachverband für Sexualität, Partnerschaft und Familienplanung und Dachverband für 19 Beratungsstellen und fünf Außenstellen im Land. Sie bieten Sexual-, Schwangerschafts-, und Paarberatung sowie Veranstaltungen zur Sexuellen Bildung, darunter sexualpädagogischen Angebote in Schulen und Fortbildung für Eltern, Lehrkräfte und Betreuungspersonal. pro familia Baden-Württemberg wird durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg gefördert und ist Mitglied im PARITÄTISCHEN Baden-Württemberg und im Landesfrauenrat. Weitere Informationen unter www.profamilia.de/baden-wuerttemberg

PM pro familia Baden-Württemberg

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