Sonntagsgedanken: Richtig sehen und (zu)hören

Die Bibel kennt sich aus mit dem richtigen Sehen und dem richtigen Hören. Auch wissen die Schriften des Alten und des Neuen Testaments um die Tiefendimensionen: Beim Sehen geht es um das wahrhaftige Erkennen und beim Hören um das richtige Begreifen. So auch im Sonntagsevangelium nach Markus (7,31-37) bei der Heilung eines Taubstummen und im Jakobusbrief (2,1-3) beim Blick auf die Armen.

Zuhoeren - HinsehenZwar sagt der Volksmund, Liebe mache blind. Aber die Heilige Schrift weiß es anders. Die Liebe Gottes macht sehend. Und der liebende Mensch wird nicht mehr blind sondern vielmehr nachsichtig. Er erkennt die Schwächen des anderen und hat Verständnis dafür, er erkennt seine eigenen Fehler und besitzt Demut, sie nicht zu leugnen. Vor allem lässt er sich von der Armut des Mitmenschen nicht blenden, denn niemals kann Armut den Wert eines Menschen in den Augen Gottes schmälern. Und beim Hören weiß die Bibel, dass der Glaube vom Hören kommt. Und Zuhören ist die Grundlage, das Fundament des Sprechens und Handelns, wie Papst Franziskus in seiner Predigt am 25. Juni in der Kapelle des Gästehauses Santa Marta betont.

So geht es beim Hören auf das nach außen gerichtete, die Stimmen unserer Mitmenschen zu verstehen, sie in unser Inneres einlassen. Aber wir haben noch eine andere Fähigkeit: Nach innen lauschen und eine innere Melodie aufnehmen, eine Stimme, die uns bei Entscheidungen hilft, ermuntert und tröstet. Auf diese Stimme zu hören ist existenziell – und wir sind gefordert, einen inneren Schallraum zu schaffen, in dem Gottes Wort und Weisung vernehmbar wird. Das Hören nach außen und das Hören nach innen ergänzen sich dabei.

Von Jesus sagen die Menschen im heutigen Evangelium: „Er hat alles gut gemacht!“

Es wäre heilsam und gut, wenn Menschen in der kommenden Woche nach einem Gespräch und einer Begegnung mit uns sagen würden: Das hat mir gut getan! Oder ich mir selbst sagen kann: Ich habe auf meine innere Stimme gehört.

Gutes Sehen und vor allem Hören wünsche ich Ihnen.

 

Norbert Köngeter

Stadtdiakon Katholische Kirchen Göppingen

 

Bildunterschrift: Zuhören, Hinsehen – und Handeln am Gehörten ausrichten

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