Vor ein paar Tagen traf ich mein Patenkind Anna. Anna ist 11 und kommt jetzt nach den Ferien in eine neue Schule. Ich fragte sie, wie ihr zu Mute ist. „Hmm“, sagte sie und setzte sich bei ihrer Mutter auf den Schoß. „Ich hab schon ein bisschen Angst.“ Ihre Mutter, Lehrerin in eben dem Schultyp, in den Anna bald kommt, sagte nichts, aber ihre Augen schimmerten feucht.
„Stark“, dachte ich und sagte es auch: „Stark, Anna, dass du das sagen kannst! Und ich wünsche dir Mut!“ „Danke“, sagte Anna.
Stark fand ich, dass Anna jemanden hat, bei dem sie Halt hat, ihre Mutter. Soviel Halt hat sie da, dass sie wahrnehmen und aussprechen kann, wie sie sich fühlt vor dem Neuen, auf das sie zugeht. Stark auch, dass ihre Mutter ihr den Halt gönnt und ihre eigenen Empfindungen in diesem Moment zurückstellt. Und stark auch, dass Anna meinen guten Wunsch angenommen hat.
Ich hätte Anna und ihrer Mutter gerne noch etwas von Gott gesagt. Das wissen sie wohl schon, aber manches ist gut, es immer wieder zu hören. So wie: „Ich hab dich lieb.“ Ich hätte gerne noch gesagt: „Gottes Kraft ist mit dir. Es ist die Kraft von Jesus. Jesus hat es mit Gott schaffen können in jeder Situation. Jesus hat uns diese Kraft weitergegeben.“
Wahrscheinlich hätte Anna das gut verstanden, so wie ich sie kenne. Wenn sie mich aber fragend angeschaut hätte, oder wenn sie „hä?“ gefragt hätte, dann hätte ich sie an ihre Taufe erinnert. Da wurde sie ja mit dem Heiligen Geist beschenkt.
Vielleicht hätte ich mit Anna und ihrer Mutter auch die schöne Übung ausprobiert: 1 Minute nicht bewegen. Was passiert da? Wir bemerken unseren Atem! Der kommt und geht, ohne dass wir uns bewegen. Er kommt und geht „von selbst“, ich sage„ von Gott“. Der Atem ist eine unsichtbare Kraft, die unser Leben trägt. Unsere Lebenskraft. Sie kommt von Gott. „Hier ist Gottes Kraft für dich!“, hätte ich Anna gern aufmerksam gemacht. Vielleicht tue ich es noch. Und es ist schön, dass Sie, liebe Leserin, lieber Leser jetzt darauf aufmerksam geworden sind: „Hier ist Gottes Kraft für dich!“
Pfarrerin Maren Pahl